Grenzach-Wyhlen Sie kamen als bunter Haufen

Die Oberbadische
Kurt Paulus (rechts) dankte Referentin Claudia Greiner, die unterstützt von ihrem Mann Bernhard, einen informativen Vortrag über die Alamannen in Grenzach-Wyhlen hielt.Foto: Rolf Rombach Foto: Die Oberbadische

Alamannen-Vortrag von Claudia Greiner         

Über zwei Wochenenden hat der Förderverein Emilianum die Alamannen einem interessierten Publikum nähergebracht. Mit einer Freiluftausstellung im Emilienpark, einem Projekttag für Kinder in der Vorwoche und dem Vortrag von Claudia Greiner am Samstag bot der Verein um die Vorsitzenden Kurt Paulus und Sabine Müller-Grote ein abwechslungsreiches Programm für alle Altersklassen an.

Von Rolf Rombach

Grenzach-Wyhlen. Welche Spuren die Römer hinterlassen haben, ist vor allem in Grenzach hinlänglich bekannt – und von Bauherren durchaus gefürchtet. Doch wer folgte den Römern dereinst nach?

Referentin Claudia Greiner nahm sich der Frage für die Doppelgemeinde an und hatte dabei doch einige Mühen, entsprechende Belege zu finden, wie sie bekannte. Eine Vermutung der promovierten Archäologin: Es gab keine Kriege in der Gegend, die es zu dokumentieren gab. Mit der Rückverschiebung des Limes, der Grenzbefestigung des römischen Reiches, in Richtung Süden veränderte sich auch die Zusammensetzung der Bevölkerung.

Der Rhein als „nasser Limes“

„Die Alamannen sind Flüchtlinge, die sich hier niederließen“, erläuterte sie. Aufgrund der großen Durchmischung sei es daher nie zu einer wirklich gemeinsamen Identität und Stärkung des Volkes gekommen. Als Gegenbeispiel nannte sie Franken und Goten. Beide führten Königshäuser ein und erhöhten ihren Organisationsgrad. Letzteren gelang es dadurch sogar, das große und bedeutende Rom einzunehmen.

Am „nassen Limes“, der unter anderem aus Rhein, Donau und Iller bestand, siedelten sich Menschen an, nutzten den Handel mit den Römern. Fundamente römischer Türme am Schweizer Rheinufer sowie der Brückenkopf bei Wyhlen zeugen noch heute von den (Grenz-)Befestigungen. Die Siedlung Hertenberg, oberhalb des Markhofes, stellte einst das alamannische Gegenstück dar, welches als strategischer Punkt optimal mit Blick gen Süden ausgelegt war.

Wo die Menschen linksrheinisch gelebt haben, lasse sich aber nicht mehr nachvollziehen, wie Greiner ausführte. Grund: Die Alamannen bauten ihre Häuser aus Holz. Während Grenzach anno 777 erstmals urkundlich erwähnt sei, könne man für Wyhlen nur archäologische Nachweise heranziehen, die zwischen 600 und 750 datiert seien. Rückschlüsse auf die Menschen in der Doppelgemeinde gibt es durch die entdeckte Bestattungskultur. In Grenzach sind bislang vier Gräber bekannt, in Wyhlen fünf sowie ein Feld mit rund 30 Grabstellen. Viele Funde stammen aus den 1920er und 1930er Jahren, als Häuser und Straßen ausgebaut wurden. Ein historisches Foto zeigte Walter Wetzel mit einem Steingrab, das beim Fundamentbau eines Hauses entdeckt wurde.

Viele Funde sind einfach verschwunden

Sehr vorbildlich waren zum Teil die Funde in Wyhlen dokumentiert worden. Einzelne Gräber waren mit vielen Details und Zeichnungen erfasst, etwa bezüglich der Grabbeigaben, der Lage und weiterer Auffälligkeiten wie Spuren von Holzkisten. Ob Tücher für die Leichen verwendet wurden, lässt sich nicht sagen, da sich Stoffe nicht erhalten haben.

Was mit den gemachten Funden passierte, konnte Claudia Greiner auf Nachfrage allerdings nicht beantworten. Dies galt auch für die Frage, was aus dem Gräberfeld bei Herten auf Höhe des Recyclinghofes wurde. Das Feld mit rund 600 Gräbern aus 200 Jahren gehörte zu einem Dorf mit 50 bis 100 Einwohnern.

Denken in Landesgrenzen

Ein Nachteil der Aufarbeitung des Lebens der Alamannen stellt das heutige Denken in Grenzen dar, wie die Referentin ausführte. Ob französische oder Schweizer Arbeiten – sie enden wie deutsche Untersuchungen an den nationalen Linien. Nur eine einzige Arbeit konnte Greiner finden, die 1981 grenzüberschreitend das Leben der Alamannen beleuchtete. Zur Aufstellung der Funde im Dreiländereck gestaltete daher Bernhard Greiner eigens für den Vortrag eine Übersicht, die entsprechend den Grenzverlauf verdeutlichte.

Kurt Paulus dankte der Referentin für den spannenden Einblick in die Wurzeln der Gemeinde. Er zeigte sich sehr zufrieden über die Resonanz der Bevölkerung bei den Veranstaltungen an beiden Wochenenden.

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