Grenzach-Wyhlen „Die Krise ist ein Katalysator“

Rolf Rombach
Statt in der Kirche feiern Judith Kern und Daniel Burk die Feiertagsgottesdienste vor dem Computer-Bildschirm zuhause. Die Mitmachsets hängen ab heute vor den Kirchen. Foto: Rolf Rombach

Kirche: Das Pfarrehepaar Burk-Kern sieht die Digitalisierung als Chance für die Kirche

Grenzach-Wyhlen - Die evangelischen Kirchen im Bezirk Markgräflerland verzichten bis zum Ende des Lockdowns auf Präsenzgottesdienste.. Stattdessen wird es Alternativen geben, wie die christlichen Feiertage in der Familie und mit der Gemeinde begangen werden können.

Viele Möglichkeiten wandern nun in das Internet. Aber was ist mit den nicht digital angebundenen Gläubigen? „Wir wollen die Menschen ermutigen, mit der Familie zusammen teilzunehmen“, sagt der Wyhlener Pfarrer Daniel Burk. Er verweist neben den verschiedenen Angeboten im Internet auf die klassischen Fernsehgottesdienste. Dennoch sollen Menschen nicht durch die Bildschirmformate ausgeschlossen werden, betonen Burk und seine Frau, die Grenzacher Pfarrerin Judith Kern.

Nicht weniger Gemeinschaft

Für einen „Sofagottesdienst“ hängen ab dem heutigen Mittwoch am Zaun vor der Wyhlener Friedenskirche sowie am Apfelbaum vor der Grenzacher Kirche Tüten mit einer kleinen Gottesdienstausrüstung und achtseitiger Anleitung.

Statt vor vollen Kirchenbänken zu stehen, bleibt den jungen Theologen also nun der Computer-Bildschirm. Von Resignation ist aber keine Spur, eher Aufbruchstimmung, wie Judith Kern erläutert: „Wir sind dadurch viel nahbarer, obwohl nicht leiblich präsent.“ Kern zieht hierbei Parallelen mit dem Glauben, denn: Gott sei zwar nicht sichtbar, aber dennoch zu spüren.

Erste Erfahrungen mit der Plattform Zoom konnten sie durch den Konfirmationsunterricht sammeln: „Wir hatten nicht weniger Gemeinschaft dadurch.“ Ein weiterer Vorteil: Man könne untereinander besser interagieren durch zusätzliche Chatfunktionen oder kurze Umfragen. Wer nicht gesehen werden möchte, schaltet die Kamera ab. Ansonsten freuen sich die Geistlichen, die Gesichter aus der Nähe sehen zu können. „Man kommt so auch mehr miteinander ins Gespräch“, ergänzt Burk, und Kern betont: „Protestantismus ist Partizipation.“

Grenzen überwinden

Somit feiern die evangelischen Christen in der Doppelgemeinde nun gemeinsam die Geburt Christi, wenngleich zahlreiche weitere Angebote der Landeskirche einladen. Umgekehrt können die beiden Seelsorger nun weltweit wirken. „Wir haben kein Geoblocking“, scherzt Daniel Burk mit ernstem Ziel, Gemeindegrenzen aufzubrechen und dabei die Intergenerationalität im Blick zu halten. Er sieht die Chance, durch die digitalen Gottesdienste neue Gemeindemitglieder gewinnen zu können. „Der Glaube, die Spiritualität sind da. Es liegt an uns, die Menschen für ein Engagement begeistern zu können.“ Auf der Video-Plattform Youtube gibt es unter „Evangelisch in Grenzach-Wyhlen“ die Gottesdienste ebenfalls live und zum Späteranschauen.

Die Corona-Pandemie habe neben vielen schmerzhaften Veränderungen auch Positives bewirkt, wie Daniel Burk ausführt: „Die Krise ist auch ein Katalysator. Neue Möglichkeiten wie Homeoffice erscheinen im Blickwinkel.“

Das will das Paar auch in der Seelsorge umsetzen. „Wir möchten nicht retraditionalisieren, sondern neue Möglichkeiten mitnehmen“, betont Judith Kern. Routinen durch Rituale seien gut, aber nicht in Stein gemeißelt.

Entsprechende Innovationen vor Ort mutig anzustoßen wird eine längerfristige Aufgabe für die Jungpfarrer darstellen. „Die junge Generation ist nicht bereit, sich für den Erhalt dessen zu engagieren, was ihr nicht relevant erscheint“, sagt Pfarrerin Judith Kern, „die Aufgabe unserer Pfarrgeneration ist es, abzubauen, zu verkleinern, zu verkaufen – und die Menschen in ihrem Schmerz und ihrer Trauer darüber zu begleiten.“ „Der Umbruch ist notwendig, Trauerarbeit wird dazugehören“, ergänzt Pfarrer Burk, „so kann die Kirche neu und kräftiger entstehen.“

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