Grenzach-Wyhlen Im Dschungel des Schweigens

Die Oberbadische

Die Natur hat das ToKa-Gelände am Hörnle zurückerobert / Hotel soll trotzdem im Jahr 2021 öffnen

Das Rätselraten um das geplante Hotel- und Wohnungsprojekt am Grenzacher Hörnle geht weiter. Offenbar hat Grundeigner ToKa noch immer keinen Käufer für das Areal gefunden. Doch obwohl kein Bagger in Sicht ist, hält die „Novum Hospitality“-Gruppe weiterhin an ihren Plänen fest, bereits im übernächsten Jahr das geplante, große „the niu Gallery“-Hotel zu eröffnen. Wie soll das gehen?

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Während die Natur die vor Monaten abgeräumte Brache am Hörnle weitgehend zurückerobert hat, geben sich sowohl der Grundeigentümer, die Firma ToKa Immobilien aus Kandern, als auch „Novum Hospitality“ zugeknöpft, wenn man wegen des Fortgangs des ins Stocken geratenen, aber baureifen Projektes nachhakt. ToKa Immobilien selbst äußert sich gegenüber der Presse weiterhin überhaupt nicht – weder am Telefon noch auf Anfrage per E-Mail.

Doch auch „Novum Hospitality“ ist wortkarg geworden. „Ein Anlass zur Veränderung der Hotelpläne besteht nicht“, teilt eine Sprecherin des Hamburger Unternehmens auf Anfrage kurz und bündig mit. Sie ergänzt: „Die Eröffnung des Hotels ’the niu Gallery’ in Grenzach ist derzeit für 2021 prognostiziert.“ Detaillierte Anfragen lässt die Firma aber auch nach Tagen noch unbeantwortet. Ob „Novum Hospitality“ womöglich inzwischen mit einem anderen Partner als ToKa Immobilien verhandelt, ist somit nicht zu erfahren.

Trauriger Anblick

Noch im Februar hatte eine Unternehmenssprecherin von laufenden „Abstimmungen“ gesprochen, da es aufgrund der Richtung Bahnlinie geplanten Wohnbebauung ja noch weitere Partner gebe. Doch auch dazu herrscht nun Schweigen.

Also nichts Neues im Westen der Doppelgemeinde. Das Areal kurz vor dem Grenzübergang bietet derweil einen immer traurigeren Anblick. Vor einem Dreivierteljahr noch vom Bewuchs befreit und abgeräumt, ist darauf inzwischen ein regelrechter Dschungel gewachsen. Vor allem die Robinie fühlt sich dort wohl.

„Betreten verboten“? Eigentlich schon, aber das Gelände ist gegen unbefugte Nutzung bereits eine ganze Weile nicht mehr gesichert. Etliche Absperrgitter sind „zusammengefahren“, mit Gewalt verbogen, umgeschmissen und zugewachsen oder fehlen gar ganz. Die aufgehängten Banner und Transparente von ToKa verblassen zusehends an dem noch vorhandenen Teil der Einfriedung. Geht dort etwas? Augenscheinlich nicht. Nur die Gerüchte schießen weiterhin fleißig ins Kraut. Zur Aufklärung beitragen will aber keiner der Beteiligten.

Bürgermeister ist sauer

Noch im Frühjahr hatte Bürgermeister Tobias Benz auf Anfrage bestätigt, dass ToKa Immobilien eine Veräußerung des gesamten Projekts an einen anderen Investor prüft. Was seither gegangen ist? „Ich weiß es nicht. Offenkundig nichts“, räumt Benz im Gespräch mit unserer Zeitung ein. Laut dem im vorhabenbezogenen Bebauungsplan enthaltenen Durchführungsvertrag hätte der Baubeginn am Hörnle bereits vor einem Jahr erfolgen müssen. „Das habe ich auch mehrmals angemahnt, bin von ToKa aber immer vertröstet worden“, ärgert sich der Rathauschef.

Hinzu kommt, dass der Handlungsspielraum der Kommune in dieser Sache sehr eingeschränkt ist. Denn die Fläche gehörte vorher dem Bund. Eine Rückabwicklung des Kaufs durch die Gemeinde ist somit nicht möglich. Benz hat nach eigenem Bekunden bereits juristisch prüfen lassen, ob die Gemeinde den Bebauungsplan aufheben lassen könnte. Ergebnis: Ja, sie könnte, aber die erteilte Baugenehmigung bliebe dennoch bis Mai 2021 gültig, ärgert sich Benz. Bis dahin sei die Gemeinde also auf den guten Willen der Beteiligten angewiesen.

„Auch das äußere Erscheinungsbild und die Sicherheit der Fläche haben wir bei ToKa Immobilien angemahnt – bisher ohne Erfolg.“

Gemeinde kann nichts tun

Der Rathauschef verlangt nun, dass sich das Kanderner Unternehmen „endlich erklären soll, ob es selber bauen will oder einen Verkauf beziehungsweise Teilverkauf beabsichtigt“. „Das Hinhalten seitens ToKa ist mehr als lästig und zunehmend inakzeptabel“, leert Benz sich den Kropf, „denn so geht man nicht miteinander um.“ Im Übrigen müsste der Gemeinderat einem Vorhabenträger-Wechsel zustimmen, bekräftigt der Rathauschef abschließend.

Weitere Informationen: Die Hotelkette „Novum Hospitality“ aus Hamburg will das Hotel in Grenzach am Hörnle unter der Marke „niu“ betreiben. Mehr als 140 Zimmer sowie 30 Apartments sind geplant. Der vorgestellte Entwurf sieht ein abgestuftes, an der einen Seite zehnstöckiges Gebäude mit Boardinghaus vor. Zwischen Hotel und Bahnlinie umfasst die Planung Mehrfamilienhäuser mit rund 100 Wohnungen.

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