Die Kantorei der evangelischen Kirchengemeinde verlieh wieder einmal einem Gottesdienst eine ganz besondere Note. Anlass war der Reformationstag und damit gleichzeitig der Einstieg in das Jubiläumsjahr. Von Rolf Reißmann Grenzach-Wyhlen. In der gut besetzten Kirche eröffneten die knapp 30 Sänger den Gottesdienst zunächst mit dem Eingangschor „Nicht uns, Herr, sondern deinem Namen gib Ehre“. Johann Christian Graupner begann damit eine Kantate, die wie eine Vielzahl anderer Anfang des 18. Jahrhunderts entstand. Pfarrerin Annette Metz freute sich in ihrer Begrüßung, dass die evangelischen Kirchengemeinden Wyhlen und Grenzach mit diesem Gottesdienst gemeinsam das Reformationsjahr eröffnen konnten. Deshalb sollte er etwas ganz Besonderes sein. Erneut setzte die Kantorei mit der Kantate „Ihr, die ihr Christi Namen nennt“ von Georg Philipp Telemann einen markanten Akzent. Begleitet von einer Instrumentalgruppe interpretierte Florian Metz die für Bass komponierten Arien und Rezitative. In seiner Predigt setzte sich Pfarrer Axel Hüttner mit einem fiktiven Briefwechsel zwischen ihm und Luther auseinander. Wie würde wohl der Reformator reagieren, wenn er erleben könnte, welch große Aufmerksamkeit sein Wirken heute findet und , wie intensiv sich alle gesellschaftlichen Schichten mit seien Aussagen und Bewertungen auseinandersetzen" Der Pfarrer meinte, dass Luther sich wohl einerseits amüsieren würde. „Eine Menge Besserwisser habt Ihr, die mein Leben deuten, wäre wohl als eine Antwort zu vermuten,“ sagte Hüttner und ergänzte: „Auf den Glauben bezogen dürfte sie aber einfach und klar ausfallen - nehmt Christus beim Wort.“ Nach dieser auch mit etwas Heiterkeit vorgetragenen Predigt setzte die Kantorei den beachtlichen Schlusspunkt des Gottesdienstes. „Fürchte Dich nicht, ich bin bei Dir“ heißt die Kantate von Johann Wendelin Glaser, die Kantor Dieter Zeh ausgewählt hatte. Er habe einen direkten Bezug dazu, erläuterte er vorab, denn Glaser lebte und arbeitete in der Mitte des 18. Jahrhunderts mehrere Jahrzehnte lang in Wertheim, wo er ebenfalls geboren sei. Außerdem sei Ruth Köppel, Mitglied des Kirchengemeinderates Grenzach, eine direkte Nachfahrin des Komponisten. Glaser gehörte zu den bedeutenden Kirchenmusikern jener Zeit, rund 300 Kantate schrieb er. Diese ausgewählte Kantate schrieb er im Jahr 1754. Da er, später seine Witwe, die Noten aller seiner Werke hinter der Orgel versteckte, wurde die Kompositionen erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wiedergefunden, als die Orgel in der Wertheimer Stiftskirche erneuert wurde. Auch danach sei die Komposition nie wieder gesungen worden. So erlebte diese Kantate am Sonntag erst ihre zweite Aufführung. Kantor Zeh bestätigte mit dieser Auswahl erneut, dass er zur Bereicherung der evangelischen Gottesdienste stets auf der Suche nach außergewöhnliche Werken ist. Die Kantorei fand mit dem freudvollen und sauberen Gesang dieser Kantate großen Anklang bei der Gemeinde. Die eingängigen Melodien wurden durch das Spiel der Instrumentalgruppe nochmals hervorgehoben, Florain Metz bot eine sehr saubere solistische Leistung.