Grenzach-Wyhlen Kunstrasenplatz? Ja, schon, aber...

Die Oberbadische
Das Grenzacher Sportheim müsste laut Sportstättenkonzept von der Sportgemeinschaft übernommen und saniert werden. Foto: Tim Nagengast Foto: Die Oberbadische

Sportstättenkonzept: Gemeinderat vertagt finalen Beschluss / Sportgemeinschaft will Mitglieder befragen

Nach rund eineinhalbstündiger Debatte hat der Gemeinderat den finalen Beschluss zur Realisierung des zentralen Sportstättenkonzeptes vertagt und nur einen „Pro“-Grundsatzbeschluss gefasst. Der Bau des Kunstrasenplatzes im Grenzacher „Grienboden“ rückt damit um gut ein Jahr nach hinten. Bürgermeister Tobias Benz sprach von einer „vertanen Riesenchance“.

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Es passiert selten, dass sich eine Gemeinderatssitzung noch auf offener Straße fortsetzt. So geschehen am Dienstagabend, wo die Debatte nach Sitzungsende vor dem Haus der Begegnung munter weiterging. Bürgermeister Benz klagte dort im Nachgang der Sitzung über einen mangelnden Vertrauensvorschuss. Er sieht nun weitere Hürden bis zur Umsetzung des Sportstättenkonzeptes heraufziehen.

Klar ist: Die bereits in Aussicht gestellten Zuschüsse von immerhin 84 000 Euro für den auf rund eine Million Euro veranschlagten Kunstrasenplatz sind erst einmal weg. Um dieses Geld zu erhalten, hätte die Baumaßnahme bis April vergeben werden müssen.

Zwar stimmte der Gemeinderat mit großer Mehrheit für die grundsätzliche Weiterverfolgung des zentralen Sportstättenkonzeptes, eine endgültige Entscheidung will das Gremium aber erst nach einer Mitgliederversammlung der Sportgemeinschaft (SG) Grenzach-Wyhlen fällen. Denn der Verein will erst einmal seine Mitglieder befragen, bevor er einen Vertrag mit der Gemeinde schließt. Obwohl das Sportstättenkonzept inklusive der Klubheim-Frage von Bürgermeister Benz dort bereits vorgestellt worden war. Der Rathauschef will das Papier nun exakt wie bereits geschehen erneut bei der SG präsentieren.

SG müsste marodes Klubheim übernehmen

Hintergrund ist unter anderem die Klubheim-Problematik. Denn das Sportheim des früheren SV Wyhlen befindet sich im Besitz der SG. Wird nun der Fußballsport wie geplant im Grenzacher „Grienboden“ konzentriert und der Kickplatz in Wyhlen in der Folge aufgegeben, stünde das vereinseigene Klubheim „im Nirgendwo“. Die SG als Rechtsnachfolgerin des SV Wyhlen könnte es verpachten oder verkaufen – sofern es jemand haben will. Schätzwert laut Gutachten: 300 000 Euro.

Gleichzeitig sieht das von der Gemeinde geplante Sportstättenkonzept vor, das in kommunalem Besitz befindliche Klubheim des ehemaligen FC Grenzach, der ebenfalls in der SG aufgegangen ist, an ebendiese zu übertragen. Ein kostenträchtiges Geschenk, denn das Gebäude ist vollkommen marode, besitzt im jetzigen Zustand laut Gutachten gerade noch einen Wert von 60 000 Euro und muss dringend saniert werden. Und zwar dann von der Sportgemeinschaft selbst, um rund 30 Prozent Zuschuss zu erhalten.

SG will außerordentliche Versammlung einberufen

Dafür stehen gegenwärtig zwei Varianten im Raum: eine Bestandssanierung für rund 230 000 Euro sowie eine erweiterte Sanierung samt Anbau für mehr als eine halbe Million Euro. Weitere Fragen drehen sich noch um die künftige Pflege des geplanten Kunstrasenplatzes. Und genau diese Fragen will die SG erst einmal mit ihren Mitgliedern diskutieren, ehe sie mit der Kommune einen entsprechende Vertrag schließt. Eine außerordentliche Versammlung soll bald anberaumt werden.

Wann der Ball nun endgültig über den Kunstrasen im „Grienboden“ rollt, ist somit wieder offen. Wie es derzeit aussieht, kann mit den Arbeiten erst im kommenden Jahr begonnen werden.

Bürgermeister kann sich nicht durchsetzen

Bürgermeister Tobias Benz war frustriert und sauer. In einem schier endlosen Vortrag hatte er zu Beginn der Debatte im Rat noch einmal eindringlich für das zentrale Sportstättenkonzept geworben, Zahlen dargelegt, Folgekosten aufgelistet und von einem – trotz angespannter Haushaltslage – finanziell nachhaltigen Projekt gesprochen. Mehr als den Richtungsentscheid, das Konzept in vorgelegter Form weiterzuverfolgen, konnte er dem Gremium jedoch nicht abringen. Bevor die SG das Thema nicht im Rahmen einer Mitgliederversammlung abgehandelt hat, will das Kommunalparlament keine finale Entscheidung pro oder contra Kunstrasenfeld fällen.

Jutta van Dick bringt Fragenkatalog mit

Den Ball ins Rollen gebracht hatte Jutta van Dick (FW). Sie präsentierte einen ganzen Fragenkatalog ihrer Fraktion. Unter anderem drehte es sich darum, weshalb der Verein das marode Grenzacher Klubheim übernehmen und selbst teuer sanieren sollte. Auch die Frage der Rasenpflege stehe ungeklärt im Raum, sagte van Dick.

Hier hakte ihr Fraktionskollege Herbert Flum ein und verwies auf die Möglichkeit, im Dezember einen erneuten Zuschussantrag zu stellen und dann für das Jahr 2019 eine Zusage zu erhalten. Die Rahmenbedingungen seien nach Auskunft der zuständigen Stelle gut. Flum: „Es geht darum, für beide Seiten eine saubere Lösung zu erzielen.“

Mit ihrem Fragenkatalog setzte van Dick einiges in Bewegung. Heinz Intveen (SPD), einst Präsident des ehemaligen FC Grenzach, war zwar „überrascht von dieser Entwicklung“, rief aber nach einem Vertrag, der klar regle, was Sache der Gemeinde und was Sache des Fußballvereins sei. Dass sich die Geschichte seit Jahren hinziehe, sorge innerhalb der SG für einen „Riesenfrust“.

Uneins zeigte sich die Fraktion der Christdemokraten. Während Ulrike Ebi-Kuhn das Konzept gerne so, wie von der Verwaltung präsentiert, durchbekommen hätte, rief ihr Fraktionskollege Walter Schwarz auch nach einem klaren Vertrag zwischen Gemeinde und Verein.

Grüne lehnen Kunstrasen aus Prinzip ab

Ganz anders fiel die Haltung der vierköpfigen Grünen-Fraktion aus. Sie stimmte geschlossen gegen den Richtungsentscheid pro Kunstrasenplatz. „Als Grüne sind wir kein Fan von Kunststoff und werden auch nie ein Fan von Kunststoff werden“, führte Annette Grether zur Begründung an.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading