Grenzach-Wyhlen Es ist Sand im Gemeinderatsgetriebe

Tim Nagengast
Auch wenn „nach außen hin“ nicht mehr viel davon zu spüren ist, haben sich die dunklen Wolken über dem Gemeinderat noch immer nicht ganz verzogen. Foto: Tim Nagengast

Seit den jüngsten Kommunalwahlen hat sich etwas verändert im Kommunalparlament von Grenzach-Wyhlen. Die Stimmung ist anders als früher. Vor allem der gegenseitige Umgang ist nicht mehr derselbe – und auch die eine oder andere Bierflasche bleibt zu.

Die Atmosphäre im Ratsrund hat sich seit der konstituierenden Sitzung des Gremiums Ende Juli verändert. Zwar ist der Ton im Gremium während der öffentlichen Sitzungen stets sachlich und höflich, doch hinter den Kulissen scheinen sich die Wogen auch Monate nach den nicht den Mehrheitsverhältnissen des Gemeinderats entsprechenden Ausschusswahlen und dem Eklat um die Wahl der Bürgermeisterstellvertreterin noch immer nicht geglättet zu haben.

Vor allem die Freien Wähler, die heftig gegen die Ausschussbesetzungen opponiert hatten und dabei mit einem Antrag auf deren Neubesetzung gescheitert waren, sind seither augenscheinlich gekränkt. Stand man früher nach Sitzungsende gerne noch ein wenig im Haus der Begegnung beisammen oder ging fraktionsübergreifend ein Bier trinken, sieht das heute anders aus. Ist die öffentliche Sitzung zu Ende, sind die Fraktionsmitglieder der Freien Wähler meistens schneller weg als der Pressevertreter seine Jacke anziehen kann.

„Es ist schwierig geworden mit ihnen zu reden. Man kommt kaum an sie ran“, bestätigte ein Ratsmitglied nach der Sitzung am Dienstagabend im Gespräch mit unserer Zeitung die entsprechende Beobachtung.

In ihrer Rede zum Jahresende sprach Gertrud Wittek von den Freien Wählern diesen Punkt sehr deutlich an. Seit dem „Knatsch“ um die Ausschuss- und Bürgermeisterstellvertreterwahlen „erleben wir in den Sitzungen und Ausschüssen immer wieder Dissonanzen und atmosphärische Störungen. Dies ist belastend für alle. Wir wünschen uns daher für die nächsten Jahre, dass wir zu einem sachorientierten, konstruktiven, ohne gegenseitige Vorwürfe, respektvollen Miteinander zurückkehren“, sagte Wittek.

Auch Katja Schäfer von der SPD hatte ans Ende ihrer Haushaltsrede eine persönliche Stellungnahme angehängt, ohne Rücksprache mit ihrer Faktion; sie spreche hier nur für sich selbst, betonte Schäfer. „Keiner von uns ist perfekt. Wir sind alle unperfekt. Wir haben alle unsere Ecken und Kanten ,und das ist auch gut so. Manchmal macht man auch Dinge, bei denen man sich hinterher denkt: Warum habe ich das denn jetzt gemacht? Aber auch das ist menschlich. Jeder Mensch geht auch unterschiedlich mit Fehltritten um. Der eine kann sie locker wegstecken, gesteht sie ungern oder gar nicht ein, und der andere grübelt über Wochen oder gar Monate über das Warum nach. Aber am Ende sollte man die Achtung voreinander nicht verlieren und auch verzeihen können. Wir alle hier tragen die Verantwortung mit für unsere Gemeinde – jeder einzelne von uns, egal von welcher Fraktion und egal von welcher Partei“, schrieb Schäfer ihren Ratskollegen ins Stammbuch. Man könne die durchaus fordernde Mitarbeit im Gremium tatsächlich leichter ertragen „wenn man sich gegenseitig respektiert und zusammensteht“.

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