Grenzach-Wyhlen Unterschriften gegen Wasserstoffanlage

Die Oberbadische

Eine neue Bürgerinitiative will die Pläne von Energiedienst am Kraftwerk Wyhlen verhindern

Die Firma Energiedienst (ED) plant auf dem Gelände des Wasserkraftwerks Wyhlen den Bau einer Anlage zur Erzeugung von Wasserstoff (wir berichteten). Dagegen formiert sich nun Widerstand. Am Wochenende hat sich eine „Bürgerinitiative gegen Chemie“ (BI) gegründet.

Grenzach-Wyhlen. In der BI engagieren sich nach Angaben eines ihrer Sprecher, Michael Kempkes, in erster Linie Anlieger der Siedlung „Am Wasserkraftwerk“. Die Fäden laufen bei Kempkes und Mario Fasulo zusammen. Ersterer hat gestern in den Poststellen von Grenzach und Wyhlen Listen ausgelegt, um Unterschriften gegen die Pläne von ED zu sammeln.

Angst vor hohem Gefahrenpotenzial

Im Gespräch mit unserer Zeitung betont Kempkes, dass sich die Initiative keineswegs gegen Energiedienst als Unternehmen – „Ich bin da selbst zufriedener Kunde“– oder gegen moderne Technologien wie die Wasserstoff-Elektrolyse richte. Das Problem sei lediglich der Standort direkt neben dem Wasserkraftwerk – und somit nur rund 50 bis 60 Meter von der Kraftwerk-Siedlung entfernt. „So etwas baut man doch nicht in ein Wohngebiet“, findet Kempkes. Schließlich habe die Wasserstofferzeugung „ein Potenzial, das niemand abschätzen kann – auch nicht Energiedienst“. Die geplante „Power-to-Gas“-Anlage sei an diesem Standort einfach zu gefährlich. „Wenn da etwas hochgeht, wenn es eine Verpuffung gibt, dann ist unsere Siedlung weg“, fürchtet Kempkes. Als Beispiel nennt der BI-Sprecher, der seit elf Jahren in dem Häusergrüppchen am Kraftwerk lebt und arbeitet, den Fall des Industriegase-Herstellers Linde. An dessen Standort Burghausen in Oberbayern war es vor rund einem Jahr zu einer Verpuffung gekommen, die einen Millionenschaden angerichtet hatte. Hinzu komme eine drohende „Verschandelung des Naherholungs- und Naturschutzgebietes am Wyhlener Altrhein durch eine Chemieanlage“.

Kritik an „Zweckbau“

Und auch an der von ED geplanten Leichtbauhalle für die Anlage stößt sich die „Bürgerinitiative gegen Chemie“. Das Wasserkraftwerk ist laut Kempkes „ein Aushängeschild auch im architektonischen Sinne“, da störe ein „Zweckbau“ das historische Ensemble.

Eines will der BI-Sprecher klarstellen: „Unsere Initiative richtet sich nicht gegen Wasserstoff oder seine Erzeugung, es geht allein um den Standort.“ Und: „Energiedienst ist ein Stromerzeuger und kein Chemieproduzent.“

Mangelnde Kommunikation?

Im Namen der BI hat Kempkes nach eigenen Angaben gestern alle Mitglieder des Gemeinderates, die Gemeindeverwaltung sowie das Regierungspräsidium angeschrieben, um auf das Anliegen der Initiative aufmerksam zu machen. „Es geht ja nicht nur um uns, die wir hier am Kraftwerk leben“, sagt Kempkes, „wir haben auch viele Unterstützer aus dem Dorf.“ Mario Fasulo und er selbst sowie weitere Nachbarn hätten bereits vor Monaten eine Liste von Fragen an die Firma Energiedienst geschickt. Diese Liste sei zwar soweit beantwortet worden, eine von ED für den vergangenen April in Aussicht gestellte Bürgerinformationsveranstaltung habe aber nie stattgefunden. „Erst jetzt, wo sich Widerstand regt, jetzt auf einmal soll sie plötzlich stattfinden – und zwar im November“, ergänzt Michael Kempkes.

Weitere Informationen: In Kürze soll die Webseite www.bi-gegen-chemie.de online gehen. Die Unterschriftenliste will die Bürgerinitiative in etwa zwei Wochen auswerten

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