Von Willi Vogl Grenzach-Wyhlen. „Was machen die immer für einen Zirkus um „Klassikanderswo“" Jetzt machen wir wirklich Zirkus“, begrüßte Peter Weber launig das Publikum zum inzwischen sechsten Konzert dieses einzigartigen Grenzach-Wyhlener Konzertfestivals. Mit etwa 500 Gästen war das extra für den Anlass auf den Zielmatten aufgebaute Zirkuszelt voll. Mit von der Partie war auch wieder Olga, die schwarz-scheckige Pappmachékuh, die der Künstler Heiko Arnold als fliegendes Maskottchen dem Konzert beisteuerte. Die Gebrüder Frank Amrein (Trompete) und Dirk Amrein (Posaune) eröffneten den Abend vor dem Zelt mit kleinen Preziosen von Johann Sebastian Bach und setzten ihr geschmeidiges instrumentales Zwiegespräch mit Jazzstandards im Zelt fort. Der musikalische Leiter Georg Dettweiler präsentierte im diesjährigen Konzert zwei Publikumsmagneten, von denen Camille Saint-Saëns „Der Karneval der Tiere“ auch programmatisch mit dem Thema Zirkus verbunden war. Im ersten Konzertteil widmeten sich Fumi Dettweiler (Klavier), Nadia Strijbos (Violine I), Imke Engel (Violine II), Alessandro D’Amico (Viola) und Georg Dettweiler (Violoncello) dem vielgestaltigen Klavierquintett No.2 von Antonín Dvorák. Durch Georg Dettweilers Geständnis, dass er bei diesem Werk vor 17 Jahren seine Frau kennengelernt hatte, schien Dvoráks Musik an diesem Abend eine besondere emotionale Wirkung zu entfalten. Man konnte hier im thematisch gewichtigen Kopfsatz starke Kontraste zwischen knackigen Artikulationen im Forte und samtigen Pianostrichen erleben. Nach der tief seufzenden Viola Alessandro D’Amicos und lustigen Pizzikato-Effekten fühlte man sich in der Dumka genüsslich in den spannungsreichen Konflikt zwischen einem mäandernden Thema mit Triolen und begleitenden Sechzehntel-Gruppen verstrickt. Allzeit differenzierte Tongebung Das Ensemble entwickelte für die mannigfaltigen, oft folkloristischen Gestalten des Quintetts eine allzeit differenzierte Tongebung. Die Musiker berührten mit säuselnd sehnsuchtsvollen Klängen in klaren Konturen ebenso, wie mit quirlig zupackenden Passagen oder wild wogender Klangentfaltung. Zudem garantierte die auf allen Plätzen sehr gute Akustik besten Genuss. Der konnte auch durch die gelegentlich auftretenden Verkehrsgeräusche von draußen kaum beeinträchtigt werden. Tamás Vásárhelyi, der Erzähler von Camille Saint-Saëns „Der Karneval der Tiere“, griff auf eine besonders kindgerechte Textfassung mit zwei Affenkindern als quäkende Kommentatoren des Karnevals zurück. Vásárhelyi kleiner Sohn Milan spielte dabei die bezaubernde Rolle des kindlichen Assistenten. Als lustvoll differenzierender Lautimitator mit dem feinen Gespür eines erfahrenen Musikers für gutes Timing erweckte er die unterschiedlichen Tiere zu packender Lebendigkeit. Szenische Anreicherungen wie die Zubereitung eines Mahles für die Affenfamilie oder die poetische Seifenblasenproduktion analog zur Erzeugung der musikalischen Luftbläschen bei den Aquariumsfischen intensivierten die klangliche und sprachliche Ebene. Nicht nur die zahlreichen Kinder im Publikum hatten dabei größtes Vergnügen. Szenische Varianten gab es auch in der Musik, etwa als die beiden Pianistinnen Nadia Belneeva und Fumi Dettweiler augenzwinkernd phasenverschobene Tonleitern inszenierten. Schöne und präzise Farben steuerten überdies Flötistin Isabelle Schmöller mit agiler Zunge im Vogelhaus, Klarinettist Francesco Negrini mit weihevollen Kuckucksrufen aus dem Publikumsraum, Schlagzeuger Christian Rombach mit herrlich knochigem Xylophonspiel und Kontrabassist Daniel Rombach mit rustikalem Elefantentanz in außergewöhnlich großer dynamischer Bandbreite bei. Dieser Karneval der Tiere war einmal mehr eine tierisch gute Bildungsreise für die Kinder und ein exzellenter Konzertgenuss für jung gebliebene Erwachsene.