Grenzach-Wyhlen „Roter Klotz“ polarisiert

Tim Nagengast
Markante Optik mit hohem Wiedererkennungswert: Die Art und Weise, wie der Wyhlener Bahnhof umgebaut wurde, behagt nicht jedem. Foto: Tim Nagengast

Der Totalumbau samt energetischer Sanierung des Bahnhofs in Wyhlen wurde für die Gemeinde teurer als erwartet. Das prägnante Äußere war bereits im Planungsprozess umstritten und ist es noch immer, wie im Technischen Ausschuss zu erleben war.

„Roter Klotz“, „sehr ansprechend“, „zumindest eigener Stil“, „eines der meistdiskutierten Gebäude im Dorf“: Die Art, Weise und Anzahl der Wortmeldungen war genauso differenziert wie reichlich, als der Technische Ausschuss des Gemeinderats die Abschlussrechnung für die Bahnhofssanierung präsentiert bekam. Architektin Beate Kromer-Piek hatte dazu am Dienstagabend eine Präsentation mitgebracht.

Deutliche Aufwertung

In einem war sich das Gremium mit der Architektin jedenfalls einig: Wie sich der Bahnhof in Wyhlen heute präsentiert, ist eine deutliche Aufwertung im Vergleich zu dem, was bis vor etwa zwei Jahren noch Stand der Dinge war. Der bis dato triste, braun verklinkerte Bau mit giftgrünem Flachdach, versifftem WC, streng riechender „Pinkelecke“ und finsterem Durchgang bot wahrlich kein Schönes Entree ins Dorf. Zumal das Umfeld mit der Bahnhofstraße und dem Vorplatz ja bereits im Zuge des Querspangenbaus komplett verändert und aufgewertet worden war. Die Vollsanierung des Bahnhofsgebäudes, das der Gemeinde gehört, bildete dafür nun den Abschluss.

Dennoch ist nicht alles nach Wunsch gelaufen. So vermisste nicht nur Peter Weber (FW) das im Planungsprozess noch in Aussicht gestellte westliche Vordach für das Gebäude („Des find i e wengeli schad“). Das Dach sei aus Kostengründen weggelassen worden, sagte Kromer-Piek, was Weber wiederum mit „Da wird ein Projekt vorgestellt und dann im kleinen Kreis verändert“ quittierte. Die Kubatur des Bahnhofs sei jetzt völlig anders als zuerst versprochen.

Da bat die Architektin jedoch um Verständnis, dass man nicht jede kleinere Einzelmaßnahme in kommunale Gremien bringen könne, sondern so etwas mit dem Bauamt abkläre. Im übrigen erhalte sie überwiegend positive Rückmeldungen bezüglich des Gebäudes, sagte Kromer-Piek.

Der Totalumbau des mit rotbraunen Faserzementplatten versehenen Bahnhofsgebäudes hat insgesamt knapp über 473 000 Euro gekostet. Rund 300 000 Euro bezahlte die Gemeinde, 170 000 Euro schoss das Land über das LBBW-Förderprogramm „Ortsmitte Wyhlen“ zu. Dies entspricht einer Fördersumme von rund 36 Prozent. Insgesamt fielen die Kosten höher aus als geplant. Dies lag laut Bürgermeister Tobias Benz unter anderem an strengen Sicherheitsmaßnahmen, die die Deutsche Bahn für die gleisnahe Baustelle gefordert habe. Kromer-Piek zufolge entfällt allein darauf ein Teilbetrag von 50 000 Euro.

Künftig mehr Transparenz

Angesichts der „Vordach fehlt“-Debatte“ sicherte Benz den Gemeinderatsmitgliedern zu, bei planungstechnischen Veränderungen, die das äußere Erscheinungsbild betreffen, in Zukunft „sensibler“ vorzugehen und „lieber mehrfach Rückkopplungen zu geben“. Zuvor hatte Katja Schäfer (SPD) beklagt, dass das Weglassen des Vordachs „so nicht die beste Variante“ gewesen sei.

Ralf Blubacher (FDP) hakte hier ein und sagte, dass man als Gemeinderat „draußen steht“ und in solchen Änderungsfällen „den Bürgern dann Antworten geben“ müsse. Das könne man aber nur tun, wenn die Verwaltung die Gremiumsmitglieder vorab über solche Änderungen informiert habe. Nichtsdestotrotz müsse man den zuständigen Sachbearbeitern im Bauamt „Fußfreiheit“ zugestehen, sagte Blubacher.

Heinz Intveen (SPD) findet das grunderneuerte Bahnhofsgebäude zwar „gelungen“, aber die Südseite des Gesamtareals sehe noch immer „verheerend“ aus. Dort bestehe noch Handlungsbedarf.

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