Grenzach-Wyhlen Dankend euren Namen ehren

Helmut Bauckner
Die Konfirmationsgesellschaft von Elisabeth Richter in der Grenzacher Schlossgasse (um 1933). Die Konfirmandin erkennt man am Haarkränzchen, die Großmütter und die Mutter an der Markgräfler Festtagstracht. Vater und Pate tragen Zylinder. Foto: zVg/ Walter Oertlin

Konfirmation: Blick auf Konformationstraditionen in Grenzach-Wyhlen und der Regio

Grenzach-Wyhlen - Bald ist es wieder soweit: Es dürfen wie jedes Jahr Tausende Jugendliche das Fest ihrer Konfirmation feiern und werden somit mit allen Rechten ausgestattete Mitglieder ihrer Evangelischen Kirche.

Der Festtag wird immer noch feierlich begangen, am Morgen natürlich mit einem Gottesdienst und dann als großes Familienfest mit Tanten, Onkels, Großeltern und Freunden. Und im Markgräflerland gehört Ochsenfleisch mit Meerrettichsoße zu einem richtigen Festessen und natürlich Linzertorte, schon Tage zuvor von der gestressten Mutter gebacken.

Man ist ja jetzt schließlich „erwachsen“.

Was übrig bleibt, gibt man den Gästen und auch allfälligen Besuchern als „Bhaltis“ mit auf den Weg. Und mancher Konfirmand darf an diesem Tag zum ersten Mal offiziell ein Gläschen Gutedel trinken, egal, ob es schmeckt, man ist ja jetzt schließlich „erwachsen“.

Die Idee von der Konfirmation entstand schon zu Lebzeiten Luthers, der allerdings davon nicht begeistert war, denn er sah in der Kindertaufe ein Sakrament, das keiner Erneuerung in einer Konfirmation bedurfte. Der Straßburger Theologe Martin Bucer und sein Freund Philipp Melanchton wollten jedoch mit der Erneuerung des Taufbundes eine Brücke schlagen zur Täuferbewegung, welche die Kindestaufe ablehnte. Die Einführung in den Katechismus und der Zugang zum Abendmahl wurden von Luther natürlich positiv gesehen.

Welch hohen Stellenwert dieser Tag im religiösen Leben der Jugendlichen einst hatte, dokumentieren in eindrucksvoller Weise Konfirmandenbriefe aus früheren Zeiten, gerichtet an die Patinnen und Paten.

Konfirmandenbriefe aus Grenzach verschickt

Die mir vorliegenden Briefe stammen aus der Zeit zwischen 1881 und 1914, alle von Grenzach aus verschickt oder nach Grenzach geschickt. Schon das edle Schreibpapier, oft umrahmt von goldfarbenen Girlanden und geschmückt mit farbigen Blumenbouquets, belegt die Wertigkeit dieser Briefe. Jeder der 17 Briefe hat eine andere Dekoration, es scheint also eine große Auswahl gegeben zu haben.

Faszinierend sind die Inhalte dieser Briefe, die deutlich machen, dass die Paten aus ihrer Verantwortung, die sie bei der Taufe übernommen hatten, entlassen werden, da man jetzt selbstverantwortlich ist für seinen christlichen Glauben. Dass man den jungen Leuten bei den Formulierungen sprachlich behilflich war und ihnen vermutlich Formulierungsvorschläge zur Verfügung gestellt hat, ist deutlich zu spüren. Aber trotzdem sind alle Briefe verschieden.

Hier ein Beispiel für das unglaubliche Sprachniveau einer Vierzehnjährigen: „Dankend will ich euren Namen ehren bis ans Ende meines Lebens u. der allgütige Vater im Himmel lasse seinen reichen Segen über euch fließen, u. belohne euch tausendfältig für alles, was ihr an mir gethan habt. Ja, seine Gnade erhalte euch bis ans Ende eurer Tage in beständiger Gesundheit u. im Schoße des Friedens und dann, wenn eure irdische Hütte zerfällt, so möge Gott euren Geist in die seligen Gefilde des Himmels hinüberführen.“ Und alles fehlerlos geschrieben mit Schreibfeder und Tinte, ohne „Dolken“ (Tintenklecks), ohne Verbesserungen, in lupenreiner deutscher Schreibschrift!

Dass man auch die lateinische Schrift vorbildlich beherrscht hat, zeigen einzelne Anreden und Unterschriften. Lediglich ein Brief aus dem Jahr 1914 ist ganz in lateinischer Schrift geschrieben, außerdem wird der Pate mit „du“ angesprochen, während man in den älteren Briefen die Anrede „Sie“ beziehungsweise „Ihr“ verwendet. Als ehemaliger Lehrer kann man bei so viel Perfektion nur vor Neid erblassen!

Konfirmationen fanden vor Ostern statt.

In einem Punkt allerdings hat sich nichts geändert: die Mädchen haben schon damals schöner geschrieben als die Buben. Und das wird wohl auch so bleiben! Da diese Briefe in der Regel Einladungen zum Fest sind, erfahren wir so das Konfirmationsdatum.

Bis auf zwei Ausnahmen fand sie immer am Sonntag Judika statt, also zwei Wochen vor Ostern, übrigens typisch für das Markgräflerland, wo heute noch „Judika“ ein Synonym für Konfirmation ist. Gott sei Dank hat Hans Braun in Bertlingen dankenswerterweise diese Kostbarkeiten gesammelt und aufbewahrt.

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