Grenzach-Wyhlen Ortszentren gleichwertig entwickeln

Tim Nagengast
Ohne Hinweisschilder geht es nicht: Die Wyhlener Ortsmitte ist intuitiv kaum zu finden. Das soll sich ändern. Foto: Tim Nagengast

Einzelhandelskonzept: Gemeinderat Grenzach-Wyhlen setzt wichtige Leitplanken für Ortsentwicklung

Grenzach-Wyhlen - Mit der Fortschreibung des bestehenden Einzelhandelskonzeptes hat der Gemeinderat von Grenzach-Wyhlen am Dienstagabend wichtige Leitplanken gesetzt. Mit diesem Papier kann die bisherige räumliche Steuerung des Einzelhandels fortgeführt werden. Das Konzept dient zugleich der zielsicheren, individuellen, aber gleichwertigen Entwicklung beider Ortsmitten.

„Wir gucken von jetzt nach morgen“, sagte einleitend Donato Acocella, der das von seinem Büro verfasste Konzept samt Fortschreibung im Ratsrund vorstellte.

Wichtig bleibt weiterhin die klare Abgrenzung, welche Bereiche in Grenzach und Wyhlen als zentral der Versorgung dienend definiert werden und welche Sortimente dort jeweils zulässig sind. Denn beide Ortsmitten sollen in ihrer Funktion gestärkt, die Verkaufsflächen zumindest gehalten werden.

Denn die Lücken sind offensichtlich, wie man am Beispiel Grenzachs sehen kann: Seit der Neukauf-Schließung gibt es in diesem Ortsteil kaum noch jemanden, der einen Lebensmittelmarkt in der Nähe hat. Sowohl Aldi und Lidl als auch Hieber liegen jeweils an der Grenzacher Peripherie. Einen Vollsortimenter gibt es im Ortskern nicht mehr. Von „Nahversorgung“ könne man für Teile der Gemeinde jedenfalls nicht sprechen, sagte Acocella.

Ob sich das im Zuge der Entwicklung der Neuen Mitte Grenzach ändert, wird sich noch zeigen. Gerade hier habe die Gemeinde aus entwicklungsperspektivischer Sicht aber bereits „den richtigen Weg eingeschlagen“, lobte Acocella und sprach von einer „Erfolgsgeschichte“.

Im Zuge seiner Ausführungen wurde auch wieder einmal deutlich, wie sehr Handel, Gewerbe und Gastronomie in Grenzach-Wyhlen an der Schweiz hängen. Zwischen 54 und 60 Prozent des im Jahr 2019 in Grenzach-Wyhlen erzielten Gesamtumsatzes von 92 Millionen Euro wurde vor Ort generiert. 38 bis 43 Prozent dieser Summe aber haben die Schweizer in der Doppelgemeinde ausgegeben.

Das heißt aber auch: Kaum jemand aus dem Raum Lörrach/Weil am Rhein fährt nach Grenzach-Wyhlen beispielsweise zum Einkaufen. Auch aus Rheinfelden kommt nur sehr wenig, wie Acocellas Statistiken belegen. Er sprach in diesem Zusammenhang von einer „starken Abhängigkeit von der Schweiz“. Zugleich sei die „Zugkraft“ in die Doppelgemeinde „bemerkenswert“.

Digitalisierung verschlafen

An die Gemeinderäte richtete er den Wunsch, die beiden Ortszentren nicht nur gewerblich zu beleben, „denn der öffentliche Raum wird immer wichtiger werden“. Acocella: „In der Kälte der digitalen Welt sind die Außenwände der Gebäude die Innenwände des öffentlichen Raumes.“ Diesen Ball griff Ratsmitglied Peter Weber (FW) auf, der sich wünschte, auch den Freiraum attraktiv zu gestalten.

An die Gewerbetreibenden ging abschließend Acocellas Appell, sich wenigstens eine Homepage zuzulegen. Diese Notwendigkeit habe noch immer nicht jeder erkannt. „Der Handel hat die Digitalisierung verschlafen“, sagte der Lörracher Stadt- und Regionalentwickler. Spätestens im ersten Lockdown hätten die Händler erkennen müssen, wohin die Reise letztlich gehen werde.

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