Grenzach-Wyhlen Nahwärmenetz nicht „zerreden“

Tim Nagengast
Die Abwärme des Wyhlener Wasserkraftwerks soll dereinst die Bewohner des Neubaugebietes Kapellenbach-Ost mit Heizenergie versorgen. Foto: zVg

Kapellenbach-Ost: Energiedienst und Bürgermeister nehmen Stellung zur Kritik der SPD-Fraktion.

Grenzach-Wyhlen - Weder Anschlusszwang noch hohe Kosten noch „Greenwashing“: Die von der SPD-Fraktion im Vorfeld der am Dienstag anstehenden Entscheidung für (oder gegen) den Bau eines Nahwärmenetzes durch die Firma Energiedienst (ED) im Gebiet Kapellenbach-Ost wollen weder das Unternehmen selbst noch Bürgermeister Benz so stehen lassen.

„Ich warne davor, ein zukunftsweisendes und nachhaltiges Konzept zu zerreden“, stellt sich der Rathauschef demonstrativ hinter das von den Sozialdemokraten kritisierte Nahwärmenetzprojekt von ED.

Bürgermeister hält ein Gutachten für überflüssig

Der Gemeinderat müsse bereits vor dem Start des Baugebiets grundsätzlich über das künftige Energiekonzept entscheiden. Die Eigentümer der einzelnen Grundstücke stünden jedoch erst nach der Umlegung fest, die künftigen Bewohner gar erst nach Vergabe oder Verkauf der Grundstücke, ergänzt Benz. Also könne man noch gar niemanden „vorwarnen“, wie die SPD es gestern im Gespräch mit unserer Zeitung gefordert hatte.

Da ein Nahwärmenetz in geplanter Größenordnung aufgrund der hohen Baukosten wirtschaftlich nur funktioniere, wenn möglichst alle Bauherren mitzögen, müsse die Gemeinde entsprechende Anreize zur Nutzung schaffen. Von einem „Anschlusszwang“, wie die SPD ihn kolportiere, könne aber keine Rede sein.

Benz hält, wie er bekennt, das Konzept des Nahwärmenetzes für Kapellenbach-Ost für überzeugend und innovativ. Es leiste zudem einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Daher bestehe für die Gemeinde gar keine Notwendigkeit, Geld für ein teures, externes Gutachten in die Hand zu nehmen, wie die Sozialdemokraten dies fordern. Im Übrigen sei das Projekt Nahwärmenetz seit dem Frühjahr mehrfach in verschiedenen politischen Gremien dargestellt und diskutiert worden. „Von einer überhasteten Entscheidung kann somit nicht die Rede sein. Irgendwann muss einmal eine Entscheidung getroffen werden, damit es mit dem Projekt weitergeht“, hält der Bürgermeister fest. Er baut fest darauf, dass der Gemeinderat dem Projekt am Dienstagabend seinen Segen erteilt.

ED: „Es geht nur, wenn alle Bauherren mitmachen“

Um das Wärmenetz im Baugebiet Kapellenbach-Ost erschließen zu können, will ED Hauptversorgungsleitungen legen. Diese sollen über ein Umlageverfahren von allen Grundstückskäufern mitfinanziert werden. Die Umlage beträgt laut ED-Schätzung einmalig rund 16,90 Euro je Quadratmeter. Für ein Grundstück von 400 Quadratmetern Fläche errechnet das Unternehmen 6760 Euro. „Es ist notwendig, dass sich alle beteiligen, da sonst das Wärmenetz nicht gebaut werden kann“, teilt ED-Sprecher Alexander Lennemann mit. Die Grundstücksbesitzer seien in ihrer Entscheidung frei, sich danach an das Wärmenetz anschließen zu lassen oder eine andere Art der Wärmeversorgung zu wählen, wehrt auch er sich gegen den begriff „Anschlusszwang“. Entscheiden sich die Bauherren für eine andere Wärmeversorgung, entstehen für sie beim Wärmenetz laut Lennemann keine weiteren Kosten. In der Vollkostenrechnung sei das Energiedienst-Konzept für den Grundstücksbesitzer überdies günstiger, als vergleichbare Wärmequellen zu nutzen.

Was die Kritik seitens der Sozialdemokraten an der mit 25 Grad geringen Temperatur der Abwärme betrifft, sieht ED kein „Greenwashing“: „Mittels Großwärmepumpe wird dieses Temperaturniveau auf 65 Grad Celsius angehoben. Die dazu notwendige Energie kommt direkt aus dem Wasserkraftwerk, ist Ökostrom und somit CO 2-neutral.“ Der Vorteil der Wärmepumpe sei, dass sie mehr als das Dreifache des Stromeinsatzes als Wärme gewinne. „Der Strom, der dazu benötigt wird, beträgt lediglich 0,5 Prozent der Jahresproduktion des Wasserkraftwerks“, schreibt ED.

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