Gartenstraße: Gemeinderat bringt Bebauungsplanänderung für Ortsmitte auf den Weg
Der Gemeinderat hat im Rahmen seiner jüngsten öffentlichen Sitzung die Überbauung der bisherigen Freifläche zwischen dem Gartenstraße-Durchstich und der neuen Querspange in Wyhlen weiter auf den Weg gebracht.
Von Tim Nagengast
Grenzach-Wyhlen. Wie immer, wenn in Grenzach-Wyhlen irgendwo gebaut werden soll, muss man vorher ganz genau hinschauen oder hinhören. Pfeift da womöglich eine Zaunammer? Nein, im Bereich des Wyhlener Bahnhof lassen sich der seltene Piepmatz und seine Artgenossen offenbar nur selten blicken. Die äußerst seltenen Vögel fühlen sich in den Hecken rund ums Schulzentrum derzeit offenbar am wohlsten, wie aus fachkundigem Mund zu vernehmen ist.
Dafür kommt bei der geplanten Bebauung zwischen Bahnlinie und Gartenstraße die Mauereidechse ins Spiel. Sie hat die Bauschutthaufen und weitere baustellenbedingte Versteckmöglichkeiten entlang der Querspange für sich entdeckt. Zumindest vorübergehend, denn das Straßenbauprojekt ist ja bald vollendet. Dann dürften die Mauereidechsen wohl wieder anstandslos ihre Koffer packen und sich eine andere Bleibe suchen, ist man sich bei der Gemeindeverwaltung sicher.
50 % Sozialwohnungen
„Im Moment fühlen sich die Mauereidechsen da gerade wohl“, sagte Bürgermeister Tobias Benz im Gemeinderat mit Blick aufs eigens erstellte Artenschutzgutachten, das gleich mehrere Fundorte des Reptils belegt. Die Eidechsen „teuer umsiedeln zu müssen“, wäre für den Rathauschef jedenfalls „der Horror“ gewesen, sollen doch an der Ecke Gartenstraße/Querspange mitten im Wyhlener Ortszentrum und somit in bester Lage moderne, preiswerte Wohnungen entstehen. Und zwar 60 an der Zahl. Die Hälfte der Wohnungen soll dank Förderung zu einem sozial verträglichen Preis von 6,50 Euro pro Quadratmeter vermietet werden.
Möglich macht dies die Kooperation von Baugenossenschaft und Gemeinde Grenzach-Wyhlen. Die Baugenossen bauen, die Gemeinde gibt dafür das Bauland unter Marktpreis an sie ab. Dazu senkt man den Stellplatzschlüssel ab und nimmt an den geplanten Neubauten gewisse Standardisierungen vor, die die Kosten ebenfalls im Rahmen halten sollen.
Zu diesem Ansinnen würde eine kostenträchtige Zwangsumsiedlung etablierter Mauereidechsen-Vorkommen beileibe nicht passen. Insofern machte sich Erleichterung am Ratstisch breit, dass das Reptilienvorkommen gutachterlicherseits als allein durch die laufende Baustelle verursacht angesehen wird. Man geht davon aus, dass Herr und Frau Mauereidechse wieder abziehen werden.
Was die geplanten zwei Wohnblocks mit 60 Wohneinheiten betrifft, sprach Benz im Ratsrund von einem „städtebaulichen Ausrufezeichen“ sowie einem „richtungsweisenden Projekt“. Beide Baukörper sollen ein modernes, freundliches Äußeres bekommen und ein attraktives Umfeld mit Grün drumherum dazu.
Bebauungsplanänderung
Da der Bebauungsplan „Ortsmitte Wyhlen“ aber bislang an Ort und Stelle nur kleine Baufenster für Einfamilienhäuser vorsieht, musste eine Änderung her. Diese ist mit der vom Gemeinderat vorgenommenen Billigung des Planentwurfs samt Beschluss zur Offenlage im Rahmen der zweiten Bebauungsplanänderung auf einem guten Weg.
Bleibt nur noch zu hoffen, dass Eidechsen keine amtlichen Unterlagen lesen können.
