Kurz war seine Abschiedsrede am Dienstagabend im Gemeinderat. Sie sei, so Endruhn-Kehr, „für die einen ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk, für die anderen etwas zum Nachdenken“. In seinen wenigen Worten wünschte er „der aufstrebenden jungen Generation, aber auch den alten Hasen für ihre Arbeit Durchsetzungskraft, aber auch eine gesunde Gelassenheit“. Dies galt auch für seine beiden Fraktionskollegen, Ralf Blubacher und Tilo Levante, die von Endruhn-Kehrs Schritt offenbar nichts geahnt hatten.
Fraktionskollegen ahnten offenbar von nichts
Am Tag darauf hat sich der aufgewirbelte Staub wieder etwas gelegt. Endruhn-Kehr gibt sich im Gespräch mit unserer Redaktion aufgeräumt und zuversichtlich. Er werde „selbstverständlich gerne und mit Optimismus“ weiterhin am öffentlichen Leben in Grenzach-Wyhlen teilnehmen und auch sein Büro weiterbetreiben, sagt der 61-Jährige.
Er schaltet aber, nachdem der Autor dieser Zeilen nicht lockerlassen will, recht schnell in den Kritikmodus um. Er habe in seiner kurzen Abschiedsrede ganz bewusst betont, „dass im neuen Gemeinderat viele Gegebenheiten und ungeschriebene Gesetze nicht mehr gelten“, räumt er ein.
Ob er die FDP verlässt, will er noch nicht sagen
Gerade seit dem Einzug einiger neuer Ratsvertreter nach der jüngsten Kommunalwahl sei dies so, legt Endruhn- Kehr nach – ohne Namen nennen zu wollen. „Es kann doch nicht sein, dass das alte Gremium eine Bauvoranfrage gutgeheißen hat, dann kommt der Bauantrag vor den neuen Gemeinderat – und der sagt dann Nein. Wo bleibt denn da unsere Glaubwürdigkeit? Keine klare Linie. Keine Verlässlichkeit für den Bürger“, nennt der frühere FDP-Fraktionssprecher ein Beispiel, warum es ihm die Ratsarbeit vergällt hat.
Aber auch sonst: „Entscheidungsprozesse werden immer länger. Dann wird die Verwaltung mit tausenden Anfragen lahmgelegt. Ätzend. So geht nichts nach vorne. Da kommt dann halt wieder der Unternehmer in mir durch“, sagt Endruhn-Kehr mit Frust in der Stimme.
Trotzdem will er nicht verstummen. So kann er sich vorstellen, im Rahmen von Beteiligungsprozessen „als Bürger, also von der anderen Seite her“ in Erscheinung zu treten. „Zum Beispiel dann, wenn unser Zukunftsforum mal wieder das Jugendparlament instrumentalisiert – siehe Neue Mitte Wyhlen – und die das nicht merken. Dann muss man sich mal einschalten und vielleicht andere Wege aufzeigen, die möglich sind, um den richtigen Durchblick zu haben“, gibt Endruhn-Kehr sich gewohnt kampfeslustig.
Im Gespräch aber hört man heraus: Zumindest des ständigen politischen Streites scheint Peter Endruhn-Kehr müde geworden zu sein. Was das für seine Zukunft in der FDP als Partei bedeutet, darüber hüllt er sich in Schweigen: „Dazu kann ich jetzt noch nichts sagen.“
Weitere Informationen: Nachrücker im Gemeinderat anstelle von Endruhn-Kehr wird Felix Düster.