Grenzach-Wyhlen Jungbrunnen für die Kirchenbücher

Rolf Reißmann
Die ersten Exemplare sind fertig. Buchbinder Peter Hirtle und Helmut Bauckner vom Verein für Heimatgeschichte freuen sich über die gelungene Reparatur. Foto: Rolf Reißmann

Geschichte: Peter Hirtle aus Karsau repariert die Grenzacher Kirchenbücher / Verein bittet um Spenden

Grenzach-Wyhlen - Alt sind sie, die Grenzacher Kirchenbücher. Bereits 1599 wurde das erste angelegt. Sie sind lückenlos erhalten geblieben. Über die Jahrhunderte aber haben sich Stockflecken gebildet, Seiten wurden umgeknickt, Heftungen gelöst und Einbände zerrissen oder sind zerfallen. Deshalb ist eine Reparatur dringend erforderlich. Fast 20 Kirchenbücher hat die Kirchengemeinde deshalb an Buchbindermeister Peter Hirtle in Karsau übergeben.

„Ziel ist die Erhaltung, nicht die Restaurierung“, beschreibt Hirtle seine Aufgabe. „Dazu muss ich alle Seiten per Hand wieder glätten und mitunter neu in den Buchblock bringen.“ Einige der Bücher müssen neu geheftet werden, bei anderen sind die Schäden nur auf den Einband beschränkt.

Erfreulicherweise ist die Schrift überwiegend sehr gut zu erkennen, aber neuer Beschnitt ist nicht möglich, weil einige Seiten bis direkt an den Rand beschrieben sind – da lässt sich nichts mehr abschneiden. Abnutzungen sind vor allem an den Buchdeckeln erkennbar, einige sogar total zerfallen, andere nur eingerissen.

Hirtle erläuterte dazu, dass im 17. und 18. Jahrhundert sehr gutes Leder für die Einbände verwendet wurde, aber als industriell hergestelltes Leder zur Verfügung stand, war dieses weniger widerstandsfähig als das einst per Hand gegerbte Leder. Nun fügt der Buchbinder die Blöcke neu zusammen, ebenfalls wieder auf lange Haltbarkeit ausgelegt. Die Einbände werden aus Ziegenleder am Rücken und Pappe an den Buchdeckeln neu geformt. Als äußere Haut erhalten sie eine Belebung aus derbem Papier, das in der Gestaltung jener der Ursprungsjahre ähnelt. Zum Schluss werden alle Bücher in gleicher Weise beschriftet.

Wertvolle Datensammlung

Jahrhundertelang waren Kirchenbücher gewissermaßen die amtlichen Personenstandsregister. Taufen, Geburten, Trauungen, Todesfälle wurden eingetragen. Somit geben sie eine genaue Übersicht über alle Personen, die im Ort lebten.

Aber auch Konfirmationen und besondere Ereignisse, sogenannte Memorabilia, wurden eingetragen. Das können Informationen zu Flucht und Vertreibung, zu besonderen Notsituationen, zum Pfarr- und Kircheninventar und auch zu den hier tätigen Pfarrern sein.

Zu finden sind in alten Kirchenbüchern oftmals selbst solche Details, ob eine Ehe in Treue verlief – oder die Qualität der Weinernte. Dank ihrer Informationsfülle sind Kirchenbücher einmalige historische Dokumente. Jeweils sehr lange war solch ein Kirchenbuch in Gebrauch, mitunter bis zu 50 Jahre. Gewissenhaft trugen die Pfarrer alle Informationen ein.

Axel Huettner, selbst Pfarrer im Ruhestand, verweist darauf, dass evangelische Kirchenbücher seit jeher in deutscher Sprache geführt wurden, katholische, so auch in Wyhlen, wurden bis weit ins 19. Jahrhundert hinein in Latein beschrieben. „Kirchenbücher sind das Fenster in eine für uns sonst nicht mehr erreichbare Vergangenheit,“ erklärt Huettner.

Möglich wird die Erhaltung der Kirchenbücher durch die Unterstützung des Vereins für Heimatgeschichte. Vorsitzender Helmut Bauckner verweist darauf, dass der Verein immer wieder bei langlebigen Projekten hilft; dies bei seit rund 40 Jahren stabilem, geringen Mitgliedsbeitrag.

Sicherlich werde es auch diesmal einige an der Heimatgeschichte Interessierte geben, die gerne mit einer direkten Spende dieses Vorhaben fördern, hofft Bauckner (IBAN DE68 6835 1865 0007 2929 80). Zunächst wird mit etwa 5500 Euro Kosten gerechnet.

Nach ihrer Rückkehr sollen die Bücher in einem speziellen Schrank mit für sie günstigen Bedingungen bewahrt werden. Buchbinder Hirtle geht angesichts der geringer werdenden Nutzung erneut von mehreren hundert Jahren aus.

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