Grenzach-Wyhlen Für „Schotter“ muss man etwas tun

Die Oberbadische

Ferienprogramm: Zweite Auflage der „Stadt der Kinder“ mit 100 Einwohnern auf dem Wyhlener Turnplatz

„Die Bürger kommen mit ihren Problemen gerne zu uns. Schon fast zu viel – es gäbe ja noch die Betreuer“, sagt Katharina. Die 12-Jährige ist zusammen mit der gleichaltrigen Franziska zur Bürgermeisterin der „Stadt der Kinder“ gewählt worden. Nach einem aufwendigen Wahlkampf – und zum Teil auch Bestechungsversuchen – erhielten beide jeweils 26 Stimmen. Bei satten 91 Prozent Wahlbeteiligung übrigens.

Grenzach-Wyhlen (rom). Ihnen stehen fünf Stadträte zur Seite, mit denen regelmäßig ein Austausch erfolgt. Wie im echten Leben. „Nun müssen wir unsere Wahlversprechen umsetzen“, erzählen Franziska und Katharina. Denn am heutigen Freitag endet ihre Amtszeit als Bürgermeisterinnen der „Stadt der Kinder“ auf dem Wyhlener Turnplatz. Eines der Wahlversprechen war die Durchführung eines Fußballturniers, das gestern stattfand. Zusammen mit Betreuer Jan Lützeler waren die beiden am Mittwoch im „richtigen Rathaus“ und infor-mierten sich über die verschiedenen Bereiche der Verwaltung. „Vor allem hat mich das Bauamt interessiert“, sagt Katharina. „Ich möchte später mal ein Haus bauen.“

In der „Stadt der Kinder“ sind die Bürgermeisterinnen ehrenamtlich tätig. Um sich die lokale Währung „Schotter“ zu verdienen, müssen sich die Ferienkinder mindestens eine halbe Stunde an einem „Betrieb“ engagieren, um dann fünf „Schotter“ zu erhalten. Davon gehen allerdings – wie im echten Leben – direkt zwei „Schotter“ an Steuern weg, erläutert „Rathaus-Betreuer“ Lützeler. Im Gegenzug haben die Bürgermeisterinnen durchgesetzt, dass das Mittagessen kostenlos ist. Süßigkeiten, die es immer um 15 Uhr gibt, wurden dafür leicht im Preis erhöht – aus gesundheitlichen Gründen, wie man aus dem Rathaus der „Stadt der Kinder“ erfährt.

Für „Schotter“ muss man sich reinhängen

Warum genehmigen sich die Bürgermeisterinnen kein Gehalt? „Wir sind ganz normale Bürger. Außerdem macht es ja Spaß, die verschiedenen Stationen auszuprobieren“, sagt Franziska. So kümmert sich beispielsweise der „Werkhof“ mit Greifzangen darum, dass der Müll aufgesammelt wird. Wie aus der lokalen Presse – dem „Flüsterblatt“ – zu erfahren ist, kommen die Sammler täglich auf rund drei Kilogramm Material.

Die 100 Plätze waren ruck, zuck belegt

Im Kreativbereich werden beispielsweise Seifen hergestellt und bunt verziert. Im „Café“ sind fleißige Küchenhelfer aktiv, die gestern beispielsweise dabei halfen, die Pizza für die Stadtbürger zu belegen. Und im „Spirituellen Zentrum“ gibt es Möglichkeiten zum Häkeln, zu gegenseitigem Austausch und zum Entspannen. Wer ein Buch liest und Fehler darin findet, kann dann zusätzlich „Schotter“ verdienen. „Das Schöne ist, jedes Kind kann sich aussuchen, was ihm gerade liegt“, erzählt Susanne Bartelmus vom Förderverein Kinder, Jugend und Kultur, der zusammen mit dem Jugendreferat und älteren Schülern die Projektwoche durchführt.

Vom verdienten Geld können sich die Kinder dann – auch wie im richtigen Leben – etwas gönnen. Das kann eine Abkühlung auf der Wasserrutsche oder im „städtischen“ Pool sein, etwas zum Naschen oder der Kauf von etwas Gebasteltem. Oder ein Kurs in der „Akademie“, wo Mechthild Wallny zeigt, wie man Salben gegen Juckreiz herstellt. Dort wurden auch Trommeln gebastelt, mit denen am heutigen Freitag beim Abschlussfest mit den Eltern musiziert werden soll.

Anstelle von 70 Kindern, wie im Frühjahr geplant, wurden nun 100 Plätze angeboten, wie Nikolay Tarassenko und Christoph Richter vom Jugendreferat erklärten. Innerhalb weniger Tage sei die erste Ferienwoche ausgebucht gewesen. Trotz der Erhöhung habe es eine Nachrückerliste gegeben.

Keine Frage, dass da die Fortsetzung für 2020 klar ist. „Dann leider ohne uns“, bedauern Katharina und Franziska. Die beiden Bürgermeisterinnen sind dann bereits zu alt für die „Stadt der Kinder“.

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