Nicht jeder besitzt die komplette Ausstattung
„Gerade in der ersten Woche, in der wir mit Moodle zu arbeiten begonnen haben, waren wir hier sehr oft Helpdesk“, berichtet Schührer. Etliche Eltern hätten sich gemeldet und Fragen zu Bedienung und Umgang gestellt. „Dann hat sich das etwas gelegt. Offenbar kommen die meisten Leute jetzt damit klar oder kontaktieren sich auch gegenseitig für Hilfe.“
Schührer räumt ein: „Auch wir Lehrer lernen viel in dieser Phase.“ Und dazu gehöre ein Stück weit auch, „auf die Eltern zu setzen“. Denn sie müssen einspringen, wenn Sohn oder Tochter Rückfragen haben, eine Aufgabe nicht verstehen oder schlicht und einfach selbst noch nicht wissen, wie man beispielsweise ein PDF-Dokument oder eine Power- Point-Präsentation erstellt.
Aktuell nur zwei Kinder in der Notbetreuung
Der LMG-Leiter ist überzeugt, dass dies aber in den meisten Fällen möglich ist, „denn viele Eltern oder Elternteile zumindest scheinen zuhause zu sein“. Schührer führt dies unter anderem auf die äußerst geringe Nutzung der am Schulzentrum eingerichteten Notbetreuung für Kinder zurück, deren Eltern in sogenannten systemrelevanten Berufen arbeiten. Realschule und Gymnasium haben aktuell nur zwei Kinder aus Klasse fünf und sechs vor Ort zu betreuen. Der Rest macht „Homeschooling“, lernt und arbeitet zuhause.
Kann eine Lernplattform wie „Moodle“ also – zumindest in Teilen – gar eine Lehrkraft ersetzen? „Nein“, ist Frank Schührer überzeugt, „denn es gibt genügend Situationen, in denen eine direkte Ansprache notwendig ist.“ Zudem gebe die Onlineplattform keine Erklärungen, sondern schaffe eine gemeinsame Arbeitsebene für Schüler und Lehrpersonal.
Nichtsdestotrotz hält der Direktor des Lise-Meitner-Gymnasiums, der sich als sehr PC-affin bezeichnet, Online-Lernplattformen für eine sehr große Chance. Eine Chance, sie als sinnvolle Ergänzung zum klassischen Unterricht zu etablieren. „Man könnte in Zukunft vielleicht auf diesem Wege manches nach Hause verlagern, sodass wir als Lehrer dann im Unterricht bei uns in der Schule mehr Zeit haben für die konkreten Fragen der Schüler, für entsprechende Hilfestellungen“, entwirft Schührer ein mögliches Szenario für die Zukunft.
Videokonferenz mit 40 Zehntklässlern
Wohin die Reise gehen könnte beziehungsweise wie weit sie schon gegangen ist, erfährt der Autor dieses Artikels, als Schührer ihn darum bittet, das Telefonat zu unterbrechen und es später fortzusetzen. „Wir haben gleich eine Videokonferenz mit unseren Zehntklässlern bezüglich der Kurswahl für die Oberstufe“, sagt Schührer. Rund 40 Schüler würden dafür mit einigen Lehrern zusammengeschaltet. „Doch, das klappt“, freut sich der LMG-Direktor ob der etwas ungläubigen Nachfrage. Obgleich eine halbe Handvoll Schüler eventuell nicht zu erreichen sein dürfte. „Die schlafen vielleicht noch“, lacht Schührer.
Fazit: Ohne direkte Ansprache geht es auch in Zukunft nicht. Denn weder eine Videokonferenz noch eine Plattform wie „Moodle“ können den Lehrer aus Fleisch und Blut ersetzen. Doch sie bieten eine große Chance.