Grenzach-Wyhlen Malen mit Primzahlen am Computer

Jürgen Scharf
Mit einem Klick ist man auf der Webseite „Bild-Konzepte“ des Grenzacher Künstlers Gerd Jansen und kann interaktiv Bilder gestalten. Foto: Jürgen Scharf

Kunst: Grenzacher Gerd Jansen schafft moderne Technikoberfläche für kreatives Schaffen.

Grenzach-Wyhlen - Sie heißen Arie, Melodie, Rhythmus, Impromptu oder Ouvertüre. Es sind digitale Bilder, die man am heimischen Computer bearbeiten kann. Möglich macht dies der Grenzacher Künstler Gerd Jansen mit seinen „Bild-Konzepten“.

In langwieriger Programmierarbeit („das ist nicht wenig Knobelarbeit, aber das hat mich gereizt“) hat Jansen eine moderne Technikoberfläche geschaffen, über die der Besucher seiner Webseite eine geometrische Graphik erstellen kann und privat nutzen darf.

Geometrie der Primzahlen als Grundlage

Das klingt jetzt nach Spielerei, nach Computerspiel oder nach Mathematik. Zahlen sind in der Tat mit im Spiel. Das Ganze baut auf einer speziellen Art der Geometrie der Primzahlen auf, die Jansen durch die Systematik zum Nachvollziehen offenlegt und Kunst nach dem Zufallsprinzip erzeugt.

Man muss nicht als notorischer Computerspieler bewandert sein, um hinter das Geheimnis dieses Projekts zu kommen. Es ist alles verständlich auf Jansens Homepage erklärt. Wenn man www.bild-konzepte.com anklickt, öffnet sich die Startseite und lauter kleine Vorschaubilder machen sich auf. Eines farbiger, schöner und geometrisch-konstruktiver als das andere. Man weiß gar nicht, welches man sich aus den über 70 Werkbeispielen auswählen soll: ein weites (Spiel-)Feld für eigene Kreativität.

Die grafische Darstellung ist übersichtlich gestaltet, die Konzeptbeschreibung hilfreich, man sollte sie zuerst lesen. In den Kurzinfos zu Chronologie kann man digital zurückblättern, wie es dazu kam und wo die Anfänge dieser „konkreten Kunst“ liegen. Die „Site“ verlinkt auch zu Werkübersicht und zu Jansens seit 2009 existierenden interaktiven Hauptinternetprojekt „countune“. So mit Hintergrundwissen gewappnet, kann sich jeder selber als „Künstler“ ausprobieren.

Wer sich das nicht zutraut, für den kam kürzlich das offene Atelier von Gerd Jansen gerade recht. Da bot der Künstler an, die Bild-Konzepte zu erklären und gemeinsam am Computer zu erstellen. Das machte neugierig. Wir waren dort und wurden in einen kleinen Gästeraum gebeten, mit einem Demo-PC in Breitformat. Gleich greift Jansen zur „Maus“ und schon öffnen sich Kurzdarstellungen. Jansen erklärt gern und verständlich, was hinter diesen Bildideen steckt: nämlich „Bilder als Musik“.

Kann man Musik „malen“, fragt sich Jansen

Kann man Musikbilder machen, in der Weise, dass man Musik „malen“ kann?, hat er sich gefragt und mit „Musik im Bild“ angefangen. So entstand sein erstes bekanntes Projekt „countune“. Die Musik war die Initialzündung. Schon als Schüler fertigte er Illustrationen zu Chopinscher Klaviermusik an, die bereits geometrisch angelegt waren. Es folgten erste Notationsversuche für selbstgebaute Instrumente. Jansen schrieb sogar Partituren für Lichtorgeln.

Ums Jahr 2000 begann der studierte Bildhauer mit vielen grafischen Serien, alles Originalarbeiten auf Papier und Holz, seriellen Zeichnungen und räumlichen Installationen. Vor sechs Jahren nun fing er an, das Parallelprojekt zu „countune“, die „Bild-Konzepte“, zu kreieren, weil er die Ideen von damals fürs Internet umsetzen wollte. Was er seinerzeit noch von Hand künstlerisch schuf, sollte jetzt über die Eingaben in die Tastatur für den Computer umgearbeitet werden. Die Vorlagen dazu sind die Originalarbeiten, die ebenfalls gut dokumentiert sind, ergänzt durch kleine Filme und Animationen, die Jansen einführt, damit man besser verstehen kann, wie so ein Bild zustande kommt.

Mit seinen Bildkonzepten, die alle musikalische Namen tragen, hat Jansen eine individuelle Lösung für sein bildnerisches Kompositionssystem gefunden, und die Musiktitel machen die Grafiken noch stimmungsvoller. Zugegeben: Einige Vorkenntnisse in Internetprogrammen und Browsern sollte man schon haben, um dahinter zu blicken. Unter „Einstellungen“ kann man mit den Parametern spielen: das Zahlenfeld, die Farben, die Transparenz und die Zufallskoordinaten ändern oder den malerischen Hintergrund korrigieren. Mit jedem Klick verändert sich die Konstellation über die Verteilung der Primzahlen und der Bildcharakter. Der Autor dieses Textes hatte sich schon zu Hause am heimischen Computer die raffinierte Grafik „Duo Espressivo op. 13 Nr. 5“ ausgewählt, und kaum hat er den Namen eingegeben und auf „Bild erstellen“ geklickt, kommt prompt eine Mail von Jansen zurück: „Besten Dank für Ihre Bild-Konzepte! Sie sehen, es ist gar nicht so schwer“.

Sammlung umfasst 970 Einzelbilder

Das fertige Bild ist nun integraler Bestandteil in Jansens über 970 Einzelbilder umfassenden Sammlung der Bildkonzepte. Über die Suchfunktion kann man seinen Namen und das „eigene“ Bild wieder aufrufen. Denn jedes kleine Kunstwerk wird gemeldet und in der Galerie gespeichert.

Dieses von Jansen erfundene interessante System mit Zahlen, Strukturen, Geometrie, Farben und Motiven wird von ihm kostenlos bereitgestellt. Man kann sich sogar Postkarten ausdrucken, wenn man einen Farbdrucker zu Hause hat, oder zum Geburtstag jemandem ein Bild schenken. Und das Schöne daran: Man muss nicht unbedingt ins Atelier zu Gerd Jansen gehen, obwohl es dort darüber hinaus noch viel Anregendes zu sehen gibt, man kann alles zuhause am eigenen Computer machen.

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