Grenzach-Wyhlen Drei römische Häuser – mindestens

Rolf Rombach
Getrud Kuhnle schätzt die Tiefe des Brunnens auf drei bis vier Meter. Siehofft auf ein hölzernes Grundgestell, um das genaue Alter feststellen zukönnen. Foto: Rolf Rombach

Kapellenbach-Ost: Bei Sondierungen im geplanten Neubaugebiet kommen römische Ruinen ans Tageslicht

Grenzach-Wyhlen - Des einen Freud‘, des anderen Leid – so kann man das Ergebnis der archäologischen Prospektionsschnitte im Neubaugebiet „Kapellenbach-Ost“ umschreiben. Geschichtsfreunde jubeln über einen weiteren Lückenschluss in der Heimatforschung, einige Bauherren aber werden deshalb ein paar Monate länger warten müssen, bis die Erschließung beginnen kann.

Am Pressetermin des Landesdenkmalamts auf dem zum Teil freigelegten Acker am Montag nahm auch Bürgermeister Tobias Benz teil. Er freute sich sichtlich über die Funde, wenngleich er „keine zweite Himmelsscheibe von Nebra“ als archäologische Sensation erwartet habe, wie er scherzend anmerkte. Zumindest der bisher einmalige römische Steinbrunnen (wir berichteten) soll künftig als Erinnerung an die Besiedlung vor rund 2000 Jahren dienen und einen Platz im Neubaugebiet erhalten.

Zwei Hektar werden genauer untersucht

Bis es soweit ist, passiert noch einiges im Gewann „Sernuss“, wie Gertrud Kuhnle vom Landesdenkmalamt ausführte. In der kommenden Woche enden die Sondierungsmaßnahmen planmäßig auf dem neun Hektar großen Areal. Dann kann die Behörde eine genaue Ausschreibung für die zu erledigenden Aufgaben ausgeben. Auf 20 000 Quadratmetern – also zwei Hektar – soll eine Fachfirma genauere archäologische Grabungen und Dokumentationen durchführen.

Bisher wurde nur oberflächlich gesucht und die obere Erdschicht um 20 bis 30 Zentimeter abgetragen. Sind die Arbeiten auf der ersten Hälfte abgeschlossen, kann die Gemeinde mit den Erschließungsmaßnahmen starten, während parallel der zweite Hektar untersucht wird.

Beginn der Detailarbeiten wird voraussichtlich im Juni sein. Daher werden die zahlreichen Funde – darunter Wände dreier Häuser und besagter Steinbrunnen – wieder abgedeckt.

Experten warnen vor illegalen Grabungen

Zunächst mit Vlies, dann mit Erde. Dies diene einerseits dem Schutz, da die Funde unter der Erde besser konserviert blieben, andererseits aber auch gegenüber Vandalismus. Wie Kuhnle ausführte, komme es an Ausgrabungsstellen gelegentlich zu Zerstörungen. Dabei stellte sie klar, dass dies Straftaten und keine Kavaliersdelikte seien. Vor allem, wenn diese Personen mit Metallsuchgeräten auf Schatzsuche gingen, sei die Grenze der Legalität schnell erreicht.

Römischer Brunnen soll erhalten bleiben

Waren bei den Erstmaßnahmen dieser Tage noch ehrenamtliche Helfer des Vereins für Heimatgeschichte und des Fördervereins Emilianum und unter Anleitung von Grabungstechniker Andreas Groß (Landesdenkmalamt) unterstützend aktiv, müssen die weiteren Maßnahmen – auch wegen des Versicherungsschutzes – von den Mitarbeitern der Fachfirmen ausgeführt werden.

Dann soll auch geklärt werden, wie tief der Brunnen eigentlich ist und ob er vielleicht einst auf einem hölzernen Kasten gebaut wurde. „Das würde uns bei der Altersbestimmung immens helfen“, erläutert Gertrud Kuhnle. Je nach Art und Beschaffenheit des Holzes könne man im besten Fall das Alter des Brunnens bis ins Halbjahr der Baumfällung genau bestimmen, verriet die Expertin. Man blickt also gespannt in die Zukunft, um noch mehr über die Vergangenheit zu erfahren.

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