Grenzach-Wyhlen Händels Seifenoratorium erklingt

Willi Vogl
Der Gemischte Chor Seltisberg und das Leimentaler Kammerorchester überzeugen mit Händels Alexanderfest. Foto: Willi Vogl

Konzert: Gemischter Chor Seltisberg und das Leimentaler Kammerorchester in St. Michael.

Grenzach-Wyhlen - Georg Friedrich Händel dirigierte die Uraufführung seines Alexanderfestes 1736 im Londoner Covent Garden Theater. Seither gehört es nicht zuletzt auf Grund seiner überschaubaren spieltechnischen Ansprüche zu den beliebtesten Werken der Weltliteratur. 282 Jahre später konnte nun mit dem Gemischten Chor Seltisberg und dem Leimentaler Kammerorchester auch das hiesige Publikum in der katholischen Kirche St. Michael Händels Evergreen in Englischer Originalsprache genießen.

In freier Erzählung von Händels Dichter John Dryden erfährt man, dass Alexander der Große seinen Sieg über die Perser feiert. Bacchus kommt ins Spiel, Alexander verfällt betrunken in Schwermut und verliebt sich dabei in die schöne und ehrgeizige Thais. Thais wiederum tritt als Brandstifterin auf und animiert Alexander zu weiterer lustvoller Zerstörung. Trotz gewisser Wirkung scheitert der Barde Timotheus, den Kriegsherrn mit seiner musikalischen Kunst dauerhaft zu mäßigen. Die heiligen Cäcilia kommt ihm zu Hilfe. Wenngleich ihr Erscheinen „neue Klangräume“ eröffnet, bleibt die Frage nach einer Befriedung in der realen Welt unbeantwortet. Am Ende geht es, wie auch in heutigen Castingshows üblich, lediglich um die äußerliche Frage, welcher der beiden musikalischen Protagonisten dem anderen die Show stiehlt. Weder der englische Originaltext noch die zahlreichen deutschen Übersetzungen liefern in der Textvorlage einen überzeugenden Handlungsstrang.

Grauslige Mixtur

Dichter und Komponist in Personalunion als Autor und Produzent verstanden es allerdings bestens, mit dieser grausligen Mixtur aus schmachtender Geschichte und affektierter Musik den Publikumsgeschmack ihrer Zeit zu bedienen. Beliebte Motive aus der Mythologie und der Antike und die satztechnische Kunstfertigkeit von Barocktitan Händel führten zur schnellen Verbreitung und einem anhaltenden Erfolg des weltlichen Seifenoratoriums. Was heute eher als müder Effekt wahrgenommen wird, dürfte zu Zeiten Händels noch zu herzhaftem Publikumsamüsement geführt haben. So finden sich in der Nr. 20 „feurige Donnerschläge“ in den Pauken oder putzige unisoni für „lautere“ und „noch lautere“ Klänge beim „Zerreißen der Fesseln des Schlafes“. Man schwankt zwischen Bewunderung und gepflegter Langeweile angesichts einer Satzkunst, die es versteht, aus zwei Ausrufen wie „Glückliches Paar! Nur dem Wagemutigen gebührt die Schöne!“, redundante, fünfminütige Musik herauszupressen.

Chor gebührt Respekt

Dem Gemischten Chor Seltisberg jedenfalls gebührt Respekt für eine artikulatorisch markante und klangintensive Interpretation. Das Leimentaler Kammerorchester verstand es unter der deutlichen Zeichengebung von Fabian von Dungen differenzierte Charaktere zu setzen. So überzeugte es etwa durch einen eindringlich pochenden 6/8-Gestus in der Sopran-Arie zum Schicksal von Darius oder durch sichere Sprungtechnik in der motorisch unerbittlichen Melodieführung der Arie Nr. 17.

Die Solisten bildeten ein ausgewogenes Ensemble, wenngleich das Alexanderfest kaum Gelegenheit für gemeinsamen Gesang bot. So bezauberte Sopranistin Olivia Allemann etwa als Brandstifterin in Arie Nr. 25 mit damit in Kontrast stehenden lieblichen Melismen.

Edward Yehenara brachte das Publikum als gut verständlicher und spielfreudiger Bassist zum Schmunzeln und Simon Jäger-Vogel sorgte mit klug geführten tenoralen Farben für die notwendige Dramatik.

Anhaltender Applaus

Dem Publikum in der gut gefüllten Kirche gefiel es. Der anhaltende Applaus wurde mit einer ausladenden Zugabe belohnt.

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