Breitband am Schulzentrum ist nur „fast schon da“
Wie viele Schüler wurden während der „Homeschooling“-Phase digital nur schwer oder sogar überhaupt nicht erreicht? Wie viele Lehrkräfte hatten ihre liebe Not mit dem Hochladen von Aufgaben auf die jeweilige Plattform oder versuchten sich vergeblich mit Klassen-Videokonferenzen?
Hotspot im Schweizer Handynetz aufgemacht
Der Traum von Tablet-Klassen, Beamern, Whiteboards, überall (funktionierendem!) W-LAN oder – dafür die Grundvoraussetzung – vernünftiger Breitbandanbindung soll an den örtlichen Schulen jedenfalls sukzessive wahr werden. Und da muss bisweilen ganz unten an der Basis angefangen werden, wie ein eindrückliches Beispiel von LMG-Direktor Frank Schührer im Gemeinderat illustrierte. Schührer hatte zu Zeiten der Coronaschließung von seinem Schulleiterbüro aus an einer Videokonferenz teilnehmen wollen. „Dazu habe ich mich mit meinem eigenen Handy ins Schweizer Netz eingewählt und mir damit dann einen Hotspot aufgemacht“, sagte er lakonisch. Zwar sei schnelles Internet „fast schon da“, wie aus der gemeinsamen Präsentation von Realschule und LMG hervorging, aber eben nur fast. Und das bei mehr als 1000 Menschen, die im Schulzentrum lernen und arbeiten.
Gesamtbudget liegt bei knapp 642 000 Euro
Mit Geld von Bund und Land sollen derlei Probleme schrittweise der Vergangenheit angehören. Rund 585 Millionen Euro werden in Baden-Württemberg für die kommenden fünf Jahre bereitgestellt. Für Grenzach-Wyhlen stehen, wie Bürgermeister Benz vorrechnete, bis 2022 rund 534 700 Euro zur Verfügung. 20 Prozent muss die Kommune als Schulträger drauflegen, was zusätzlichen 106 940 Euro entspricht. Das Gesamtbudget liegt somit bei knapp 642 000 Euro. Weitere 168 500 Euro kann die Doppelgemeinde aus dem Digitalpakt der Landesregierung vom Vorjahr abrufen – ohne gemeindlichen Eigenanteil.
Ins Boot kommt obendrein der Bund. Er hat ein 65 Millionen Euro starkes Förderprogramm zur Anschaffung und zum Verleih digitaler Endgeräte aufgelegt. Das Land Baden-Württemberg hat diese Summe verdoppelt. Auf Grenzach-Wyhlen entfällt davon ein Anteil von 126 000 Euro. Davon sollen in Abstimmung mit den Schulleitungen mehrere Klassensätze iPads samt entsprechender Lade- und Administrationskoffer angeschafft werden.
Faktor Mensch spielt eine wichtige Rolle
Nicht zu vergessen bleibt bei aller digitalen Vorfreude jedoch der Faktor Mensch, wie aus einem Wortbeitrag von Gemeinderätin Carola Lambelet (FW) hervorging. Als Mutter zweier Oberstufenschüler habe sie während der Corona-„Homeschooling“- Phase zuhause miterleben dürfen, wie wichtig genau dieser Faktor Mensch sei. „Während es einerseits Lehrer gab, die über Moodle und mit Videokonferenzen sehr gut gearbeitet haben, haben andere Lehrer seit März nicht einmal E-Mails beantwortet“, berichtete Lambelet.
Diesen Ball griff Schührer auf und quittierte ihn mit: „Auch dafür brauchen wir Unterstützung, etwa vom Land, denn nicht jeder ist auch ein IT-Experte. Firmen haben da oft Unterstützung. Wir Schulen müssen da oftmals vieles selbst erledigen“, warb der LMG-Direktor um Verständnis dafür, dass nicht jede Lehrkraft gleichermaßen versiert im Umgang mit Digitaltechnik sei.
Digitale Ausbaustufen
Für alle vier Schulen in Grenzach-Wyhlen wurden im Gemeinderat jeweils drei digitale Ausbaustufen vorgestellt, wobei Realschule und Gymnasium natürlich zusammenspannen, weil sie sich Räume und Infrastruktur teilen. Im Zuge der kommenden Sanierung und Aufstockung des Schulzentrums sollen entsprechende Synergien genutzt werden, wie Benz ankündigte.
Weitere Informationen: Der offizielle Spatenstich zur Erweiterung des Schulzentrums findet am Donnerstagnachmittag kommender Woche statt.