Glas gilt als der älteste „Kunststoff“ der Menschheit. Schon in den altorientalischen Kulturen wurden Gefäße und Schmuck aus flüssigem Glas gegossen. Ebenfalls im Orient, in Phönizien, erfand man im ersten Jahrhundert nach Christus die Glasmacherpfeife, die es möglich machte, preisgünstige Glasgefäße herzustellen. Damaskus entwickelte sich daraufhin zu einem Zentrum dieser Industrie, die sich von hier aus weit verbreitet hat. In Germanien waren die Glasmacher der Region Köln führend, wie die wohl umfangreichste und eindrucksvolle Glasgefäßsammlung des dortigen Museums belegt.
Ob die Grenzacher Flasche ein Importprodukt war oder aus einer der wenigen nachgewiesenen Glasmacherstätten von Augusta Raurica stammt, kann man nicht mit Sicherheit sagen. Da man in Augst mehrere dieser vierkantigen grünen Gefäße gefunden hat, liegt die Vermutung nahe, dass sie hier auch produziert wurde.
In der Vitrine neben dem Fresko im Grenzacher Museum übersieht man fast zwei kleine unscheinbare Glasscherben, die jedoch Interessantes zu erzählen haben. Sie weisen eindeutig auf den hohen Wohnkomfort in dieser Villa hin, denn Fensterglas, also Flachglas, hat man sich nur in öffentlichen Gebäuden und sehr vornehmen Häusern geleistet. Technisch war es nämlich viel aufwendiger und schwieriger, Flachglas zu gießen.