Grenzach-Wyhlen Entspannt hinter der Wand

Tim Nagengast

Im Rheinhafen Birsfelden wird 2019 eine Brecheranlage für Mischabbruch in Betrieb genommen.

Grenzach-Wyhlen - Auf dem Gelände der Birsterminal AG im Rheinhafen von Birsfelden soll in der ersten Jahreshälfte 2019 ein Recyclingplatz für Mischabbruch angelegt und eine Brecheranlage in Betrieb genommen werden. Von der IG Hafenlärm Grenzach-Wyhlen (IGH) geäußerte Bedenken wegen erhöhter Schallbelastung für die Anwohner der deutschen Rheinseite teilt das Unternehmen jedoch nicht.

„Ich bin da sehr entspannt“, sagte Martin Ticks, als er dem Hauptausschuss des Gemeinderates von Grenzach-Wyhlen am Dienstagabend die Pläne für den Recyclingplatz samt Mischabbruch-Brecheranlage präsentierte. Dieses Aussage zog sich dabei wie ein roter Faden durch den Vortrag des Geschäftsführers der Firma Birsterminal.

Das Vorhaben

Die Birsterminal AG will auf einem 41 mal 77 Meter großen Lagerplatz Mischabbruch – etwa von abgerissenen Gebäuden – lagern und verarbeiten. Das Material soll durch eine laut Ticks topmoderne, lärmoptimierte und rund vier Meter hohe Brecheranlage zerkleinert werden. Dies hinter einer zum Rhein errichteten vier Meter hohen Schallschutzwand.

Den Brecher wird laut Ticks eine Fremdfirma betreiben. Zum Einsatz kommen werde das Gerät ab dem zweiten Quartal 2019 ungefähr 30-mal im Jahr, sicherte der Birsterminal-Geschäftsführer zu. Gearbeitet werde im Zeitraum von 7 bis maximal 18 Uhr – und dies auch nur wochentags. Zur Vermeidung von Staubentwicklung werde eine Sprinkleranlage zum Einsatz kommen. Insgesamt, resümierte Ticks, werde die auf deutscher Rheinseite wahrnehmbare Lärmentwicklung auf dem heutigen Niveau verharren.

Der Hintergrund

An die Adresse der IGH sagte er, dass die Umschläge von Schrott und Kohle zurückgegangen seien, „und außerdem haben sich einige Warenströme geändert“. Gerade in den Niederlanden seien aus Mischabbruch gewonnener Kies und Gestein sehr begehrt. Diese Nachfrage wolle man bedienen. Verarbeitet werde ausschließlich unbelastetes Material. „Für etwas anderes haben wir gar keine Genehmigung.“

Was die Lärmfrage angeht, sei auf Schweizer Seite das Lärmkataster von 2013 als Basis für das aktuellen Lärmgutachten verwendet worden. Mit den – laut Ticks – wesentlich höheren Zahlen von damals als Berechnungsgrundlage. Man sei also mehr als auf der sicheren Seite, dass alle gesetzlich festgelegten Grenzwerte eingehalten würden. Ticks: „Wie gesagt, ich sehe der Sache sehr, sehr entspannt entgegen.“

Das Problem

Das Areal der Birsterminal AG liegt unmittelbar am Rheinufer gegenüber der Wohnbebauung im Bereich des Grenzacher Horns. Auf dem Gelände der Firma werden beispielsweise Schrott und Kohle umgeschlagen sowie auf einem Nachbargelände Treibstoffpumpen für Schiffe betrieben, was für entsprechende Lärmemissionen sorgt. Da der Rhein den Schall nicht schluckt, sind die Arbeiten auf deutscher Seite sehr gut zu hören. Dies zum Leidwesen mancher Einwohner und Hausbesitzer, die sich vor elf Jahren zur „IG Hafenlärm“ zusammenschlossen und auf politischer Ebene einige Verbesserungen durchsetzen konnten.

Deren Vertreter – allen voran Alt-Gemeinderat Rolf Rode und Matthias Strittmatter – trugen im Ausschuss Bedenken gegen das neue Vorhaben der Birsterminal AG vor. Rode kritisierte dabei unter anderem die Nichtvergleichbarkeit von deutschen und schweizerischen Gutachten aufgrund unterschiedlicher Berechnungsmodalitäten. Zugleich äußerte er sich aber zufrieden über zurückgegangenen Lärm im Bereich der Schrottverarbeitung.

Strittmatter warnte davor, eine weitere Lärmquelle in Betrieb zu nehmen, schließlich nutze die Firma Birsterminal immer noch ihre „Uralt-Kräne“ – und auch die Schiffspumpen mit zum Teil „sirenenartiger“ Geräuschentwicklung seien nach wie vor eine Belästigung. Wenn man nun alle Lärmquellen zusammennehme, weil sie gleichzeitig in Betrieb seien, werde die Grenze des Zumutbaren überschritten.

Auch diese Kritik der IG Hafenlärm konterte Ticks, wie er bekundete, „sehr entspannt“ und mühte sich, die Vorbehalte von deutscher Seite zu entkräften. „Wir kennen uns alle. Wenn etwas ist: Ich bin ansprechbar, ich bin erreichbar, und dann reden wir“, sagte er sowohl in Richtung von IG und Gemeindeverwaltung. Er glaube nicht, dass es zu signifikanten Lärmbelästigungen für die deutsche Seite kommen werde.

Eine von Strittmatter angeregte Volleinhausung der Brecheranlage hielt Ticks für wirtschaftlich betrachtet nicht sinnvoll. Zudem werde ausschließlich hinter der Lärmschutzwand gearbeitet, versprach er.

Die Sicht der Gemeinde

Dass die Birsterminal AG ihren Geschäftsführer zur Vorstellung des Projektes auf die andere Rheinseite geschickt hat, ist ausschließlich guter Wille. Sie müsste es nicht, denn für Lärm gilt das Territorialprinzip – obgleich Schall an Landesgrenzen keineswegs Halt macht. Laut Ticks ist dem Unternehmen aber an einem gutnachbarlichen Miteinander gelegen.

Die Gemeinde Grenzach-Wyhlen muss die Pille mehr oder minder kommentarlos schlucken. Bürgermeister Tobias Benz bat den Gemeinderat daher, sich als Kommune der Haltung des Regierungspräsidiums Freiburg anzuschließen, welches die zu erwartenden Lärmemissionen als zulässig einstufe und entsprechende Fachleute habe. Der Beschluss fiel mit sechs Ja- und drei Nein-Stimmen sowie einer Enthaltung knapp positiv aus.

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