Grenzach-Wyhlen In Gedanken zusammenrücken

Die Oberbadische
Pfarrer Axel Huettner sprach im per Internet übertragenen Weihnachtsgottesdienst in der evangelischen Kirche in Grenzach unter anderem auch über das Krippenbild, das er in seinen Kindertagen erfahren hatte. Fotos: Manfred Herbertz Foto: Die Oberbadische

Weihnachten: In Grenzach predigt Pfarrer Huettner für die Internetgemeinde – und zwar auf Alemannisch

„Stille Nacht“: Ja, es ist still geworden auf den Straßen. Die Menschen verharren im Lockdown weitgehend in ihren Wohnungen, von Besuchen bei Verwandten und Freunden wird dringend abgeraten. Zahlreiche Kirchen haben die Präsenzgottesdienste abgesagt. Dennoch finden Gottesdienste statt, nur eben in anderer Form. Als Beispiel sei der Gottesdienst vom ersten Weihnachtstag in der evangelischen Kirche zu Grenzach genannt. Den hielt Pfarrer Axel Huettner – und zwar auf Alemannisch.

Von Manfred Herbertz

Grenzach-Wyhlen. „Das Volk, das im Finsteren wandelt, sieht ein großes Licht.“ Mit diesen Worten aus Jesaja 9 begrüßt Pfarrer Huettner vor dem festlich geschmückten Weihnachtsbaum aus der ansonsten leeren Kirche die Gläubigen, die nur von daheim aus an den Computerbildschirmen diesen Gottesdienst virtuell mitfeiern konnten.

Der Autor dieses Artikels darf der Aufzeichnung des Gottesdienstes als einziger Zuhörer beiwohnen. „Wir feiern ein anderes Weihnachten als wir es sonst kennen, ohne gemeinsam zu feiern, ohne uns persönlich ein frohes Fest zu wünschen, ohne Umarmung“, fährt Huettner fort.

Für den pensionierten Geistlichen ist diese Gottesdienstform eine Premiere: „So was habe ich noch nie zu Weihnachten erlebt“, sagt er. Zwar habe er vor langer Zeit mal einen Fernsehgottesdienst mitgestaltet, „aber das war eine ganz andere Sache“.

Nun steht er allein im Kirchenraum. Die Stühle sind zur Seite geräumt. Huettner schaut in die Aufnahmeoptik der Kamera, die von Teun Braken bedient wird, und predigt zu seinen unsichtbaren Zuschauern.

Pfarrer Huettner kennt kein Lampenfieber. Nach einigen kurzen Sprechproben wird es ernst: Der stille Beobachter am Rande wird eingefangen von den in alemannischer Mundart vorgetragenen Gedanken des evangelischen Geistlichen. Und trotz der Leere ist der Kirchenraum auf eine besondere Art heimelig. Huettner wirkt nahbar, menschlich.

Er legt seiner Predigt den Titusbrief zugrunde. „Die heilige, unverdiente Gottesgüte ist sichtbar geworden in diesen Tagen“, sagt der Geistliche und: „Uns ist in dieser von Corona geprägten Zeit heute ein Kind geboren, das heil macht, was zerbrochen ist.“ Huettner wendet sich der großen Krippe in der Kirche zu und spricht über seine Kindheitserinnerungen an die Krippe. „Gott möchte uns in dieser Zeit ganz nah kommen, und wir können so einen Zipfel von Gottes Güte erhaschen. Es wäre schön, wenn ich wieder glauben könnte wie in Kindertagen.“ Viele Menschen sehnten sich ebenfalls zurück nach dem Kinderglauben.

Der Geistliche blendet nicht aus, dass viel Unfriede in der Welt herrscht. „Ich sehe Bilder von toten Zivilisten, von toten Soldaten, von Menschen, die aufgrund ihrer Coronainfektion um ihr Leben kämpfen, sehe Bilder von Ärzten und Pflegern, die an der Grenze des Erträglichen arbeiten.“ Angesichts des sichtbar gewordenen Bildes des Unfriedens habe es die Gottesliebe nicht einfach. Deswegen würde er gerne das heile Krippenbild aus seinem Kinderzimmer in die heutige Welt tragen. Huettner wünscht sich, dass die Menschen wieder Vertrauen zu Gott fassen.

Mit dem Vaterunser und dem Segen schließt der Pfarrer den Gottesdienst, der auf eine besondere Art Weise berührt. Ob es daran liegt, dass Huettner alemannisch spricht? Oder einfach nur in an seiner Persönlichkeit? Seine Worte klingen jedenfalls noch lange nach.

Die Entstehung

Dieser Gottesdienst ist bereits am vergangenen Dienstag aufgezeichnet und von Teun Braken geschnitten worden. Er hat auch die separat eingespielten Lieder eingebaut, „damit sich ein stimmiges Bild ergibt“. Ein fünfköpfiges Ensemble der Kantorei, zwei Solisten, Kantor Henry van Engen und die Sopranistin Cornelia Fahrion sowie die Musiker Clement Gester (Zink, Blockflöte) Teun Braken (Orgel), Eleonora Biscevic (Flöte) und Henry van Engen (Posaune) gestalteten den musikalischen Teil. Entstanden ist so ein wunderbarer Gottesdienst, der die Menschen ein Stück weit – zumindest in Gedanken – zusammenrücken ließ.

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