Grenzach-Wyhlen Im Boden schlummert die Antike

Bernhard Albert Greiner

Archäologie: Villae rusticae bei Grenzach-Wyhlen stellten die Versorgung der Stadt Augusta Raurica sicher

Grenzach-Wyhlen - Zur Vorbereitung der Erschließung des Neubaugebietes „Kapellenbach-Ost“ gehören unter anderem Bodensondierungen, weil man hier mit römischen Funden rechnen muss (wir berichteten). In diesem Kontext lohnt es sich, das Siedlungsprinzip näher zu beleuchten, denn: Die römische Epoche kennt keine Bauerndörfer.

Das Leben in römischer Zeit fand in Handwerker- und Händler-Siedlungen statt, von denen manche sich zu Städten weiterentwickelt haben, wie beispielsweise Augusta Raurica. Das allgemeine ländliche Leben fand in sogenannten villae rusticae statt. Heute würde man derartige Anlagen Aussiedlerhof nennen.

Diese ländlichen Einzelhöfe können – wie im Falle der Grenzacher Römervilla an der Steingasse und der Villa am Burgackerweg – auch zu prachtvollen Villensitzen ausgebaut werden, die dann einen landwirtschaftlichen Teil mit Nebengebäuden und einen herrschaftlichen Teil mit dem Hauptgebäude aufweisen.

Die wirtschaftliche Grundlage der Bauernhöfe war der Verkauf ihrer landwirtschaftlichen Produkte auf dem Markt der Stadt Augusta Raurica.

Durch die jahrelangen Geländebeobachtungen der ehrenamtlichen Mitarbeiter in Grenzach-Wyhlen – zu erwähnen sind in erster Linie Friedrich Kuhn, Fritz Moog, Walter Küchlin, Werner Mähling, Erhard Richter und die Arbeitsgruppe Archäologie – haben wir mittlerweile ein umfassendes Bild über die Siedlungsdichte im rechtsrheinischen Vorland von Augusta Raurica in römischer Zeit zwischen etwa 70 bis 260 nach Christus.

Die obige Karte zeigt die bekannten Siedlungsstellen für villae rusticae zwischen Grenzach, Wyhlen und Herten. Daraus lässt sich die übliche Wirtschaftsgröße eines solchen Bauernhofes ableiten. Jeder Hof bewirtschaftete demnach eine Fläche mit einem Durchmesser von rund 500 Metern. Das Gesamtbild ist mittlerweile so gut, dass nun verdächtige Stellen, sozusagen die weißen Flecken, genauer betrachtet werden können, bei denen noch keine Funde bekannt sind.

Ein solcher weißer Fleck ist das künftige Neubaugebiet „Kapellenbach-Ost“, weshalb das Landesamt für Denkmalpflege nun dort im Vorfeld der Baumaßnahmen großflächige Untersuchungen durchführen lässt. Man darf gespannt sein, welche Ergebnisse die Ausgrabungen liefern.

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