Grenzach-Wyhlen Einst eine Hauptverkehrsader

Die Oberbadische

Reste eines römischen Brückenkopfes im Wald am Rheinufer bei Wyhlen künden von vergangenen Zeiten

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Das Gemeindegebiet von Grenzach-Wyhlen ist eine wahre Fundgrube für heimathistorisch Interessierte. Neben dem weithin bekannten Museum „Grenzacher Römervilla“ gibt es nämlich noch weitere Zeugnisse aus römischer Zeit – auch etwas abseits der Wege. Dazu zählen beispielsweise die aus dem vierten Jahrhundert stammenden Reste eines mächtigen Brückenkopfes.

Die kleine Rheinfähre, die Herten und Kaiseraugst zwischen April und November verbindet, dient so manchem Ausflügler als willkommener „Brückenersatz“. Wer von der deutschen auf die Schweizer Seite übersetzen will, sollte sich aber eine Viertelstunde mehr Zeit gönnen und nicht gleich ins „Schiffli“ steigen. Denn nur wenige Meter von der Bootsanlegestelle entfernt – in Richtung „Negerdörfli“ – finden sich im Wald nämlich Relikte eines der bedeutendsten antiken Verkehrsbauwerke unserer Region: der römische Brückenkopf Wyhlen.

Eine kleines Holzschild, ein Trampelpfad – mehr weist nicht darauf hin, dass hier – gegenüber der Römerstadt Augusta Raurica samt späterem Kastell („Castrum Rauracense“) – vor rund 1600 Jahren eine Brücke den Rhein überquerte. Was auf den ersten Blick wenig spektakulär erscheint, ist dennoch bedeutsam. So sieht man sich den Resten einer einstigen Hauptverkehrsader gegenüber, salopp gesagt: ein antiker Vorgänger der Rheinfelder Autobahnbrücke.

Doch viel ist es nicht, was man auf den ersten Blick sehen kann: drei halbkreisförmige Fundamente, das eine etwas höher als die anderen, direkt am Steilufer oberhalb des Rheins. Sie bilden die Reste eines vermutlich ursprünglich achttürmigen Brückenkastells, das zur Sicherung des Rheinübergangs errichtet worden war. Nach aktuellen Forschungen wahrscheinlich um das Jahr 369 nach Christus in Verbindung mit der durch Kaiser Valentinian I. ausgebauten „Rheinlinie“.

Diese war ein Befestigungsgürtel auf der linken Rheinseite zwischen Bodensee und Rheinknie. Der römische Imperator ließ diesen in der Hoffnung errichten, „den Alamannen standhalten zu können, obwohl diese schon seit etwa 100 Jahren den rechtsrheinischen Raum beherrschten“, schreibt Helmut Bauckner in dem Kapitel „Mit dem Velo durch die Römerzeit“ im Jahresheft 2012 des Vereins für Heimatgeschichte. Gleichzeitig wirft der Autor allerdings die Frage auf, inwieweit dieser alamannische Einfluss zu jener Zeit bereits für das Gebiet vom Dinkelberg bis zum Rhein galt. Bauckner verweist nämlich auf spätrömische Münzfunde aus der Zeit des vierten Jahrhunderts.

Das Brückenbauwerk war im vierten Jahrhundert „zwar schon nicht mehr passierbar, aber man vermutet eine temporäre Schiffbrücke beziehungsweise einen Fährverkehr. Interessant ist diese Fundstelle deshalb, weil sie belegt, dass zwischen Dinkelberg und Rhein der römische Einfluss bis in die zweite Hälfte des vierten Jahrhunderts spürbar war“, schreibt Helmut Bauckner in dem Büchlein „Regionalmuseum Römervilla Grenzach – Museum für römische Alltagskultur“ (Sonderheft 2012 des Vereins für Heimatgeschichte).

Zwar sind heute nur noch drei Turmfundamente des Wyhlener Brückenkastells sichtbar, doch lassen diese durchaus Rückschlüsse auf die einstige Größe des Brückenkastells samt umgebendem Graben zu. Überdies steht man als Besucher noch immer auf einer mächtigen Erhebung – jetzt im Winter, wo Bäume und Büsche laubfrei sind, ist dies besonders gut zu erkennen. Verschiedenen Quellen zufolge sollen noch im Spätmittelalter Reste von Brückenpfeilern im Rhein zu erkennen gewesen sein. Als Besucher lohnt es sich, vor Ort ein wenig zu verweilen und die Fantasie spielen zu lassen.

Um den römischen Brückenkopf Wyhlen zu besichtigen, fährt man mit dem Auto auf der B34 Richtung Rheinfelden. Wenige Meter nach dem Bahnübergang zweigt rechts ein kleines Sträßchen Richtung Rheinufer ab. Am Waldrand ist ein kleiner Parkplatz. Von dort führt ein Weg hinab zum Fähranleger. Man nimmt jedoch den Trampelpfad, der rechterhand wenige Meter ins Wäldchen hinein direkt zu den Resten des Brückenkastells führt. Man beachte die Geländemodellierung.

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