Grenzach-Wyhlen Vom Leben in zwei Welten inspiriert

Jürgen Scharf
Der Island-Fan und Tierfreund Martinj. Foto: Jürgen Scharf

Seit zehn Jahren gibt es die Galerie Plots Art im ehemaligen Postgebäude in Grenzach. Dies wird mit der Ausstellung „Hier wie dort“ des Basler Malers Martinj gefeiert. Zugleich gibt es einen Abschied, denn Kerstin Mehle geht in den Ruhestand.

Die Galerie Plots Art feiert das zehnjährige Bestehen mit einer Ausstellung des Basler Malers Martinj. Kerstin Mehle verabschiedet sich aus dem aktiven Galeriebetrieb, Fritz Rumpf macht allein weiter. „Hier wie dort“ heißt die Ausstellung zum Zehnjährigen in der Galerie Plots Art. Das könnte man verstehen als Beziehung zwischen Grenzach und Basel, denn der Maler Martin J. Meier, der sich mit Künstlernamen Martinj nennt, lebt am Rheinknie. Doch der Titel meint noch etwas anderes, nämlich die beiden Welten, in denen Martinj seit vielen Jahren zu Hause ist und die ihn künstlerisch beschäftigen: die Schweiz und Island.

Island als Inspiration

Bei Island, dieser Insel im Nordatlantik, denkt man zuerst an heiße Quellen und Geysire, Vulkane, Gletscher und Fjorde. Zuletzt hat der Künstler zehn Monate auf Island verbracht, zusammen mit seiner Tochter. Im harten isländischen Winter bewohnte er ein kleines Häuschen am Fjord. Und das sieht man als stilisierte Ortschaft in einem Bild, das im Hintergrund die Berglandschaft zeigt.

Island ist für Martinj das, was man als Inspiration bezeichnen könnte. Er selber spricht von „Sehnsuchtsbildern“, aber er zeigt in Grenzach nicht die touristischen Hotspots, sondern seine Sicht der rauen, unwirtlichen, aber faszinierenden Insel, vor allem der Tiere und der Natur.

Total verliebt

Martinj, seit 40 Jahren Island-Fan und total in das Land verliebt, malt nicht naturalistisch, sondern expressiv, surreal, in leuchtenden Farben und teils spezieller Rastertechnik. Das blaue Pferd lässt natürlich gleich an Franz Marc denken; drei Pferdebilder hat er aus Island mitgebracht. Von dort stammt auch das schöne Schaf mit Hörnern auf einer Blumenwiese, das auf der Einladung den Betrachter so freundlich anguckt, und das Schneehuhn. Nicht zu vergessen die knopfäugige Robbe auf dem Eis, die fast schon menschliche Züge hat.

Schnelle Auffassungsgabe für Physiognomien

Der aus Chur stammende Maler zeigt in der heimeligen Atmosphäre der Grenzacher Galerie auch Waldbilder, den Rheinfall bei Schaffhausen und als Referenz an seine bergische Herkunft aus Graubünden einen Bergsee und Tannen in tiefem Blaugrün.

Martinj hat aber auch eine schnelle Auffassungsgabe für menschliche Physiognomien. Die beiden Galeristen Kerstin Mehle und Fritz Rumpf verweisen auf seine Webseite, auf der Martinjs Porträtaktion von seinem letzten Aufenthalt in Island dokumentiert ist. Er hat 80 Bewohner mit Kohlestift porträtiert, mit schneller Hand in jeweils einer halbstündigen Sitzung. Das hat auf der Insel sehr großen Anklang gefunden, sogar das einheimische TV berichtete darüber und die lokalen Honoratioren waren begeistert, sodass man diese Aktion nun auch in Grenzach wiederholt.

Porträts zeichnen

Das Familienzentrum hat beim Herbstfest am 9. November grünes Licht signalisiert, und es stehen weitere Termine an, zu denen der Menschenzeichner Martinj Leute porträtiert. Seine Fertigkeiten hat er an einer italienischen Kunstakademie gelernt. Mitte Dezember will man die Porträtserie in der Plots Art zeigen. Es ist eine der letzten Kunstschauen und Aktionen, die Mehle und Rumpf zusammen veranstalten. Mehle scheidet nach zehn Jahren Plots Art als Geschäftsführerin aus. Sie geht in Rente, bleibt aber der Galerie verbunden und will im Hintergrund ihren langjährigen Kompagnon weiter unterstützen. Fritz Rumpf macht die Ausstellungen im ehemaligen Postgebäude allein weiter.

Was hinter dem Namen „Plots Art“ steckt

Bei dieser Gelegenheit kann man auch erfahren, was hinter dem Namen „Plots Art“ eigentlich steckt. „Plot“ ist ein Begriff aus der Filmszene, bedeutet Handlung, filmische Erzählung, und „Art“ verweist auf die Kunst. Die beiden Galeristen kommen selbst aus diesem Umfeld, Mehle vom Fernsehen, Rumpf von Film und Fotografie. Mehle war früher aktiv im TV als Produktionsdramaturgin beim Dauerbrenner „Lindenstraße“ und Serienautorin bei der Arztserie „In aller Freundschaft“, wechselte dann als Medienwissenschaftlerin an die Universität Basel.

Es geht weiter in der Galerie

Rumpf ist in vielen Medien tätig, als Fotograf, Schriftsteller, Drehbuchautor, Filmproduzent. Die beiden Galeristen ergänzen sich gut, haben in ihrer Zeit an die 30 Ausstellungen mit Künstlern aus der Region organisiert, sechs Filme zu unterschiedlichen Themen produziert, Drehbuch, Regie und Kamera immer zusammen gemacht, und in der Galerie vier Talk-Runden über Gott und die Welt veranstaltet.

Auch wenn sich Mehle nun in die zweite Reihe verabschiedet, geht es in der Kreativwerkstatt in der denkmalgeschützten „Alten Post“ auch nach dem Jubiläumsjahr weiter.

Ausstellung

„Hier wie dort“
ist bis 22. November, Mi 17-19, Sa 14-17 Uhr in der Galerie Plots Art in Grenzach-Wyhlen zu sehen. Finissage 19-21 Uhr. Porträtaktion von Martinj am 9. November, 15-17.30 Uhr und 29. November 18.30-21 Uhr im Familienzentrum Grenzach.

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