Antike Spuren in Grenzach-Wyhlen Nur Wohlhabende hatten Glasfenster

Helmut Bauckner
Im Bereich der Römervilla gefundene Flaschen und Scherben aus Glas lassen Rückschlüsse darauf zu, dass die Hausbewohner wohlhabend gewesen sein müssen.zVg/ Foto: Thomas Dix

Römervilla: Auch kleine Exponate im Grenzacher Museum haben sehr viel zu erzählen

Dicke Mauern, die den Hauch der Vergangenheit atmen, antike Münzen, Ziegel oder auch Schmuck: Im Grenzach-Wyhlener Regionalmuseum Römervilla gibt es vieles zu bestaunen. Das eine oder andere Exponat lohnt derweil einen genaueren Blick darauf. In loser Folge stellt unsere Zeitung einige besondere, in der Römervilla ausgestellte Fundstücke vor. Heute: eine große, grüne Glasflasche.

Von Helmut Bauckner

Grenzach-Wyhlen - Mit der Römervilla im alten Ortskern von Grenzach besitzt die Doppelgemeinde im Landkreis Lörrach ein Alleinstellungsmerkmal. Welche Bedeutung die Römerzeit für die Gemeinde hat, zeigen – wieder einmal – die jüngst abgeschlossenen Ausgrabungsarbeiten in Wyhlen. „Römerdorf“, so könnte man die Doppelgemeinde eigentlich nennen.

Einblicke in den römischen Lebensalltag

Das Museum Römervilla zeichnet sich darin aus, dass das Alltagsleben in der Zeit zwischen 80 und 280 nach Christus in sehr anschaulicher und verständlicher Weise dargestellt wird. Mitmachstationen für Kinder erfreuen sich dabei großer Beliebtheit. In welchem Museum darf man schon mit zum Teil originalen römischen Ziegeln ein Dach decken?

Ein Prunkstück unter den zahlreichen Exponaten ist eine große grüne Glasflasche, die von Experten formgetreu ergänzt und restauriert wurde.

Glas gilt als der älteste „Kunststoff“ der Menschheit. Schon in den altorientalischen Kulturen wurden Gefäße und Schmuck aus flüssigem Glas gegossen. Ebenfalls im Orient, in Phönizien, erfand man im ersten Jahrhundert nach Christus die Glasmacherpfeife, die es möglich machte, preisgünstige Glasgefäße herzustellen. Damaskus entwickelte sich daraufhin zu einem Zentrum dieser Industrie, die sich von hier aus weit verbreitet hat. In Germanien waren die Glasmacher der Region Köln führend, wie die wohl umfangreichste und eindrucksvolle Glasgefäßsammlung des dortigen Museums belegt.

Ob die Grenzacher Flasche ein Importprodukt war oder aus einer der wenigen nachgewiesenen Glasmacherstätten von Augusta Raurica stammt, kann man nicht mit Sicherheit sagen. Da man in Augst mehrere dieser vierkantigen grünen Gefäße gefunden hat, liegt die Vermutung nahe, dass sie hier auch produziert wurde.

In der Vitrine neben dem Fresko im Grenzacher Museum übersieht man fast zwei kleine unscheinbare Glasscherben, die jedoch Interessantes zu erzählen haben. Sie weisen eindeutig auf den hohen Wohnkomfort in dieser Villa hin, denn Fensterglas, also Flachglas, hat man sich nur in öffentlichen Gebäuden und sehr vornehmen Häusern geleistet. Technisch war es nämlich viel aufwendiger und schwieriger, Flachglas zu gießen.

Das gilt übrigens noch lange bis über das Mittelalter hinaus. Butzenscheibenfenster fand man nicht etwa besonders schön. Vielmehr boten diese die einzige Möglichkeit, größere Fensterflächen zu füllen. Anstelle von Glasfenstern behalf man sich nämlich mit Fellen oder Fensterläden.

So sind diese Glasscherben, wie das Wandfresko, die Marmorartefakte und die Mosaiksteine ein untrügliches Zeichen dafür, dass es sich bei der Grenzacher Römervilla um ein herrschaftliches Anwesen gehandelt haben muss.

Der Verein für Heimatgeschichte, der das Museum seit 1986 ehrenamtlich betreut, freut sich über zahlreiche Besucher, vor allem auch über Familien mit Kindern.

Weitere Informationen: Öffnungszeiten: An Sonn- und Feiertagen von April bis November 15 bis 18 Uhr in den Monaten Juli und August 17 bis 19 Uhr, Gruppenführungen, auch Schulklassen Anmeldung unter Tel. 07624/1813, virtueller Rundgang im Internet unter „Römervilla Grenzach“

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