Grenzach-Wyhlen Gemeinde prüft Vorkaufsrecht

Tim Nagengast
Auffallend hohes Fundament: Noch heute kann man, wenn man hinter dem Gebäude steht, erahnen, dass es früher ein Wasserschloss war. Foto: Tim Nagengast

Schlössli: Eigentümer trägt sich zwar mit Verkaufsgedanken, hat aber noch keinen Entschluss gefasst

Grenzach-Wyhlen  - Die Liegenschaftsabteilung der Gemeinde Grenzach-Wyhlen lässt zurzeit das Vorkaufsrecht der Kommune für das Grenzacher Schlössli prüfen. Grund ist die im Internet aufgetauchte Verkaufsanzeige des historischen Anwesens. Diese hat der Besitzer jedoch inzwischen zurückgezogen. Er spricht von einem Missverständnis.

Mit den Schlagworten „Luxusheim nahe der Schweiz: Herrschaftliches Schloss in grüner Parkanlage in Grenzach- Wyhlen“ wird das im 15. Jahrhundert erstmals erwähnte Haus in einem bekannten Immobilienportal im Internet angepriesen. Preis: 2,2 Millionen Euro für neun Zimmer, 276 Quadratmeter Wohnfläche und 4000 Quadratmeter Grundstück.

"Immobilienanzeige beruht auf Missverständnis"

Diese Immobilienanzeige beruhe allerdings auf einem Missverständnis, wie der Schlossbesitzer, Gregor Anthony, im Gespräch mit unserer Zeitung betont. Er habe daher ihre Entfernung veranlasst. Denn zum jetzigen Zeitpunkt sei noch gar nicht sicher, ob er das Anwesen wirklich verkaufen werde. „Ich bin noch völlig unentschlossen, denn ich muss erst einmal abwarten, wie der Brexit-Deal zwischen Großbritannien und der EU ausgeht, beziehungsweise, ob es überhaupt einen Deal gibt“, sagt Anthony, der britischer Staatsbürger ist. Je nachdem, ob es einen Deal mit der EU gebe und wie dieser ausfalle, könnte der 70-Jährige womöglich gezwungen sein, Deutschland zu verlassen, wie er bekundet. Obwohl er dies gar nicht wolle: „Eigentlich möchte ich hier bleiben.“

Mit seinem Makler sei daher nur eine erste Marktsondierung vereinbart worden – mehr aber auch nicht. Als Strategie habe man dann „weitere Schritte“ besprochen, die – unbeabsichtigterweise – in einer offiziellen Verkaufsanzeige gipfelten, wie der Eigentümer des historischen Anwesens betont.

Zwar ist das Exposé inzwischen zurückgezogen, doch kann es im Internet nach wie vor aufgerufen werden. Einziger Unterschied zum Vortag: ein zusätzlicher blauer Infokasten mit dem Hinweis „Angebot liegt im Archiv. Dieses Angebot wurde vom Anbieter aus der Vermarktung genommen. Sie können den Anbieter jedoch weiterhin kontaktieren.“

Sollte er das Schlössli dereinst verkaufen müssen, werde ihm das sehr weh tun, betont der Eigentümer: „Ich habe hier mein Bestes gegeben und alles getan, um dieses Haus mit seinem besonderen Charakter zu erhalten.“

Und diese Beschreibung ist nicht von der Hand zu weisen. Das Schlössli ist ein Kleinod. Gregor Anthony hat es mit viel Liebe, Geschmack und Detailverständnis restaurieren lassen.

Gemeinderat ist informiert

In Grenzach-Wyhlen hat die Nachricht von einem möglichen Schlossverkauf inzwischen die Runde gemacht. Auch die Gemeindeverwaltung ist darauf aufmerksam geworden und prüft derzeit ein Vorkaufsrecht, wie Bürgermeister Tobias Benz auf Nachfrage betont. Klar sei, dass das Anwesen unter Denkmalschutz stehe. Laut Bebauungsplan sei zudem eine weitere Bebauung des das Schloss umgebenden Parks ausgeschlossen. Die Mitglieder des Gemeinderates seien informiert, hält Benz fest.

Zur Geschichte des Hauses

Wie aus den Aufzeichnungen von Erhard Richter hervorgeht, wurde das Anwesen im Jahr 1415 erstmals schriftlich erwähnt (als Wasserschloss) und hatte wechselnde Besitzer, darunter das Ministerialgeschlecht der Bärenfels.

Anno 1744 wurde der gegen das Dorf stehende größere Flügel des Schlosses abgerissen. Die markgräfliche Regierung ließ das Schlossgut 1767 versteigern. Zum Zug kam die Gemeinde Grenzach, die es kurz darauf wieder verkaufte.

Im 19. Jahrhundert gehörte das Anwesen Johann Jakob Imhof. Als dieser anno 1848 starb, überließ die Familie dem gleichnamigen Miterben das Schlössle. Dieser starb im Jahre 1900. 13 Jahre später verkauften die Imhof-Erben das Schlossgut an den Basler Fabrikanten Fritz Hoffmann, der es 1916 an seine eigene chemische Fabrik weitergab.

Erst 1996 fand ein Grundstückstausch zwischen Grenzach-Wyhlen und der Firma Hoffmann-La Roche statt, wobei das Schlössli wieder in Gemeindebesitz überging. Die Kommune scheute jedoch die Kosten für eine Sanierung des geschichtsträchtigen Anwesens. Deshalb war man sehr froh, als sich 2007 der heutige Besitzer fand, der das Anwesen liebevoll renovieren ließ und seither darin wohnt.

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