Grenzach-Wyhlen Jasin trifft seine Lebensretterin

Die Oberbadische
Emotionales erstes Treffen: Jasin Asanoski (rechts) strahlt und sitzt auf dem Schoß von Silke Dolstra. Dank der Knochenmarkspende der Mutter zweier Kinder konnte der Fünfjährige von einem lebensbedrohenden Immundefekt geheilt werden. Überglücklich sind Mutter Adisha (links) und Vater Fijat mit Sohn Malik. Heiko Dolstra (2.v.l.) freut sich, dass seine Frau mit ihrer Spende dazu beigetragen hat, dass Jasin jetzt gesund ist. Foto: Manfred Herbertz Foto: Die Oberbadische

„Familientreffen“: Silke Dolstra spendet Knochenmark für fünfjährigen Bub aus Grenzach

Der kleine Jasin Asanoski aus Grenzach darf weiterleben. Dank einer Knochenmarkspende ist der bis dato an einer seltenen Immunkrankheit leidende Fünfjährige geheilt. Dieser Tage hat er erstmals seine Lebensretterin getroffen: Silke Dolstra. Ein emotionaler Moment, den die Familien Asanoski und Dolstra wohl nie vergessen werden.

Von Manfred Herbertz

Grenzach-Wyhlen. Putzmunter sitzt Jasin am Morgen des Besuches im Wohnzimmer seiner Eltern und spielt mit seinem großen Bruder Malik. Mit leuchtenden Augen beobachten seine Eltern Adisha und Fijat sowie Silke und Heiko Dolstra die beiden Buben, die unbefangen mit Playmobilfiguren spielen. Beide Familien haben sich erst an diesem Morgen persönlich kennengelernt, und auch der erste Kontakt liegt noch nicht einmal drei Wochen zurück. Sie verbindet etwas ganz Besonderes. Und Silke Dolstra sagt mit leichten Beben in der Stimme: „Das Gefühl ist irgendwie komisch, es ist aber ein tolles Gefühl und so vertraut.“

Typisierungsaktion mit 600 Teilnehmern

Denn: Dass Jasin überhaupt so unbeschwert spielen kann, hat er Silke Dolstra zu verdanken. Dank der Knochenmarkspende der heute 46-jährigen Mutter von ebenfalls zwei Kindern ist Jasin heute gesund. Denn Jasin litt an einem seltenen Immundefekt. Nur eine Stammzellentransplantation konnte sein Leben noch retten.

Daher hatte die Familie zusammen mit Freunden und in Kooperation mit der DKMS (Deutsche Knochenmarkspenderdatei) eine Typisierungsaktion initiiert. Rund 600 Menschen hatten sich vor rund vier Jahren typisieren lassen. Die Schirmherrschaft hatte Trainerlegende Ottmar Hitzfeld übernommen. Die aus Mazedonien stammende Familie Asanoski hatte alle Hoffnung darauf gesetzt, doch ein geeigneter Spender war nicht dabei.

Enttäuschung hatte sich breit gemacht. Doch dann kam der Anruf eines Arztes: Es sei ein geeigneter Spender gefunden worden. „Mir fiel der Telefonhörer aus der Hand, es war Emotion pur“, erinnert sich Jasins Mama Adisha an diesen Moment im Februar 2017. Am 22. Mai 2017 erhielt der damals Dreijährige in der Uniklinik in Freiburg die Stammzellen, und die Therapie war erfolgreich. Drei Monate später durfte er mit einer guten Prognose die Klinik verlassen. Heute gilt der aufgeweckte Bub als geheilt.

Knochenmarkspende läuft erst einmal anonym

Es ist eine anrührende Geschichte mit einem für Jasin positiven Ausgang. Und hier kommt Familie Dolstra aus der Gegend von Kassel ins Spiel. Heiko Dolstra hatte seine Frau Silke vor mehreren Jahren „fast genötigt“, an einer Typisierungsaktion in einem Nachbardorf teilzunehmen. „Ein Kumpel von mir war an Leukämie erkrankt, und da wollten wir einfach helfen“, sagt er. Doch die beiden kamen als Spender für den leider in der Zwischenzeit verstorbenen Freund nicht in Frage. „Ich hatte danach eigentlich nicht im Traum mehr daran gedacht, dass ich einmal als Spenderin in Frage komme“, sagt Silke Dolstra. Es sei ein „regelrechter Schock“ gewesen, als sie kontaktiert wurde und erfuhr, dass sie mit ihren Stammzellen einem Menschen helfen könne – einem kleinen Jungen irgendwo in Deutschland. Mehr Infos gab es vorerst nicht.

Dann ging alles ganz schnell: In einer Klinik in Köln wurde aus dem Beckenkamm der Spenderin Knochenmark entnommen, um daraus Stammzellen zu gewinnen. „Der Eingriff selbst war gar nicht schlimm“, erinnert sich Dolstra. Danach sei sie zwei Wochen doch ziemlich schlapp gewesen, fügt ihr Ehemann Heiko an.

Alle Beteiligten sind überglücklich

Persönlichen Kontakt zum Empfänger ihrer Spende gab es aber keinen. Silke Dolstra konnte lediglich über die DKMS einen anonymisierten Brief mit einem Kuscheltier an die Familie von Jasin schicken. Ebenso konnten Asanoskis nur anonym antworten. „Zwei Jahre lang gibt es eine Kontaktsperre, so sind die Vorschriften“, sagt Mutter Adisha.

Vor knapp drei Wochen aber bekamen die Eltern von Jasin Post mit einer Handynummer von den Dolstras. „Ich habe ziemlich schnell angerufen“, berichtet die Mutter, „und dann war der Tag für mich gelaufen.“ Schnell war klar geworden, dass man sich treffen wollte. Also setzten sich Dolstras in ihr Wohnmobil und fuhren nach Grenzach, wo es dann zu einer ersten, sehr emotionalen Begegnung kam. „Wir sind total glücklich, es fühlt sich gut an, fast wie eine Familie“, sind sich die Ehepaare einig. „Ich habe jetzt drei Kinder“, freut sich Silke Dolstra. Zwei eigene und Jasin, der ihre Stammzellen gut angenommen hat. Heiko Dolstra ist „stolz darauf, eine Lebensretterin zur Frau zu haben, ich kann ihr das nicht oft genug sagen“.

Auch wenn die Typisierungsaktion in Grenzach-Wyhlen zumindest für Jasin zunächst nicht erfolgreich war, war sie doch von Erfolg gekrönt: Drei Aktionsteilnehmer haben bisher mit einer Knochenmarkspende jemandem das Leben gerettet.

Silke Dolstra ruft daher alle Menschen auf, sich typisieren zu lassen. „Es ist so einfach, und es ist toll, anderen zu helfen.“

Die beiden Familien haben nach ihrem ersten Treffen ein paar Tage miteinander verbracht. Und ganz sicher ist für alle: „Der Kontakt wird nicht mehr abreißen“, sagen sie unisono mit immer noch glänzenden Augen. Jasins Mutter ist sprachlos vor Glück: „Danke zu sagen ist zwar leicht, aber mir reichen nicht die Worte.“

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