Grenzach-Wyhlen Himmlische Gesänge ausdrucksstark intoniert

Die Oberbadische
Die Gesangsklasse von Sylvia Nopper präsentierte sich intonationsrein und homogen in Artikulation und Phrasierung. Foto: Willi Vogl Foto: Die Oberbadische

Konzert: Sylvia Noppers Gesangsschülerinnen bieten hochklassigen Vortrag in der Kirche St. Michael Grenzach

Von Willi Vogl

Grenzach-Wyhlen. „Für mich ist es das Schönste, das im Unterricht weitergeben zu können, was ich ein ganzes Leben lang auf der Bühne gemacht habe“, bekennt die Grenzach-Wyhlener Sängerin und Pädagogin Sylvia Nopper. Mit 20 ihrer Schülerinnen an der Musikschule Basel und Studentinnen an der Hochschule für Musik gestaltete sie unter dem Motto „Himmlische Gesänge“ ein facettenreiches Konzert in der katholischen Kirche St. Michael. Unterstützt wurde sie von der Organistin Anastasia Kovbyk und der Geigerin Rita Nakad.

1000 Jahre Musikgeschichte gliederten sich programmatisch in drei Teile mit Psalmvertonungen, Mariengesängen und Vertonungen des Vaterunsers, gemischt in solistischer und chorischer Präsentation.

Bereits beim Vortrag der Chorvertonungen a cappella zu Anfang wurden Ensemblequalitäten deutlich, wie man sie bei Chören nur selten findet. So überzeugten Intonationsreinheit und Homogenität in der Artikulation und Phrasierung in Moritz Hauptmanns „Gebet“, Felix Draesekes „Der Herr ist mein Hirte“ oder im charakteristischen „Hebe deine Augen auf“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Die graziöse und stimmphysiologisch effiziente Zeichengebung Noppers animierte zu feiner und freier Klangentfaltung, die auch einem anonymen homofonen „Ave Maria“ aus dem 18. Jahrhundert mit den Solistinnen Anne-Catherine Biedermann, Stella d‘Arcy und Pauline Lange zu schöner Entfaltung verhalf. Noppers Fokus lag auf periodisch und harmonisch übersichtlichen Werken, vor allem solchen des 19. Jahrhunderts. Hier zeigten sich etwa Viola Galli und Anne-Catherine Biedermann mit einnehmender Gestaltung in Liedern von Max Gulbins.

Im ältesten Werk, dem einstimmigen Hymnus „Ave generosa“ von Hildegard von Bingen stimmten sich Lara Süss, Viola Galli und Alice Gisler besonders fein ab. Getragen von der freundlichen Kirchenakustik entwickelte dieses Ensemble damit eine ätherische Atmosphäre. Agil zeigte sich Sina Burghard mit den Melismen in einer Psalmvertonung von Heinrich Schütz.

Eine weitere Farbe steuerte der 1994 geborene Sebastian Meyer mit der Uraufführung auf Basis des Ernst-Jandl-Textes „An Gott“ bei. In dem Gedicht hinterfragt der österreichische poetische Provokateur kritisch den von der Amtskirche definierten katholischen Gott. Über einen statischen dissonanten Klang artikulierten sich die Sängerinnen in gesprochener Diktion und pulsierenden Gesangselementen. Schade dabei, dass Meyer die von ihm favorisierte Clustertechnik nicht zu einer stärker individualisierten Haltung nutzte.

Für die erkrankte Nora Roth sprang Sylvia Nopper ein und bezauberte mit kluger Gestaltung in den Melismen des modulationsreichen „Salve regina“ von Marc-Antoine Charpentier. Gegliedert wurden die Gesangswerke durch zwei rein instrumentale Kompositionen. Klangschön und in überzeugendem Fluss musizierte Rita Nakad ein Largo aus einer Violinsonate von Johann Sebastian Bach.

Mit gespenstisch getupfter Chromatik und tänzerisch bewegten Akkorden beeindruckte die Organistin Anastasia Kovbyk in Louis Viernes „Scherzetto“ aus Op. 31. Darüber hinaus erwies sie sich als einfühlsame und souveräne Begleiterin in den vielfältigen Ensemblekonstellationen.

Unter Sylvia Noppers Gesangseleven stachen die Sopranistin Alice Gisler und die Altistin Sari Leijendekker mit bereits beachtlich entwickelten Gestaltungsqualitäten und dynamischen Differenzierungsmöglichkeiten hervor. Die kamen mitunter abschließend im festlichen „Vater unser“ von Volkmar Andreae bestens zur Geltung. Begeisterter Applaus für die himmlischen Gesänge einer leistungsstarken Gesangsklasse.

Die Sängerinnen überzeugten mit Intonationsreinheit und Homogenität in der Artikulation und Phrasierung.

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