Der Verein „klassikanderswo“ will eine neue Konzertreihe mit eher kammermusikalischer Prägung etablieren. Für die Premiere am Freitag hatte das Team einen ungewöhnlichen Ort ausgewählt: das Feuerwehrgerätehaus in Grenzach. Von Veronika Zettler Grenzach-Wyhlen. Die Feuerwehr empfing die Klassikliebhaber mit offenen Armen. Die Einsatzfahrzeuge wurden im Hof geparkt, das Gerätehaus mit Stühlen bestückt und voilà: Fertig war der Konzertsaal mit funktionellem Charme und einwandfreier Akustik. Rund 200 Besucher wollten das Basel Philharmonic Quintet live erleben. Dieses bewies, wie gut eine hochkarätige Darbietung zu einer locker familienfreundlichen Atmosphäre passt. So hatten auch die Kinder ihren Spaß. Flankiert von allerlei Feuerwehrutensilien das Musikmärchen „Peter und der Wolf“ zu hören, das war definitiv großes Kino für die Kleinen. Doch zuvor ertönte gegen 19 Uhr ein Martinshorn, draußen flackerte Blaulicht, ein Feuerwehrauto rauschte in den Hof. Sollte etwa pünktlich zum Konzert ein Einsatz anstehen" Entwarnung: Dem Löschfahrzeug entstiegen lachend die fünf Musiker mit ihren jeweiligen Instrumenten im Arm. Eine schöne Idee – und nicht die letzte an diesem Abend. Heili Rosin (Querflöte), Andrey Godik (Oboe), Etele Dosa (Klarinette), Amy Harmann (Fagott) und Konstantin Timokhine (Horn) hatten Musik dabei, die Bilder im Kopf erzeugt. Teil eins gehörte Dvoraks Amerikanischem Streichquartett F-Dur op. 96 in einer Bearbeitung für Bläserquintett. Wie kein anderer hat Dvorak seine Eindrücke von Amerika, sein Überwältigtsein in Musik gefasst. In der berühmten 9. Sinfonie „Aus der neuen Welt“ ist dieser Gefühlsrausch verewigt, aber auch im Amerikanischen Quartett, einem kammermusikalischen Geniestreich, der Dvorak 1893 in einer tschechischen Enklave in Iowa gelang. Seit 1892 war er damit beauftragt, den Amerikanern zu einer Art Nationalmusik zu verhelfen. In den Werken dieser Zeit scheint jeder Vogel, jeder Fluss, jede Empfindung des Komponisten zu Tonfolgen transformiert zu sein. Die Bläser interpretierten die vier kurzen Sätze zu einem so präzisen wie farbenprächtigen Ereignis mit geradezu jubilierenden Akzenten. Nach der Pause – in der man sich bei der Jugendfeuerwehr eine „112er-Bratwurst“ holen konnte – erfolgte die Überleitung von Dvoraks Vogelrufen zu Prokofievs Vogelrufen und all den anderen Tierstimmen aus „Peter und der Wolf“. Eingebettet in die Musik zog der energiegeladene Vortrag von Sprecher Tamas Vasarhelyi alle in seinen Bann. Die Zuhörer tauchten ein in eine modernisierte Märchenfassung, in der ein Landstreicher aus Bayern, eine Sickergrube und ein Kran eine Rolle spielten. Als Vasarhelyi schließlich mit lautem Ausruf markierte, wie der Wolf die Ente verschlingt, musste ein Kind im Publikum losweinen. Wenn man halt mal drin ist in der Geschichte… Zum Glück ging sie auch diesmal gut aus. Und das fantastische Ensemble bekam minutenlang tosenden Beifall.