Grenzach-Wyhlen Das Beste kam zum Schluss

Die Oberbadische
Das „Vlach Quartett“ mit der zweiten Bratschistin Petra Vahle (2. von rechts). Foto: Rolf Reißmann Foto: Die Oberbadische

Konzert: „Vlach Quartett“ aus Prag begeistert im Haus der Begegnung

Mit dem Streichquartett „Vlach“ aus Prag weilten am Samstag absolute Dvorak-Spezialisten im Haus der Begegnung. Mit der Bratschistin Petra Vahle hatten die Tschechen Verstärkung vom Basler Sinfonieorchester dabei.

Von Rolf Reißmann

Grenzach-Wyhlen. Das Quintett für zwei Violinen, zwei Bratschen und Violoncello gestalteten sie absolut perfekt. Der Komponist gewährte bei den ersten drei Sätzen den Bratschen den Vorzug der Eröffnung, doch bald stiegen auch die Violinen und das Cello mit ein. Kaum spielten alle zusammen, ließen sie ihre ganze Kraft hören, dennoch klang es so leicht, als würden die Instrumente lässig über die Noten hüpfen.

Petra Vahle, Bratschistin vom Basler Sinfonieorchester, spielte zwar als Gast mit, doch war sie fest ins Quartett integriert. Hörenswert gestalteten die fünf Musiker die Dvoraksche Vielstimmigkeit. Auch im zweiten Satz blieben zunächst die Violen dominant, bald aber eroberten sich die Violinen einen ebenbürtigen Platz. Immer wieder verschaffte sich das Cello, obwohl allein, erfreulich gut Gehör, es war keineswegs nur leiser Begleiter.

Der vierte Satz erwies sich dann als Höhepunkt, bei dem jedes Zuspiel saß. So gestaltete das Quintett ein perfektes Finale. Kein Wunder, dass sich die Zuhörer mit stürmischem Beifall bedankten, was wiederum zu einer kleinen Zugabe führte. In seiner Heimat wurde das Vlach-Quartett bereits mehrfach für seine Dvorak-Interpretationen mit Preisen geehrt.

Begonnen hatte das Konzert mit dem Streichquintett g-moll von Wolfgang Amadeus Mozart. Insgesamt sechs derartige Stücke komponierte Mozart im Lauf seines Lebens. Gerne hat er wohl die Bratschen doppelt besetzt, denn – so wird überliefert – die mittelstimmige Viola sei sein Lieblingsinstrument gewesen. Unter der sicheren, aber kaum sichtbaren Führung von Jana Vlachova kamen auch recht bald die Bratschen zu Gehör. Mit Tempo und Rhythmus zeichnete sich das Quintett aus, trotz Moll war vor allem der vierte Satz von Heiterkeit geprägt.

Ganz anders dagegen der Charakter des Streichquartetts f-moll von Dimitri Schostakowitsch. Der wohl bedeutendste russische Komponist aus der nachrevolutionären Zeit bis in die 70er Jahre durchlebte alle möglichen Phasen eines Musikerdaseins. Zunächst geschätzt für sein Können, fiel er später in Ungnade beim kommunistischen Regime, musste sogar bangen, dass er ebenso rücksichtslos verfolgt würde wie viele seiner Kollegen, bis er schließlich nach Stalins Tod wieder hochgeehrt wurde.

Aus dem sehr vielseitigen Werk Schostakowitschs spielten die Prager Musiker das Streichquartett f-moll. Anlass für die Komposition im Jahr 1966 war der plötzliche Tod des zweiten Geigers des Beethoven-Quartetts, dem er sich sehr verbunden fühlte. Das Vlach-Quartett spielte die sieben Sätze ohne auffallende Pausen. Die ersten fünf Sätze waren jeweils sehr kurz, meist nur eine reichliche Minute lang. Erst die beiden letzten, „Elegie“ und „Finale“, fielen durch mehr Geschlossenheit auf. Gut hörbar waren die mitunter langen Tieftonpassagen, in denen Cello und Bratsche sehr gut zur Geltung kamen. Später eroberte sich die Violine wieder ihre Dominanz. Insgesamt ein trauriges, besser gesagt: zur Nachdenklichkeit anregendes Werk, das aber durch sein melodiöses Finale durchaus optimistisch endete. Gerade bei dieser Komposition war die Genauigkeit der Zuspiele sehr gut hörbar, präzise Wechsel zwischen den Instrumenten zeichneten die Interpretation aus.

Das Konzert war bereits das dritte Gastspiel des „Vlach Quartetts“ in Grenzach-Wyhlen, zustande gekommen durch persönliche Kontakte eines Schweizer Geigers. Bei seiner Reise zu Gastspielen in der Schweiz legte das Quartett jeweils eine kurze Pause am Hochrhein ein. Sicherlich waren die vier tschechischen Musiker auch diesmal sehr erfreut über den guten Besuch. Die Einladung für einen weiteren Auftritt nahmen sie mit.

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