Grenzach-Wyhlen Schmuckstück der Weinbaugemeinde

Die Oberbadische
Keine fünf Stunden dauerte der Umzug der Zehnttrotte von den Winkelmatten in den Rosengarten an der Schlossgasse. Mit Präzision konnten die „Umzugshelfer“ das historische Gerät auf einen Tieflader hieven und an der neuen Ausstellungsstelle aufbauen. Der Verein für Heimatgeschichte freut sich über Spenden, die die Maßnahme finanziell unterstützen. Foto: Rolf Rombach Foto: Die Oberbadische

„Richter-Trotte“: Historische Presse von 1745 gestern mit schwerem Gerät an neuen Standort versetzt

Die Erleichterung stand nicht nur Helmut Bauckner ins Gesicht geschrieben. Kurz vor 13 Uhr verabschiedeten sich gestern die vier Mitarbeiter der Kranfirma, welche die rund acht Tonnen schwere „Richter-Trotte“ aus den Winkelmatten an die Stelle des ehemaligen Grenzacher Badehauses an der Schlossgasse brachten.

Von Rolf Rombach

Grenzach-Wyhlen. Bürgermeister Tobias Benz schaute selbst kurz vorbei und freute sich, dass die historische Weinpresse demnächst öffentlich zu sehen sein wird. Eine Hand voll Zuschauer – zum Teil sogar aus der Schweiz – wohnten dem mehrstündigen Umzug ebenfalls bei.

Seit rund 180 Jahren befindet sich die Zehnttrotte im Besitz der Familie von Friedrich Richter. Unter der Bedingung eines ausreichenden Vandalenschutzes hat er der Gemeinde die beeindruckende Holzkonstruktion als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt. „Ich bin froh, dass es geklappt hat. Ich habe die letzten Tage schlecht geschlafen. Aber das ging nicht nur mir so“, lächelte Richter bei der Verladung.

Pünktlich um 8.30 Uhr begann diese in den Winkelmatten. Ein 60-Tonnen-Kran und ein zehn Meter langer Tieflader fanden ohne Probleme in die enge Straße. Nachdem kleinere Bauteile verladen waren, folgte die Umsetzung des mehr als 1200 Kilogramm schweren Trottengewichts. Dieser Trog war vermutlich einst mit Steinen beschwert, ist aber seit 1904 mit Beton ausgegossen, wie eine Inschrift belegt.

Etwas mehr als eine Stunde nach Beginn der Aktion befand sich die Trotte dann auf dem Tieflader. Die Befürchtungen, die von 1745 stammende Presse oder das Gewicht könnten beim Anheben vielleicht auseinanderbrechen, traten zum Glück nicht ein .

Nachdem alles fest verzurrt war, ging es im Schritttempo aus den Winkelmatten über die Hebelstraße zur Schlossgasse. Einzig ein Baum wurde kräftig durchgeschüttelt, als der fünf Meter hohe Transport am Friedhof vorbeirollte.

Am „Rosengarten“ war alles für die Aufstellung vorbereitet, die Straße gesperrt. Ein gemauerter Einlass für das Gewicht sowie acht Steinquader, auf denen die Trotte abgestellt werden sollte, sind seit einigen Tagen fertig. Am kommenden Montag folgt die Überdachung der Anlage.

Kleine Probleme bereitete dem Kranfahrer die Stromleitung über dem Gelände. Doch die Präzisionsarbeit des eingespielten Teams lief wie ein Uhrwerk, das auch Helmut Bauckner begeisterte: „Toll, wie ruhig und schnell die Arbeiten laufen.“ Voll des Lobes war der Vorsitzende des Vereins für Heimatgeschichte auch für die Gemeinde Grenzach-Wyhlen, die das Projekt schnell und unbürokratisch unterstützt habe.

Es sollte noch knapp zwei Stunden dauern, bis die Trotte und das Hebelgewicht im Urzustand miteinander verbaut waren. Doch nun kann der Betrachter endlich die Funktionsweise dieses historischen Zeitzeugnisses erahnen, das über mehrere Jahrhunderte in Grenzach in der Traubenverwertung eingesetzt war.

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