Grenzach-Wyhlen Ensemble trifft den Kompositions-Kern

Die Oberbadische
Das Slowind Bläserensemble Ljubljana und die Pianistin Karina Cveigoren gastierten im „Haus der Begegnung“. Foto: Willi Vogl Foto: Die Oberbadische

Konzert: Slowind Bläserensemble Ljubljana und Pianistin Karina Cveigoren beim Markgräfler Musikherbst

Von Willi Vogl

Grenzach-Wyhlen. Im Rahmen des Markgräfler Musikherbstes gastierte das slowenische Bläserensemble Slowind mit Aleš Kacjan (Flöte), Matej Šarc (Oboe), Jurij Jenko (Klarinette), Metod Tomac (Horn) und Paolo Calligaris (Fagott) im Haus der Begegnung. Mit von der Partie war auch die aus Riga stammende Pianistin Karina Cveigoren. Auf dem Programm standen Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven, Darius Milhaud und Nina Šenk.

Ursprünglich entwarf Darius Milhaud 1939 „La Cheminée du Roi Renée“ als Filmmusik, bevor er sie später als Suite für Bläserquintett herausgab. Die historisierenden Klanganleihen aus dem Mittelalter fügten sich zu einem anheimelnden tänzerischen Reigen, deren schweifende Harmonien immer wieder in vertraute Schlussformeln münden. Das Ensemble bezauberte dabei mit präzise schillernden Farben vom schmetternden Horn bis zum silbern glitzernden Klang der Piccoloflöte.

Die 36jährige slowenische Komponistin Nina Šenk wird inzwischen auf großen Festivals gespielt. In „Silhouettes and Shadows für Bläserquintett“ setzt sie auch auf Ausdrucksmittel des 20. und 21. Jahrhunderts. Zu hören waren etwa mikrointervallische Seufzer, eine stotternder Fagott-Attitüde, quakend gedämpfte Hornklänge sowie Spuck- und Klappengeräuschen der Flöte. Der vom Ensemble damit äußerst differenziert erzeugte lyrische Fluss mochte jedoch nicht durchgängig überzeugen.

Die klangliche und dynamische Balance innerhalb eines klassischen Holzbläserquintetts stellt für die beteiligten Musiker generell eine große Herausforderung dar. Noch diffiziler wird es, wenn zu den tendenziell weich atmenden Artikulationen der Bläser die eher perkussiven Klänge eines Klaviers kommen. Im Zusammenspiel mit der souverän agierenden Pianistin Karina Cveigoren haben sich Matej Šarc, Jurij Jenko, Metod Tomac und Paolo Calligaris auf einen Ausdrucksfokus mit bevorzugt weichen Konturen verständigt.

Damit ließ sich bei Beethovens ausladendem aber auch etwas sprödem Quintett in Es-Dur op. 16 zwar ein edles Klangbild erzielen, mögliche starke Kontraste etwa zwischen singendem Schmelz im Andante cantabile und robusten Tanzcharakteren im Rondo blieben dabei etwas auf der Strecke. Die allzu vorhersehbaren Frage-Antwort-Motive mit einzelnen Bläserklängen im Vordergrund wirkten redundant. Dies konnte auch die charmante und feinstens abgetönte Spielweise des Ensembles nicht übertünchen.

Vorlage und zugleich Gegenentwurf für Beethovens Quintett war das 13 Jahre früher entstandene Quintett in Es-Dur KV 452 von Wolfgang Amadeus Mozart. Hier traf der Ausdrucksfokus des Ensembles den Kern der Komposition. Unwiderstehlich reizend gerieten so die trillerdominierten Melodiegirlanden im Larghetto oder die eindringlich sprechenden Gesten im Rondo. Der Fachmann staunte und der Laie wunderte sich, wie sich dank des wunderbar musiziernden Ensembles in diesem Werk strenges kompositorisches Denken in himmlischen Ausdrucksphären zu äußern vermag. Begeisterter Applaus.

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