Grenzach-Wyhlen Heißer Dampf mit Potenzial

Die Oberbadische
Auf dem ehemaligen Schlosser-Areal wird in wenigen Jahren die Neue Mitte Grenzach entstehen: Alle geplanten Wohn- und Geschäftshäuser am „Stadthain“ sollen mit Nahwärme von DSM versorgt werden – und ein möglichst großer Teil der umliegenden Bestandsbebauung ebenfalls. Foto: Tim Nagengast Foto: Die Oberbadische

Neue Mitte Grenzach: Nahwärmenetz mit industrieller Abwärme von DSM ist wirtschaftlich betreibbar

Im Bereich der Neuen Mitte Grenzach sollen möglichst viele der bestehenden sowie alle im Zuge der Zentrumsentwicklung geplanten Liegenschaften rund um das Schlosser-Areal an ein Nahwärmenetz angeschlossen werden. Dieses wird mit industrieller Abwärme (heißer Dampf) der benachbarten DSM gespeist. Dabei gilt: Jeder kann, aber niemand muss.

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Das Einsparpotenzial scheint jedenfalls enorm, wie Jan Münster von der Energieagentur des Landkreises Lörrach im Rahmen seines Abschlussberichts zum energetischen Quartierskonzept im Gemeinderat darlegte. Münster sprach von einem hohen wirtschaftlichen und ökologischen Mehrwert für die Gemeinde, ihre Bewohner und das Gewerbe. Die Vision ist ein entscheidender Bestandteil des kommunalen Klimaschutzkonzeptes, das die Gemeinde im Jahr 2015 in Angriff genommen hat. Seither fanden mehrere Bürgerworkshops statt, an denen Ideen gesammelt und anschließend priorisiert wurden (wir berichteten).

Theoretisches Potenzial

Wie Münster darlegte, verbraucht das im Rahmen der Analyse erfasste Quartier aktuell rund 16 Gigawattstunden (GWh) Energie für die Wärmeversorgung sowie 2,7 GWh Strom pro Jahr. Würden alle theoretisch geeigneten Flächen mit Fotovoltaikanlagen versehen, könnte das Quartier sogar 64 Prozent mehr Strom erzeugen, als es selbst verbrauche, rechnete der Geschäftsführer der Energieagentur den Gemeinderäten vor. Auch der Energiebedarf zur Wärmeerzeugung ließe sich bei geeigneten energetischen Sanierungsmaßnahmen an Bestandsbauten enorm senken. Hinzu kommen rund 8,2 Gigawattstunden Potenzial durch die bei DSM anfallende – und bisher großteils verpuffende – industrielle Abwärme.

Zusammengerechnet liegt das theoretische Energieeinsparpotenzial für die Neue Mitte Grenzach laut Münster bei rund 74 Prozent.

Netz wird gebaut

Dass das geplante Nahwärmenetz gebaut wird, steht fest. Wie Bürgermeister Tobias Benz erklärte, will die Gemeinde allen Investoren, die im Zuge der Entstehung des „Stadthains“ tätig werden, eine direkte Anbindung ihrer Neubauten an das Nahwärmenetz vorschreiben. Es liefen bereits etliche Gespräche mit potenziellen Investoren. Diese hätten allgemein eine „hohe Bereitschaft“ signalisiert, berichtete Benz. Wer im Rahmen eines festgelegten Perimeters rund um die Neue Mitte Grenzach wohnt, könne dann seine Immobilie ebenfalls anschließen lassen und profitieren.

Jan Münster hatte dazu einige Rechenbeispiele parat und sprach von großem finanziellen Einsparpotenzial. Die Wärmeversorgung mit heißem Dampf von DSM sei nicht nur von der CO 2-Bilanz her, sondern für Wohnungs- und Hauseigentümer auf mittlere Sicht auch finanziell „konkurrenzlos“, sagte er.

Benz sprach in diesem Zusammenhang von einer „tollen Situation“ und einer großen Chance, die sich dank der Firma DSM biete. Zugleich regte er an, auch in Wyhlen über den Bau eines Nahwärmenetzes nachzudenken – gespeist von industrieller Abwärme des Flusswasserkraftwerks.

Benz’ Wunsch für die Neue Mitte Grenzach: dass möglichst viele Immobilieneigentümer mitspielen und sich anschließen lassen. „Wir hätten dann ein sehr schönes Leuchtturmprojekt.“

Vorteil für Privatnutzer: Wer sich anschließen lässt, habe anstatt einer platzintensiven Heizungsanlage „vielleicht nur noch einen kleinen Kasten mit Rohr dran“ im Haus, sagte Münster.

Weitere Informationen: Teil des Priorisierungskatalogs ist ein Energieberatungsangebot für Mieter, Eigentümer und Wohnungseigentümergesellschaften.

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