Grenzach-Wyhlen Kosten steigen um 700 000 Euro

Tim Nagengast
Die Sanierungsarbeiten am Rathausgebäude Rheinfelder Straße 21 sind in vollem Gange. Foto: Tim Nagengast

Rathaussanierung: Gemeinde rechnet mit fünf statt 4,3 Millionen Euro für beide Gebäude in Wyhlen

Die Gemeinde Grenzach-Wyhlen muss für die laufende Sanierung der beiden Rathausgebäude in Wyhlen deutlich tiefer in die Tasche greifen als erwartet. Die aktuelle Kostenberechnung geht von knapp fünf tatt der im vergangenen Sommer kalkulierten 4,3 Millionen Euro an Sanierungskosten aus. Die Gründe dafür sind allerdings nicht nur in der aktuellen Krise zu suchen.

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Bauherren und Architekten können ein Lied davon singen: Alte Gebäude können eine echte Wundertüte sein. So verwunderte es augenscheinlich niemanden am Ratstisch, an dem Architekt Tobias Strecker (Konstanz) am Dienstagabend einen aktuellen Sachstandsbericht samt deutlich höheren Zahlen präsentierte. Denn hier kommt vieles zusammen: massiv steigende Materialpreise aufgrund gestörter Lieferketten und des Ukrainekriegs auf der einen Seite, der eine oder andere unerwartete „Fund“ dann auf der anderen.

Feuchtes Parkett muss komplett raus

Beispiel: Im Gebäude Rheinfelder Straße 21 wurde im Erdgeschoss sowohl im Bürgerbüro als auch im Ordnungsamt festgestellt, dass die Parkettbeläge feucht sind und deswegen ersetzt werden müssen. Wie Strecker ausführte, sollen die Holzböden daher komplett entfernt und durch eine neue Schüttung, eine Abdichtung und anschließend einen Linoleumbelag ersetzt werden. Damit die Feuchtigkeit abgeführt wird, die über die Mauern des Untergeschosses nach oben dringt, soll das Klimaaußengerät im Untergeschoss aufgestellt und über Lüftungskanäle die Abwärme zur Beheizung und Trocknung des Untergeschosses verwendet werden. Zudem wird im Untergeschoss anstelle des gestampften Lehmbodens ein Betonboden plus Abdichtung eingebaut.

Neben diesen – für Altbauten oftmals typischen – Überraschungen kommen dann die Folgen von Corona, Ukrainekrieg und gestörten Lieferketten dazu. Strecker zufolge seien je nach Gewerk einige Materialen mehr als 70 Prozent teurer geworden im vergleich zur Kostenberechnung vom vergangenen Sommer.

Im Kontext der Elektro- und Medienverkabelung kam es laut Architekt zu zusätzlich notwendigen Anpassungen der Verlegesysteme in beiden Rathausgebäuden. Um hier eine zukunftsoffene und flexible Installation mit nachrüstbaren Verlegesystemen zu realisieren, sollen im Dachgeschoss anstelle von Brüstungskanälen, Bodentanks für die Anbindung der neuen Arbeitsplätze installiert werden.

Erweiterungsbau wird mitgedacht

Dies mit Blick auf die geplante bauliche Verbindung samt Erweiterung der Häuser Rheinfelder Straße 19 und 21. Im Bereich der EDV- und Medieninstallation wurden daher zusätzliche Leitungsmengen, aktive Komponenten und Anbindungsvorhaltungen mitausgeschrieben und vergeben, welche bereits die Anbindung und Schnittstellen der zukünftigen Rathauserweiterung beinhalten. All dies mache sich auf der Kostenseite entsprechend bemerkbar, hielt Strecker fest.

Ratsmitglieder sind nicht überrascht

Trotz der rund 700 000 Euro Mehrkosten herrschte kein großes Murren im Ratsrund, sondern eher ein vorsichtiges Abwarten. Besonders gelassen reagierte Annette Grether (Grüne): „Da kann niemand was dafür. Es ist halt so. Von daher alles gut.“ Katja Schäfer (SPD) gab sich hier abwartender: „Wir hoffen, dass wir da nicht noch mehr Leichen im Keller finden.“ Siegfried Grether (CDU) sah es noch kritischer: „Fünf Millionen Euro sind schon eine richtige Hausnummer.“ Der Christdemokrat warf in diesem Kontext die Frage nach weiteren Arbeitsplätzen in den beiden Gebäuden auf. Bürgermeister Tobias Benz erinnerte daran, dass die Arbeitsplätze der Verwaltung, welche in der Hebelschule untergebracht sind, nach der Sanierung in die Rathäuser ziehen können. Damit werde in der Kita Hebelschule Platz freigemacht für die vorgesehene weitere Gruppe.

Weitere Informationen: Der Gemeinderat stimmte der Freigabe von weiteren 700 000 Euro am Ende einstimmig zu. Die Sanierungsarbeiten im Haus Rheinfelder Straße 21 sollen bis November fertiggestellt werden. Im September 2023 soll die Gesamtmaßnahme vollendet sein.

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