Grenzach-Wyhlen Kunst stiftet auch Identität

Tim Nagengast
Das Majolika-Wandbild „Die Entwicklung von Wyhlen“ von Josef Hauser ist derzeit eingelagert. Foto: zVg/Bernhard Vogt

Bergung: 60 Jahre altes Majolika-Wandbild von Josef Hauser soll erhalten bleiben

Grenzach-Wyhlen - Beim Abriss der Sparkassen-Filiale im vergangenen Jahr in Wyhlen ist ein raumhohes Majolika-Wandbild von Josef Hauser geborgen worden. Die Gemeinde Grenzach-Wyhlen möchte das 60 Jahre alte kunstvolle Zeitzeugnis gerne erhalten. Dies eventuell „halbmobil“, wie Bürgermeister Tobias Benz erklärt.

Schon einmal ist ein wertvolles Gemälde des 1908 in Wyhlen geborenen Malers Josef Hauser „versehentlich“ zerstört worden: das Wandbild Tiere in unserem Wald“, welches bis vor etwa zwei Jahrzehnten die Ostwand der Aula der Lindenschule zierte. Zweckentfremdet als Pinnwand und Anschlagtafel, wurde es schließlich einfach weiß übertüncht, wie Bernhard Vogt sich erinnert. Der Gründungsvorsitzende des Vereins für Heimatgeschichte Grenzach-Wyhlen vermutet schlichte Unwissenheit als Ursache für diese Form von „Kunstfrevel“, wie er damals geschah.

Damit ein solcher sich nicht wiederholt, gingen bei dem 80-Jährigen sämtliche Alarmlampen an, als die Pläne zum Abbruch und Neubau der Sparkassenfiliale Wyhlen bekannt geworden waren. Denn in die Wand des Altbaus in Richtung Metzgerei Auer war ein raumhohes Majolika-Bild integriert. Dieses schuf Josef Hauser – der ein „Nenn-Onkel“ Vogts war – im Jahre 1962 und gab seinem Werk den Titel „Die Entwicklung von Wyhlen“.

Drei Abschnitte aus der Ortsgeschichte Wyhlens

Wie Vogt ausführt, veranschaulicht das Wandbild symbolisch und schematisch in expressionistischer Bildsprache die künstlerische Umsetzung von drei wichtigen Abschnitten aus Wyhlens Geschichte der Neuzeit: Der Abschnitt Eisenbau Wyhlen AG, 1897 bis 1980, (Stahlstütze mit Winkel) versinnbildlicht den Beginn der Industrialisierung. Zu sehen ist auch der Kalksteinabbau. Ein Mann mit Lore erinnert an die von 1880 bis 1958 bestehende Sodafabrik Wyhlen der Deutschen Solvaywerke in der „Solvay“. Der dritte Bildteil steht für die Landwirtschaft. Ein Mann mit Stier steht stellvertretend für die Erwerbsgrundlage von breiten Bevölkerungsschichten in der einst florierenden Landwirtschaft Wyhlens.

Die rechtzeitige Bergung des in die Wand integrierten Kunstwerks geschah mit viel Aufwand, wie Bürgermeister Benz weiß. Das Majolika-Bild sei regelrecht aus der Betonwand herausgesägt und mit einer Holzeinfassung versehen worden, damit es nicht auseinanderfällt. Ein Kran hievte das Werk aus dem Gebäude. Die Sparkasse Lörrach-Rheinfelden, welche das Kunstwerk besitzt, habe für diese spektakuläre Rettung eine beachtliche Summe ausgegeben, betont der Rathauschef anerkennend. Doch seither harrt das Bild der Dinge – zwischengeparkt im Bauhof der Firma Gersbacher.

„Wir bei der Gemeinde überlegen uns natürlich, was man mit diesem Werk machen könnte“, sagt Benz. Zumal Kunst mit heimatlichem Bezug auch eine große identitätsstiftende Wirkung habe, wie nicht zuletzt das Beispiel Schlösslibrunnen in jüngster Zeit bewiesen habe.

Doch wohin mit Josef Hausers Majolika-Wandbild? Benz könnte sich eine „halbmobile“ Verwendung desselben vorstellen. So könnte „Die Entwicklung von Wyhlen“ vielleicht einen Platz im Haus der Begegnung finden. Fest – aber nicht fest verankert. „Also so, dass man es wegstellen könnte, falls eine Veranstaltung anstünde, für die das Werk im Weg wäre“, präzisiert der Rathauschef. Dazu könnte das Kunstwerk vielleicht etwas dünner gesägt oder auch als Mosaik auf eine Gipskartonwand übertragen werden, überlegt Benz. „Peter Weber hilft uns da sehr und führt beispielsweise Gespräche mit entsprechenden Handwerkern, etwa wegen technischer Fragen. Darüber sind wir sehr froh“, sagt Benz.

Benz denkt an „halbmobile Lösung“

Ihm selbst fällt jedenfalls derzeit kein kommunales Gebäude ein, an beziehungsweise in dem man Hausers Kunstwerk dauerhaft fixieren könnte. Daher seine Überlegungen bezüglich einer „halbmobilen Lösung“.

Bis es so weit ist, dürfte also noch etwas Wasser den Rhein hinabfließen. Die Marschrichtung ist aus Sicht des Bürgermeisters jedoch klar: „Wir wollen dieses Kunstwerk erhalten.“

Herr des Verfahrens ist die Doppelgemeinde allerdings noch nicht, denn die Majolika gehört nach wie vor der Sparkasse. „Wir müssen das noch regeln“, sagt Benz. Eine offizielle Übertragung des Kunstwerks an die Kommune sei nämlich noch nicht erfolgt. „Aber wir haben das auf dem Schirm. Das Werk ist geborgen und gesichert, und einen Platz werden wir dafür auch finden“, ist der Bürgermeister überzeugt.

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