Grenzach-Wyhlen Das Ende des Schleichverkehrs

Die Oberbadische
Mit einem Ruck zogen Bürgermeister Tobias Benz (links) und Ordnungsamtschef Jürgen Käuflin den Jutesack vom neuen Durchfahrverbotschild an der Ziegelhofstraße. Foto: Tim Nagengast Foto: Die Oberbadische

Sperrung: Feierliche „Enthüllung“ des Durchfahrverbotsschildes an der Ecke Ziegelhofstraße-Bandweg

Von Tim Nagengast

Ab jetzt gilt’s: Um den allmorgendlichen Schleichverkehr zum Schulzentrum zu unterbinden, hat die Gemeinde Grenzach-Wyhlen bei der Abzweigung Bandweg an der Ziegelhofstraße ein Durchfahrverbotschild aufgestellt. Die Anordnung gilt nur wochentags von 7 bis 9 Uhr – zunächst für ein Jahr auf Probe. Die Presse war gestern zur „Enthüllung“ des Schildes eingeladen.

Grenzach-Wyhlen. Der Jutesack über dem Schild sitzt straff. Zu straff, um einfach mal spicken zu können, was genau sich darunter verbirgt. Doch dieser feierliche Akt bleibt Bürgermeister Tobias Benz und Ordnungsamtsleiter Jürgen Käuflin vorbehalten. Und ehe sie nicht da sind, bleibt der Jutesack, wo er ist.

Bürgermeisterstellvertreterin Ulrike Ebi-Kuhn ist – neben zwei Pressevertretern – die Erste vor Ort. Als Anwohnerin der Ziegelhofstraße ist der als „Enthüllung“ angekündigte Termin für sie ein Heimspiel. „Zeitweise war es hier morgens so schlimm, dass man als Anwohner mit dem eigenen Auto kaum noch runtergekommen ist“, sagt sie. Denn allzu Viele hätten sich zuletzt den morgendlichen, obligatorischen B 34-Stau sparen wollen und den Schleichweg zum Schulzentrum via Ziegelhofstraße und Schneckenbergweg gewählt.

Inzwischen kommt mit Manfred Mutter ein weiterer Anlieger die Straße herunterspaziert. Stolz wedelt er von weitem mit einem weißen DIN A4-Blatt. „Als ich in der Zeitung von der kommenden Sperrung las, habe ich sofort beim Landratsamt die Sondergenehmigung für Anwohner beantragt. Ich bin bestimmt der Erste, der eine hat“, freut sich der Professor. Und schiebt nach: „Aber 60 Euro hat die Genehmigung gekostet. Für ein Jahr.“ Ebi-Kuhn zückt ihr Smartphone: „Darf ich das mal eben fotografieren? Das stell ich dann gleich in unsere Gruppe rein“, sagt sie.

Im Hintergrund hört man das Schließen von Autotüren. Bürgermeister Tobias Benz, Ordnungsamtsleiter Jürgen Käuflin und dessen Stellvertreterin Alessa Mutter sind da.

„So, jetzt, dann wollen wir mal“, sagt Benz gut gelaunt, schüttelt einige Hände und muss ob der Journalistenfrage, weshalb man für die „Enthüllung“ eines simplen Verkehrsschildes die Presse aufbietet, selbst etwas schmunzeln. „Es war uns halt wichtig. Es gab sehr viele Beschwerden hier“, hält der Rathauschef fest.

Nach einem kurzen Plausch mit einem die auf der Straße stehende Gruppe neugierig beäugenden Autofahrer schreiten Benz und Käuflin sodann feierlich zur Tat: Der Jutesack wird heruntergezogen, die Fotoapparate klicken, die Freude ist groß. Nun ist es enthüllt, das nagelneue Durchfahrverbotsschild für Motorräder und Autos samt der Ergänzung „Mo – Fr“ und „7 – 9 h“.

Nach diesem flotten Handgriff nennt der Rathauschef noch einmal die Gründe für das Aufstellen des Schildes: „Wenn sich von der Ampel her ein Rückstau bildet, nutzen Eltern, aber auch Lehrer die Ziegelhofstraße als Umgehungsschleichweg. Das hat hier bei Anliegern für großen Unmut gesorgt und war auch ein Punkt bei der Verkehrsschau im vergangenen Sommer.“ Man habe dann Gespräche – auch mit Behörden – geführt und einige Szenarien durchgespielt. „Da kam zum Beispiel die Idee auf, die Ziegelhofstraße zur Einbahnstraße zu machen, aber das wollten viele Leute hier dann doch nicht“, blickt Benz zurück. Also habe man sich für ein temporäres Durchfahrverbot entschieden.

Warum keine Komplettsperrung außer für Anlieger? „Das hätte wenig gebracht, denn dann sagt bei Kontrollen jeder Angehaltene, er habe hier ein Anliegen“, erläutert Jürgen Käuflin den Sinn des Schildes. Und ergänzt: „Aber ein Schild ist eben auch nur so gut, wie es überwacht wird.“

Und genau das kann die Gemeinde nicht tun. Ihr Ordnungsdienst darf lediglich den ruhenden Verkehr kontrollieren, nicht den fahrenden. Der nämlich ist Sache der Polizeibehörde.

Käuflin hat sich nun mit dem Landratsamt ins Benehmen gesetzt. Die Lörracher Behörde habe sogenannte Nullmessungen zugesagt. Das heißt: Ein Geschwindigkeitsmessgerät werde „auf Null geschaltet“ und fotografiere somit jedes Fahrzeug, das den gesperrten Bereich durchfahre. Dann könne man anhand der Kennzeichen sehen, wer eine Ausnahmegenehmigung hat und wer nicht, berichtet Käuflin.

Mit großem Interesse bestaunt die Runde derweil erneut Manfred Mutters 60 Euro teures Erlaubnisdokument. Ulrike Ebi-Kuhn macht noch ein paar Fotos und bastelt daraus am Computer eine Fotocollage. Darauf steht auf gelbem Hintergrund nur ein Wort: „Endlich“.

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