Grenzach-Wyhlen Konkurrenz wird noch gepflegt

Willi Vogl
Helmut Bauckner erläutert die Wappen auf dem Grenzstein hinter dem Rathaus. Foto: Willi Vogl

Heimatgeschichte: Historische Entdeckungstour durch Grenzach-Wyhlen mit vielen Details

Bei einem Dorfspaziergang ging es für Neubürger auf eine historische Entdeckungstour mit Helmut Bauckner.

Von Willi Vogl

Grenzach-Wyhlen - Gerade mal 100 Meter sind es vom Regionalmuseum Römervilla bis zur evangelischen Kirche Grenzach, und doch kann dort der wesentliche geschichtliche Kern der südlichsten Gemeinde Baden-Württembergs lebendig werden. Bauckner vom Verein für Heimatgeschichte Grenzach-Wyhlen führte Neubürger der Gemeinde kenntnisreich und launig durch den alten Ortskern.

„Die Lage dieses Kurorts in anmutigster Gegend, umgeben von grünen Matten, wallenden Saatfeldern, üppigen Weinbergen und schattigen Bergwaldungen könnte kaum günstiger gewählt werden“, hieß es im Woerl´s Reiseführer von 1890 über den Ort, der mit seinem Heilwasser kurz davor stand, als Kurort anerkannt zu werden.

Zwei Herrschaftsländer

„Dahinter gewahrt man, von Baumwipfeln halb versteckt, die Bahnhofsgebäude, und noch mehr zurück und links die qualmenden Kamine der Saline und Fabrik Wyhlen“, beschreibt der Reiseführer auch die Industrie als touristische Attraktion.

Auch heute noch wird laut Bauckner die Konkurrenz zwischen Wyhlen und Grenzach nicht nur in der Fastnacht gepflegt. Wyhlen hatte mit der Eisenbau AG die Schwerindustrie und Grenzach mit den Angestellten in weißen Kitteln bei der Roche AG die „saubere“ Industrie.

Während es den ersten Arzt und die erste Apotheke in Wyhlen gab, war man in Grenzach stolz darauf, dass die Hoffmann-La Roche AG mit ihren Betriebsgebäuden in ihrer Gründerzeit am Ort sogar größer aufgestellt war als in Basel.

Historisch sind die Animositäten der beiden Gemeindeteile durch die ehemalige Zugehörigkeit zu zwei Herrschaftsländern begründet. Wie auf den Wappen auf dem Grenzstein hinter dem Rathaus sichtbar ist, gehörte Wyhlen zu Österreich und Grenzach zu Baden.

Gefängnis und Schulhaus

Auf dem Weg zur Kirche kamen die Teilnehmer an den zentralen Gebäuden eines Ortes vorbei: Rathaus, Schule, Pfarrhaus, Kirche und Wirtshaus. „Pro deo et patria – Für Gott und Vaterland“, steht über dem Eingang des 1839 erbauten Rathauses, und Bauckner grübelt dabei über die Frage, wem heutzutage Gebäude in dieser Funktion gewidmet werden. Wer weiß von den Altbürgern der Gemeinde, dass das Rathaus ursprünglich nicht nur als Sitz der Gemeindeverwaltung sondern gleichzeitig als Schulhaus, Lehrerwohnung und Gefängnis genutzt wurde? Auch dürften nicht alle Bürger wissen, dass sich der Ortsname nicht aus dem slawischen Wort für Grenze „Granica“ ableitet, sondern vom Namen des Römers Carantius. Die Überreste seines Landhauses aus der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts kann man im Regionalmuseum Römervilla besichtigen.

Bauckner beleuchtete die Kriegerdenk- und Mahnmale, den zentralen Dorfbrunnen, das alte Pfarrhaus, den 1989 bei der Renovierung wiederentdeckten Seiteneingang der Kirche aus dem zwölften Jahrhundert, die zahlreichen konfessionsfremden Bestattungen innerhalb des Kirchenraums und die Bedeutung von Rebmesser und Stern auf dem Gemeindewappen anekdotisch und faktenbasiert.

Spontan ging er beim Sechs-Uhr-Läuten auf die Geschichte der Kirchenglocken ein. Nachdem die Nationalsozialisten die Kirchenglocken abtransportiert hatten, wurde eine davon in Hamburg wiederentdeckt und kam wie durch ein Wunder zurück in die badische Heimat. „Das war spannend“, lautete das Fazit einer Neubürgerin.

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