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Die Oberbadische

Lise-Meitner-Gymnasium führt Sozialpraktika für alle Neuntklässler ein Schule gewinnt zahlreiche Einrichtungen als Partner

Alle Neuntklässler am Lise-Meitner-Gymnasium (LMG) werden künftig ein mindestens einwöchiges Sozialpraktikum absolvieren. Die Schule hat dafür ein umfangreiches Netzwerk geknüpft. Für alle Beteiligten – Schule, Schüler, Firmen und Einrichtungen – soll daraus eine „Win-Win-Situation“ erwachsen.

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. „Es geht darum, den sozialen Blick zu schärfen“, brachte Silke Riedinger die Idee hinter den verpflichtenden Praktika für die „Neuner“ auf den Punkt. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Doris Gesell hat die LMG-Lehrerin das Konzept entwickelt. Dieses wurde am Montagnachmittag im Rahmen einer Kennenlernrunde mit Projektpartnern (siehe Infokasten), Schulleitung und Schülervertretern vorgestellt.

Dass heutzutage auch Gymnasiasten im Rahmen der Berufsorientierung gewisse Praktika absolvieren, ist zwar bereits seit einigen Jahren Usus. Doch warum rückt am LMG nun der Sozialbereich verstärkt in den Fokus?

Soziale Kompetenzen stärken

„Die Vermittlung und das Erlernen sozialer Kompetenzen genießen an unserer Schule einen hohen Stellenwert“, sagte LMG-Direktor Frank Schührer. „Wir stellen jedoch fest, dass das Feld der sozialen Kompetenzen nicht mehr so gut bestückt ist“, wie der Schulleiter freimütig einräumte. Lehrkräfte müssten in diesem Bereich heute mehr investieren als früher. Ziel sei es daher, den Bereich soziales Lernen und Lehren am LMG nicht nur neu zu strukturieren, „sondern auch konkrete Erfahrungen einzubauen“. Mit dem „Kick off“ (Schührer) ist am Montagnachmittag der Startschuss für eine Kooperation gefallen, die sich dauerhaft etablieren soll.

Und hier setzt die Brücke an, welche die Schule nach außen geschlagen hat. Denn etliche regionale Einrichtungen, die im sozialen Bereich tätig sind, sind gerne bereit, den Neuntklässlern Praktikumsplätze anzubieten, wie deren Repräsentanten bekundeten.

Gemeinschaft, Fürsorge und Anteilnahme

Dies nicht nur, um sich und ihre Arbeit zu präsentieren, sondern auch im Sinne der Rekrutierung von zukünftigem Nachwuchs, wie aus den Wortmeldungen herauszuhören war. Denn bekanntlich leidet auch der Sozialbereich unter starkem Fachkräftemangel. Doch gerade in diesem Sektor, wo die Arbeit mit den Mitmenschen ganz oben steht, ist aus manchem Praktikum schon etwas Dauerhaftes – im besten Fall eine berufliche Perspektive – geworden, wie zu erfahren war.

Wie leben Menschen mit Einschränkungen, wie arbeitet man mit ihnen – und wie kann von ihnen profitieren? Was kann man selbst für sich mitnehmen? Fragen wie diese sollen beim einwöchigen Sozialpraktikum beantwortet werden. In diesem sollen die Schüler Menschen kennenlernen, denen sie sonst vielleicht eher nicht begegnen würden. Sie sollen deren Wünsche und Ziele erfahren, vielleicht auch Lebensgeschichten hören – und eigene Schlüsse daraus ziehen. Ziel: eine Reflexion, ein Impuls zu erfahren, wie wichtig solidarisches Verhalten als Kitt der Gesellschaft ist. Und dass Gemeinschaft, Fürsorge und Anteilnahme mehr sind als nur Begriffe und jeden Tag aufs Neue mit Inhalten zu füllen sind.

Der eine oder andere Schüler wird sicherlich auch erleben, dass die Arbeit im sozialen Bereich für einen selbst bereichernd und erfüllend, aber auch sehr herausfordernd sein kann. Egal, ob man gemeinsam mit Menschen, für die der Weg in den „ersten Arbeitsmarkt“ eher steinig ist, im Tafel-Laden die Regale einräumt, mit Behinderten zusammen werkelt oder ihnen bei ganz alltäglichen Dingen hilft, ob man ein „Event“ für Gleichaltrige organisiert, jüngere Schüler betreut, der Schulsozialarbeiterin beim Streitschlichten assistiert oder ein Umweltprojekt begleitet: Das Feld, im sozialen Sektor Erfahrungen fürs Leben zu sammeln, ist breitgefächert, wie bei der Vorstellungsrunde der Projektpartner ersichtlich wurde.

Dort berichteten zahlreiche Vertreter der Institutionen – dazu gehörte nicht nur Leitungspersonal, sondern unter anderem auch eine Studienpratikantin und eine „Bufdi“ – auch nicht nur über die Angebote für ihre künftigen Praktikanten aus Grenzach-Wyhlen, sondern oftmals über ihren individuellen Weg in einen Sozialberuf respektive in ein damit verbundenes Ehrenamt.

Je nach Neigung konnten die Neuntklässler für ihr am 20. April beginnendes Praktikum gewisse Präferenzen angeben. Wie Gesell und Riedinger bekundeten, sind die Plätze inzwischen vergeben. Dennoch müssen die Jugendlichen sich noch offiziell bei den jeweiligen Einrichtungen bewerben und sich dafür auch selbst einen Gesprächstermin organisieren.

Folgende Einrichtungen kooperieren mit dem Lise-Meitner-Gymnasium bei der Bereitstellung von Sozialpraktikumsplätzen: Weltladen „Vamos Caminando“ (Rhein-felden), Tüllinger Höhe (Lörrach/Beuggen), Gemeindeverwaltung Grenzach-Wyhlen (Sozialamt), Tafel-Laden (Rheinfelden), Trinationales Umweltzentrum (Weil am Rhein), Sozialer Arbeitskreis (Lörrach), St. Josefshaus (Herten), Kaltenbach-Stiftung (Schulsozialarbeit Bärenfelsschule Grenzach), AWO-Seniorenheim Emilienpark (Grenzach) und das Wohnheim „Kästeli“ der Behindertenwerkstatt Pratteln.

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