Grenzach-Wyhlen Experte und Mensch

Die Oberbadische

Filmprojekt: Gusty Hufschmid interviewt mit Erhard Richter den „Vater“ der Grenzacher Römervilla

Man sieht sich immer zweimal im Leben, muss sich Gusty Hufschmid gedacht haben, als er am Donnerstag zu Gast bei Dr. Erhard Richter in Grenzach war. Der bekannte Filmemacher interviewte dort den profunden Kenner der Ortshistorie und „Vater“ der Römervilla.

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Ob Gusty Hufschmid geahnt hat, dass ihn seine eigene Vergangenheit einholen würde, wenn er einen Film über Grenzach-Wyhlen drehen würde? Wohl kaum. Und doch sollte es so kommen.

Besuch beim ehemaligen Französisch-Lehrer

Vorgestern saß der Bad Säckinger Medienmann und Filmemacher nämlich am Wohnzimmertisch von Erhard Richter, um mit ihm über die römischen Funde in Grenzach-Wyhlen zu sprechen. Dabei ging das Gespräch zuerst ins Private, denn Hufschmid hatte als Jugendlicher bei Richter die Schulbank gedrückt. „Das Treffen mit ihm war sehr interessant. Zuerst haben wir uns eine Viertelstunde ausführlich über die alten Zeiten am Scheffel-Gymnasium in Bad Säckingen unterhalten“, sagt Hufschmid. Denn Richter sei vor rund 50 Jahren sein Französisch-Lehrer gewesen. „Er gehörte zu den beliebtesten und besten Lehrkräften der Schule“, erinnert sich Hufschmid noch heute gerne an den gehaltvollen Unterricht bei dem jungen Oberstudienrat zurück.

Richter erzählt von seiner größten Entdeckung

Dann baute der Filmemacher seine Kamera auf und ließ den „Vater“ der Römervilla zu Wort kommen. Richter blickte dabei weit zurück und erinnerte im Gespräch mit Hufschmid an die Anfänge im Jahr 1981. Richter, bereits Träger des Bundesverdienstkreuzes, hatte damals einen Schüler, der ihm eine Tüte voller Scherben mitbrachte. Diese hatte dessen Onkel bei Brombach gefunden und bat um eine Analyse.

Richter wurde hellhörig, denn er hegte den Verdacht, einige Relikte aus der Römerzeit in der Hand zu halten. Bald suchte er den Finder der Scherben auf und informierte zudem die Außenstelle des Landesdenkmalamtes in Freiburg über den Fund. Die Behörde bestätigte Richters Vermutungen und bat diesen, eine Grabung vorzunehmen. Mit einer Handvoll Helfer der von ihm innerhalb des Vereins für Heimatgeschichte gegründeten Arbeitsgruppe Archäologie legte Richter dann einige Mauern frei. Das Ergebnis lässt sich heute als „Villa rustica“ auf dem Brombacher Bühl bestaunen.

Im Verlauf von weiteren 25 Jahren legte die Arbeitsgruppe an 17 Orten zwischen Brombach, Grenzach und Schwörstadt mehrere Fundstellen frei. Interessant ist dabei die Geschichte, wie es zur Entdeckung der Grenzacher Römervilla kam. Denn Familie Richter kam eines Tages gerade aus den Ferien zurück und stellte fest, dass im Ortskern einige Häuser der Abrissbirne zum Opfer gefallen waren. „Und zwar genau da, wo man 1893 bereits einige Scherben gefunden hatte“, blickte der 90-Jährige im Gespräch mit Hufschmid zurück.

Erneut informierte Richter das Landesdenkmalamt und holte beim Grundstücksbesitzer die Erlaubnis für eine Grabung ein. Und wurde schon am ersten Tag fündig. Da aber so viele Mauern von teils mehreren Metern Höhe erhalten waren, sah sich die Arbeitsgruppe außer Stande, selbst alles freizulegen. So rückte denn ein Trupp aus Freiburg an, grub die antiken baulichen Hinterlassenschaften des mutmaßlichen Herrn Carantius aus und freute sich an Wochenenden und während der Ferien weiterhin über Unterstützung durch Richter sowie sein Team.

Sammlungsaktion „auch gegen viel Widerstand“

Als es schließlich um die Frage ging, wie mit der gefundenen römischen Ruine in Grenzach zu verfahren sei – konservieren oder dokumentieren und dann wieder verbuddeln –, zögerte Richter nicht lange. „Auch gegen viel Widerstand“ initiierte er eine Sammelaktion im Dorf, die von großem Erfolg gekrönt war. Nur dank dieses Engagements können heute zahlreiche Besuchergruppen durch das Regionalmuseum Römervilla in Grenzach wandeln, der Zeit der Antike nachspüren und bestaunen, was die Arbeitsgruppe Archäologie über Jahre am Hochrhein alles gefunden hat.

„Ja, das ist enorm interessant“, freut sich Hufschmid im Nachgang. Daher möchte er auch unbedingt noch in der Römervilla selbst filmen und diese Bilder dann mit Ausführungen von Dr. Richter unterlegen. „Aber auch als Persönlichkeit selbst wird Herr Richter in meinem Grenzach-Wyhlen-Film in Erscheinung treten, denn er hat unheimlich viel zu erzählen und ist ein angesehener und beliebter Bürger“, freut sich Hufschmid auf die weitere Zusammenarbeit mit seinem ehemaligen Französisch-Lehrer.

Filmemacher bittet um Tipps und Hinweise

Ansonsten sammelt der Bad Säckinger Filmemacher mit seiner Crew weiterhin fleißig Material und ist für jeden guten Hinweis dankbar. Das Verlagshaus Jaumann mit seinen drei Zeitungen Die Oberbadische, Markgräfler Tagblatt und Weiler Zeitung begleitet als Medienpartner die Entstehung des Films über Grenzach-Wyhlen. Die Premiere ist am 29. November im Haus der Begegnung vorgesehen.

Wer Ideen und Vorschläge für den Grenzach-Wyhlen-Film hat, kann sich direkt an Gusty Hufschmid, Tel. 07761/1355, E-Mail: info@videokomplett.de wenden.

Weitere Infos im Internet: www.facebook.com/pg/grenzach.wyhlen.film/about/

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