Grenzach-Wyhlen Roche stellt sich breiter auf

Tim Nagengast
 Foto: Tim Nagengast

Pharma-Riese hält steigendem Innovationsdruck stand.

Grenzach-Wyhlen - Den ständigen Innovationsdruck und sich im Zuge der Digitalisierung bietende Möglichkeiten will die Firma Roche als Chance ergreifen. Der Grenzach-Wyhlener Pharma-Riese passt dafür nicht nur sein Produktportfolio an, sondern stellt sich auch insgesamt breiter auf.

„Biotech made in Germany ist weltweit sehr gefragt“, sagte Roche-Pharma-Vorstand Hagen Pfundner im Rahmen des Jahres-Standortgesprächs in Grenzach. Angesichts abgelaufener Patente drehe sich die Innovationsspirale aber immer schneller. „Die Zyklen werden immer kürzer“, hielt Pfundner fest. Gleichwohl sieht er das Unternehmen gut gerüstet. Ein wichtiger Baustein dabei sei die Portfolio-Transformation.

Nichtsdestotrotz musste der Pharma-Riese im vergangenen Geschäftsjahr in Deutschland einen Umsatzrückgang von 0,8 Prozent verdauen (wir berichteten ausführlich). Eine Zahl, die Pfundner freilich nicht zu hoch gehängt wissen wollte.

In erster Linie seien zwei Gründe ursächlich für das kleine Minus: die allgemein abflachende Wirtschaftsdynamik einerseits und der Patentablauf einiger Roche-Produkte andererseits. Bereits 2017 seien gewisse Nachahmerprodukte auf den Markt gekommen. Und diese seien natürlich günstiger, da deren Hersteller sich die Forschungs- und Entwicklungskosten sparen könnten. Als Beispiele zog Pfundner die beiden Medikamente „MabThera“ und „Herceptin“ heran, für die das Patent ausgelaufen sei. „Und dann ist das Preisniveau rasant gefallen“, sagte Pfundner und sprach in diesem Zusammenhang von einer „biosimilaren Erosion“.

Trotzdem werde Roche weiterhin „reiner Innovator“ bleiben und keine Fremdprodukte nachahmen, wenn deren Patente nicht mehr gälten. Das Unternehmen müsse und könne dem Innovationsdruck standhalten. Pfundner: „Es gelingt uns.“

Optimistisch stimmen ihn dabei die in diesem Kontext anstehenden fünf Zulassungserweiterungen und eine Neuzulassung von Produkten aus dem Hause Roche. Große Hoffnung ruhen beispielsweise auf „Tecentriq“, mit dessen Hilfe die Immunabwehr von Krebspatienten gegen den Tumor aktiviert werden könne. Pfundner: „Ein Meilenstein.“

Neue Möglichkeiten dank Digitalisierung

Ende dieses Jahres soll dann noch das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat „Polatuzumab“ zugelassen werden. Es soll Patienten, die an einer besonderen, seltenen Form von Blutkrebs leiden und eigentlich austherapiert sind, neue Hoffnung geben.

Neben der Erzeugung von „Biotech“ wird Roche aber auch zunehmend auf dem Feld der Digitalisierung aktiv beziehungsweise will die Chancen nutzen, die sich daraus auch im Sinne der medizinischen Forschung und Entwicklung ergeben. So hat der Pharma-Riese die beiden Firmen „Foundation Medicine“ und „flatiron“ gekauft, an denen er bisher schon Anteile hielt. Laut Hagen Pfundner ist „Foundation Medicine“ ein Pionier in der Sequenzierung und genetischen Analyse von Krebserkrankungen. Das Unternehmen „flatiron“ dagegen sei führend in der Digitalisierung von Krankenakten und bei der Auswertung von Daten aus der Routineversorgung. Beide Unternehmen passten daher besonders gut ins Portfolio von Roche, wie Pfundner ausführte.

Ziel sei eine (anonymisierte) Gewinnung von immer mehr Daten aus der Routineversorgung von Patienten, um die Informationen dann sinnvoll zusammenzuführen. Dazu zählen etwa Krankheitsverläufe und genetische Profile. Also – vereinfacht ausgedrückt – die globale Klärung einer Frage, wie: „Wem hat was, wann, wobei, warum und wie geholfen, und was können wir aus den gewonnenen Daten lernen?“ Daraus würden dann Algorithmen entwickelt. Damit könne die personalisierte Therapie in Zukunft enorm verbessert werden. „Das wird aber auch die Forschung fundamental beschleunigen“, ist der Vorstand der Roche Pharma AG überzeugt.

Roche in Zahlen

Am Standort Grenzach beschäftigt Roche Pharma aktuell 1507 Mitarbeiter aus 27 verschiedenen Nationen – Tendenz steigend. Zum Vergleich: 2009 arbeiteten 1198 Menschen im Werk Grenzach, 2014 waren es 1324 und 2017 bereits 1445. Die Frauenquote liegt bei 64,5 Prozent. Frauen stellen zudem 43 Prozent der Führungskräfte.

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