Grenzach-Wyhlen „Fasnacht hat es immer gegeben“

Die Oberbadische

Tradition: Felix Rudolf von Rohr erzählte, warum die Basler Fasnacht so beeindruckend ist

Grenzach-Wyhlen/Basel - Die Basler Fasnacht zählt zu den schönsten Brauchtumsveranstaltungen der Welt. Der nächtliche Morgestraich mit den illuminierten Laternen ist besonders eindrucksvoll. Felix Rudolf von Rohr hat am Montag in einem Volkshochschulvortrag im „Haus der Begegnung“ in Grenzach über die Besonderheiten des Basler Narrentreibens berichtet.

„Der Begriff „Fasnacht“ bezeichnet die Nacht vor dem Fasten“, sagt der frühere Obmann des Basler Fasnachs-Comités. „Vor dieser entbehrungsreichen Zeit wurden Orgien gefeiert“, berichtet der Schweizer. Dass der traditionelle Morgestraich am Montag nach Aschermittwoch und damit mitten in der Fastenzeit stattfindet, hängt mit der unterschiedlichen Zählweise der Fastentage zusammen.

Auf dem Konzil von Benevent wurde 1091 beschlossen, den Anfang der Fastenzeit um sechs Tage vorzuverlegen, auf Aschermittwoch. In Basel wurde dieser Konzilsbeschluss ignoriert, die 40-tägige Fastenzeit um die sechs Fastensonntage ergänzt und so kam man auf den Montag nach Aschermittwoch.

Unterschiedliche Kostüme

Der „Morgestraich“ ist der Auftakt und der Höhepunkt der Basler Fasnacht. Vielfältig sind die Kostüme, die dort getragen werden. „Es gibt traditionelle Kostüme wie den Harlekin und den Pierrot, die Figuren aus der „Commedia dell’arte“ sind, alte Tanten von Basel, alte Bajasse (Flickenkostüm) und Fantasiekostüme.

Wichtiger Bestandteil des Umzugs sind die Guggemusikgruppen, die für die musikalische Unterhaltung der Zuschauer sorgen. „Die Guggemusik ist in Basel entstanden“, sagt von Rohr.

Sehr beliebt sind die Piccolo-Flöten und Trommeln. „Wer piccoloflötend am Morgestraich teilnehmen will, muss drei Jahre üben, ehe er das erste Mal am Umzug teilnehmen kann“, berichtet der Experte. Nicht nur die Musikkunst steht im Mittelpunkt der Basler Fasnacht, sondern auch die Wortkunst. Hier sind die Schnitzelbänke zu nennen. „Ein Schnitzelbank ist ein Witz“, bringt es von Rohr auf den Punkt. Und fügt hinzu: „Eine große Kunst.“ Es gehe darin um ein aktuelles Thema.

Der Referent gab den Zuhörern auch einige Tipps für den Morgestraich. „Tragen sie warme Kleidung beim Morgestraich. Benutzen Sie beim Fotografieren kein Blitzlicht und nehmen sie auf Maskierte Rücksicht. Tragen Sie auch keine Schminke, Pappnasen und Narrenkappen. Und geben Sie Ihren Kindern Kontaktdaten mit, damit sie, wenn sie verloren gehen, von der Polizei wieder zu Ihnen zurückgebracht werden können.“ Verpönt sei beim Umzug auch Licht. Zum guten Ton gehöre es auch, nicht betrunken zu sein. „Für Fasnachter ist das kein Thema, die wollen drei Tage Fasnacht feiern.“

Weltkulturerbe

Jeder Clique, die im Umzug mitläuft, ist es vorbehalten, ihr Fastnachtssujet auszuwählen. Die Themen dürften aber nicht rassistisch sein, religiöse Gefühle verletzen oder pornografische Inhalte haben. Letzteres sei bisher noch nicht vorgekommen.

Stolz sind die Basler Fasnächtler über die Auszeichnung „UNESCO–Weltkulturerbe“, die ihre Fasnacht 2017 bekommen hat. Wie jede große Veranstaltung hat die Basler Fasnacht auch eine große wirtschaftliche Bedeutung. „60 bis 80 Millionen Franken werden dort umgesetzt.“ Die Narren müssen die Kosten für den Umzug selber aufbringen und bekommen kein Geld von der Stadt für die Fasnacht, betont von Rohr.

Basel hat durch die Fasnacht lediglich Mehrkosten von einer Million Euro (Straßenumleitung, Reinigung, Polizeieinsatz). Um unabhängig zu sein, verzichte man auch auf Sponsoring. Von Rohr erinnerte in seinem Vortrag auch an historische Ereignisse: an das Erdbeben von 1356, an die „Böse Fasnacht“ von 1376 und an die Reformation von 1529, die in Basel „stark“ war. Es gab Zeiten, in denen der Umzug verboten war, sagt der Experte, „aber Fasnacht hat es immer gegeben.“

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