Grenzach-Wyhlen Kein Tag ohne Zeichnung und Collage

Die Oberbadische
Gerd Jansen blätterte beim offenen Atelier für interessierte Besucher in seinen Zeichenbänden und führte auch vor, wie seine Zeichnungen entstehen. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Kunst: Gerd Jansen öffnet sein Atelier für die Öffentlichkeit / Ein Künstler, der sich vom Moment leiten lässt

Gerd Jansen ist ein Künstler, der sich immer gerne gesprächsbereit zeigt. Er schätzt die persönliche Begegnung, und die steht im Vordergrund seiner in regelmäßigen Abständen stattfindenden Tage des offenes Ateliers. Für jeden Besucher nimmt er sich Zeit, wie auch am vergangenen Wochenende. Da hatte es ein Dutzend Interessierte – Kenner seines Werks, aber auch neue Besucher – in das Atelier des Künstlers gezogen.

Von Jürgen Scharf

Grenzach-Wyhlen. Mit der ersten Gruppe hat Jansen hauptsächlich Zeichnungen durchgeblättert, um die Vielfalt zu verdeutlichen. Mit anderen Besuchern ergab sich ein ausgedehntes Gespräch zum Thema „frühere Arbeiten und der Wechsel zur neuen Werkreihe“ und was dazu geführt hat.

Bei der letzten Gruppe ging es mehr um technische Sachen: Wie mache ich etwas? Wie gehe ich vor? Warum jeden Tag eine Zeichnung und eine Collage? Da gab es Erklärungsbedarf, und der studierte Grafiker, Bildhauer und Physiker hat dann einfach mal mit einer Zeichnung begonnen, um die Dinge deutlicher zu machen.

Jansen verbündet sich mit der Natur

Kürzlich hatte Jansen in der Volkshochschule Rheinfelden eine Ausstellung zum gleichen Thema „Bilderbuch einer neuen Erde“. Es ist ein Teilaspekt seines großen Projekts „Der schwarze Planet“, ein Menschheitsthema vor dem Hintergrund des Kollapses der Erde durch Klimawandel, Bevölkerungszuwachs und Umweltzerstörung.

Wie Jansen mit diesem aktuellen Zeitthema umgeht, eine Lösung sucht aus den Problemen und Missständen, die ihn beunruhigen, manifestiert sich in den neuen Zeichnungen, Collagen und Modellen. Für den Künstler ist klar, dass, wenn er sich mit der Welt, der Umwelt und den Menschen beschäftigt, auch das Material zurückhaltend sein soll, um seine Gedanken zu transportieren. Jansen verbündet sich mit der Natur, arbeitet so, wie die Natur arbeitet, und erfindet Strukturen. Anspruchslos muss daher auch die Materialwahl sein: Papier, Folien, Kartonstücke, Packpapier, Draht, bei den Zeichnungen nur der Bleistift, ein grafisches Vorgehen bei den Collagen, Konstruktionsdenken bei den Modellen mit Verpackungsresten, Packpapier und Graukarton.

Zugänglich und verständlich erklärt Jansen den Besuchern den Wechsel von wertfreien Zahlenarbeiten, die ihn bisher beschäftigt haben, zu dieser neuen Art von Arbeiten, die mit einem Gedankenkreis verbunden sind: der Erde, der Umwelt und den Menschen, was ihn und uns alle ja jeden Tag beschäftigt, weswegen er auch jeden Tag eine Zeichnung und eine Collage herstellt.

Drohender Kollaps der Erde treibt ihn um

Zu sehen war eine Auswahl von vier nagelneuen Modellen aus Drahtgestellen mit eingefügten Kartonstücken. Des weiteren hingen über zehn neue Zeichnungen an der Wand, Monatsblätter, die Jansen tagebuchartig führt. Mit dem einen oder anderen Gast hat er auch Stapel von einem bis zwei solcher Monate durchgeblättert, um zu zeigen, wie unterschiedlich diese Blätter sein können, wie auch jeder Tag ganz anders ist.

Manchmal sind es, so sagt Jansen selber, auch private oder persönliche Umstände, die zu etwas Neuem anregen. Mit Freude hat er den Besuchern demonstriert, wie man Zeichnungen variieren kann (wenn man etwa den Zwischenraum mit schwarzer Farbe füllt), und er hat auf wiederkehrende Fragen geantwortet und gezeigt, dass Zeichnungen spontan entstehen, keine ausgeklügelte Strategie haben, wenn er Papier und eine Schablone zur Hand nimmt. Jansen hat die Zeichnung nicht im Kopf, er lässt sich vom Moment leiten, in dem auch die Collagen und Modelle entstehen.

„Das Schöne ist, dass ich diesen Freiraum habe“, sagt er und meint damit, dass er nicht länger an das Zahlensystem seiner früheren Bildkonzepte gebunden ist. In seinen neuen Werken, die sich mit der Überforderung der Erde durch Menschen und Zukunftsvisionen auseinandersetzen, fühlt sich der Künstler auf einer Ebene mit der Natur – und das ist auch der Kerngedanke, das Wesentliche sichtbar zu machen, was er als Künstler in der Natur wahrnimmt. Im Gespräch kann man dann über solche Dinge sprechen; das ist nicht zuletzt auch der Sinn eines offenen Ateliers.

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