Grenzach-Wyhlen „Für mich wäre es das Ende“

Die Oberbadische
Obstkulturen und Bienenstöcke: Das geht gut zusammen, sagt Landwirt Alexander Drechsle. Auf dem Rührberg hat er selbst mehrere Honigbienen-Völker. Foto: Rolf Rombach Foto: Die Oberbadische

Volksbegehren: Obstbauern vom Rührberg wie Alexander Drechsle hadern mit „Rettet die Bienen“

Der Rührberg ist abseits der Kreisstraße gelegen, ein ruhiger Flecken in hübscher Landschaft mit Blick auf die umliegenden Höhen und Täler. Neben dem Erholungsfaktor birgt die Rührberger Erde zudem eine vorzügliche Grundlage für landwirtschaftliche Betriebe wie die Höfe der Familien Deschler und Drechsle. Geht es nach den Initiatoren des Artenschutz-Volksbegehrens „Rettet die Bienen“, könnte die Idylle aber bald vorbei sein.

Von Rolf Rombach

Grenzach-Wyhlen. In der kommenden Woche startet die Unterschriftensammlung für das Volksbegehren. Ziel ist eine Gesetzesänderung auf Landesebene zur Förderung der Artenvielfalt durch Reduktion von Pestiziden, Steigerung der Bio-Landwirtschaft und Schutz von Streuobstwiesen.

Das mag nachvollziehbar aussehen, doch stecke im Detail für viele Landwirte das drohende Aus, wie Obstbauer und Winzermeister Alexander Drechsle sagt. Man emotionalisiere mit der positiv behafteten Biene, doch lägen die Forderungen fern der Realität. „Wir haben hier in Baden-Württemberg gar keine industrialisierte Landwirtschaft“, verweist Drechsle auf einen Passus der Petition. In Norddeutschland oder Südamerika gebe es zwar große Flächen mit Monokulturen. In Baden-Württemberg aber sei das anders: kleinstrukturierter, kleinparzellierter, traditionell.

Die Forderung nach mehr Bio-Lebensmitteln sieht der junge Vollerwerbslandwirt kritisch. „Bio kostet mehr Geld. Aber wir sind keine Insel. Dann kommen eben Lebensmittel von außerhalb. Es wird einen Preisverfall im Bio-Segment geben, sodass es sich für die Hersteller nicht mehr rechnen wird. Außerdem ist im Bio-Bereich beispielsweise der Einsatz von Kupfer gängig. In der konventionellen Landwirtschaft ist das auf Grund der Toxizität verboten. Die Böden sind nach wenigen Jahren vergiftet“, warnt Drechsle.

Demnächst wird er an seinem Hofladen und dem Selbstpflückfeld am Ende der Feldbergstraße ein Infoblatt des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) auslegen, damit sich die Kunden selbst eine Meinung bilden können. So schreibt der BLHV, dass das Land bezüglich der Regelungen des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln in Naturschutzgebieten bereits bundesweit Vorbildcharakter besitze. Daran hätten sich auch die Forderungen des erfolgreichen bayrischen Volksbegehrens orientiert. „Es braucht also Verschärfung“, schreibt der BLHV.

Landwirt Drechsle ist sogar selbst Imker

Dem stimmt Alexander Drechsle zu. Er baut dafür auf die Mischung verschiedener, wohldosierter Maßnahmen. Aber nur mit natürlichen Fressfeinden wie beispielsweise dem Wiesel komme man Mäusen halt auch nicht bei, hält er fest.

„Ich laufe dann zum Teil mit der Lupe und beobachte die Milben für ein, zwei Tage. Die Fressfeinde müssen ja auch etwas zu essen haben.“ Breitet sich der Schädling dann trotzdem aus, müsse gespritzt werden. „Aber lieber verdünnt und mehrfach, als zu stark konzentriert.“

Wie im Weinbau setzt Drechsle beim Obst auf die Vergrämung durch Pheromone. Diese Plastikampullen müssten allerdings alle paar Meter von Hand aufgehängt werden – das bedeute Mehrarbeit. „In Schliengen gibt es da immer ein Fest, weil für die Reben viele Helfer benötigt werden“, berichtet er.

Für Drechsle gilt es aus Prinzip, ein vernünftiges Gleichgewicht zu zwischen Ökologie und Wirtschaftlichkeit zu finden. Sein Wunsch wäre daher, dass die Politik mehr Anreize schafft für ökologische Maßnahmen wie den Pheromoneinsatz.

Artenschutz mit Altholz

Dieser soll nach „Rettet die Bienen“ im Schutzgebiet ebenfalls verboten werden, was den Jung-Imker zum Schmunzeln bringt. „Ich habe seit diesem Jahr eigene Bienen in der Anlage. Meine Bienen fühlen sich wohl“, sagt er zufrieden. Er konnte bereits Ableger züchten und hat seine Völker unweit der Zwetschgenbäume positioniert. Mit Altholzablagen am Feldrand bietet er überdies weiteren Tieren Lebensräume an. So geht für ihn praktischer und aktiver Artenschutz, den man sich beim Obstpflücken selbst anschauen könne, wie er sagt.

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