Grenzach-Wyhlen Mann liegt jahrelang tot in Wohnung

Tim Nagengast
 Foto: Pixabay/Gerd Altmann

In Grenzach-Wyhlen stirbt ein Mensch – und keiner vermisst ihn

In einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus in Grenzach-Wyhlen ist vor knapp zwei Monaten eine Leiche gefunden worden. Wie lange der ältere Mann bereits tot in seiner Wohnung lag, ist nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft vermutet: etwa sechs Jahre lang. Und niemand hat etwas gemerkt.

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Am 7. September – es ist ein Mittwoch – öffnen Beamte des Polizeipostens Grenzach-Wyhlens eine Wohnung und finden darin eine mumifizierte Leiche. Zuvor war ein Mann auf dem Posten erschienen. Er habe seinen Nachbarn schon seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen und sorge sich, sagte er. Die Beamten rücken aus – und öffnen die Wohnungstür.

„Dass jemand so viele Jahre lang liegt, ist sehr, sehr selten“, sagt Thomas Batzel, Sprecher beim Polizeipräsidium Freiburg, im Gespräch mit unserer Zeitung. Bereits im August habe sich jemand beim Polizeirevier in Rheinfelden gemeldet – der Posten in Grenzach-Wyhlen ist an Wochenenden nicht besetzt. Eine Streife sei daraufhin nach Grenzach-Wyhlen zur angegebenen Adresse gefahren. Weil sich aber weder Hinweise auf eine Person in hilfloser Lage noch auf eine Straftat ergeben hätten, seien die Beamten wieder abgerückt, sagt Batzel.

Woran der Mann gestorben ist, lässt sich wohl abschließend nicht mehr klären. Im Rahmen eines sogenannten Todesermittlungsverfahrens sei die genaue Liegezeit des Verstorbenen auch durch eine Obduktion nicht bestimmbar gewesen, erläutert Michael Jahn, stellvertretender Pressesprecher der Staatsanwaltschaft in Lörrach, auf Anfrage unserer Zeitung. „Der Zustand des Leichnams sowie der Wohnung, in der er aufgefunden wurde, lassen einen Todeseintritt Ende des Jahres 2016 sehr wahrscheinlich erscheinen“, ergänzt Jahn. Die Leiche muss somit fast sechs Jahre lang dort gelegen haben. Völlig unbemerkt.

Kein Hinweis auf Suizid oder Fremdverschulden

Weder die kriminaltechnische Untersuchung noch die Erkenntnisse der Rechtsmedizin hätten Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden oder einen Selbstmord ergeben, bekräftigt der Staatsanwalt. Die genaue Todesursache habe nicht ermittelt werden können. „Festgestellt werden konnten eine höhergradige, zentrale Verkalkung der Herzkranzschlagader und eine Verkalkung der Körperhauptschlagader, was für eine innere Todesursache spricht“, präzisiert Jahn. Die Staatsanwaltschaft ermittle daher gegen niemanden.

„Längere Liegezeiten von Leichnamen in Wohnungen sind nach den Erfahrungswerten des hier im Hause zuständigen Dezernenten keine absoluten Ausnahmefälle, Liegezeiten über mehrere Jahre seien jedoch sehr selten. Wie es hierzu im vorliegenden Fall kommen konnte, kann nur vermutet werden“, hält die Staatsanwaltschaft fest.

Die Frage, wieso ein Mensch so lange von niemandem vermisst wird und warum auch niemand den unweigerlichen Verwesungsgeruch bemerkt zu haben scheint, konnten weder die Polizei noch die Staatsanwaltschaft beantworten.

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading