Grenzach-Wyhlen Globale Drehscheibe für Postkarten

Die Oberbadische
Lange Regalreihen voller Alben und Postkarten: Daniel Stade betreibt in Grenzach-Wyhlen ein in Sammlerkreisen weltweit bekanntes Auktionshaus. Foto: Manfred Herbertz Foto: Die Oberbadische

Porträt: Daniel Stade bedient mit seinem Grenzach-Wyhlener Auktionshaus einen speziellen Sammlermarkt

Auch in Zeiten digitaler Medien haben Postkarten noch lange nicht ausgedient. Für historische oder seltene Stücke gibt es sogar einen Sammlermarkt, der – im Gegensatz zur Briefmarke – boomt. Daniel Stade kennt dieses Geschäft wie kaum ein anderer. Er betreibt in Grenzach-Wyhlen ein Auktionshaus für Postkarten. Inzwischen bereitet er mit seinem Team die 48. Auktion vor.

Von Manfred Herbertz

Grenzach-Wyhlen. Stade zählt weltweit mit zu den wichtigsten Auktionshäusern für Ansichtskarten. Zum Kundenstamm gehören tausende Sammler aus aller Welt, wie Daniel Stade berichtet.

Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurde mit der Postkarte eine völlig neue Art der Kommunikation geschaffen. Die Fotografie war noch nicht weit entwickelt. So wurden politische oder gesellschaftliche Ereignisse zum Motiv einer Bildpostkarte, die Einblicke in die Alltagsgeschichte ermöglicht. Neben diesen Zeitdokumenten kamen immer mehr die Grußkarten mit Sehenswürdigkeiten auf. Die Bildpostkarte erlebte einen enormen Aufschwung.

Der Briefmarkenmarkt liegt nahezu brach

Während der Markt für Briefmarken seit einigen Jahren beinahe am Boden liegt, erfreut sich das Sammeln von Bildpostkarten steigender Beliebtheit.

Daniel Stade ist mit Briefmarken groß geworden. Schon als Kind habe ihn sein Vater auf Briefmarkentauschbörsen und -auktionen „mitgeschleppt“. Dabei habe er als Schüler angefangen, Briefmarken und Postkarten zu verkaufen und sich so sein Taschengeld aufgebessert. Schnell wurde Daniel Stade klar, dass er sein Hobby zum Beruf machen wollte. Doch zunächst lernte er im Hotelfach. Bereits während der Bundeswehrzeit eröffnete sich für Daniel Stade die Möglichkeit, seinen Postkartenhandel professionell aufzuziehen.

Über Waldshut sowie eine Partnerschaft mit einem Weiler Geschäftsmann und Briefmarkenhändler kam Stade, nachdem die bisherigen Geschäftsräume zu klein wurden, nach Grenzach-Wyhlen.

„Das Hauptgeschäft waren die Auktionen, dann kam auch der Internethandel dazu“, sagt Stade. 80 Prozent des Umsatzes machen die Postkarten heute aus, etwa zehn Prozent werden noch mit Briefmarken, weitere zehn Prozent durch den Handel etwa mit Gold- und Silbermünzen erzielt.

Die teuerste Postkarte der Welt verkauft

Briefmarken „gehen“ kaum noch, für Postkarten gelte genau das Gegenteil. „Es ist emotional. „Es ist etwas, das Herz und Erinnerungen anspricht. Deswegen sind die Menschen bereit, hierfür auch Geld auszugeben“, weiß Stade.

Dazu kommen Kunstpostkarten aus den Anfängen des vergangenen Jahrhunderts, die sehr begehrt seien. Die durchschnittlichen Preise pro Karte bei den Auktionen liegen zwischen acht und 25 Euro. Stade verweist dann aber auf die Bauhausserie aus dem Jahre 1923 mit insgesamt 21 Motiven oder die Kunstkarten der Wiener Werkstätten mit Motiven von bekannten Künstlern wie Kokoschka oder Schiele, die, weil selten, sehr hohe Preise erzielen. So befindet sich in der nächsten Auktion, die am 6. Oktober beginnt, eine Schiele-Postkarte mit einem Frauenmotiv, die mit einem Startpreis von 1500 Euro aufgerufen wird. Sie ist jedoch bei Weitem nicht das teuerste Stück, das bei Stade unter den Hammer kam: Dies war eine Bauhaus-Karte mit einem Motiv von Paul Klee, die 1923 direkt aus der Bauhausausstellung heraus verschickt worden war. Diese erzielte das unglaubliche Höchstgebot von 22 000 Euro plus Aufgeld und galt lange Jahre als die teuerste Postkarte der Welt. Bislang wurde dieser Preis nach Stades Kenntnis nur ein einziges Mal übertroffen.

Auch Live-Auktionen gibt es noch

Drei bis vier Auktionen veranstalten Stade und seine 20 Mitarbeiter jährlich. Dabei umfasst eine Auktion rund 20 bis 22 000 Einzelposten. Man kann diese im Internet anschauen oder sich den Katalog, der rund 1400 Seiten umfasst, bestellen und danach seine Gebote abgeben. Interessenten bieten den Betrag, den sie für eine Karte maximal ausgeben würden. Die Auktion selbst erfolgt „interessewahrend“, wie Stade betont. Bietet man zum Beispiel 500 Euro für eine Karte, der nächste Bieter aber nur 250, dann bekommt man den Zuschlag für 300 Euro. „Man muss sich das ähnlich vorstellen wie bei Ebay“, erläutert der Auktionator. Er veranstaltet selbstverständlich auch Live-Auktionen, zu denen meist etwa 30 Personen kommen, die dann auf größere Lose bieten.

www.stade-auktionen.de

Markgrafenstraße 5,

79639 Grenzach-Wyhlen,

Tel. 07624/98 95 870

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