Als im Jahr 1897 die Firma Hoffmann-La Roche in Grenzach ihre Produktion aufnahm – genau ein Jahr, nachdem die Firma in Basel gegründet worden war – konnte sich wohl niemand vorstellen, welche Bedeutung sie einmal für Grenzach haben würde.
Ortsgeschichte: In Grenzach findet man noch heute bauliche Zeugnisse des industriebedingten Zuzugs
Als im Jahr 1897 die Firma Hoffmann-La Roche in Grenzach ihre Produktion aufnahm – genau ein Jahr, nachdem die Firma in Basel gegründet worden war – konnte sich wohl niemand vorstellen, welche Bedeutung sie einmal für Grenzach haben würde.
Von Helmut Bauckner
Grenzach-Wyhlen. Bereits 1893 hatte sich die Basler Seidenbandweberei Seiler am Hörnle niedergelassen; 1898 kamen die Tapetenfabrik Salubra und die chemischen Werke Geigy und 1900 die Seidentuchfabrik Stäubli dazu.
Die 90er Jahre des 19. Jahrhunderts waren Aufbruchsjahre, Gründerjahre, die dem Bauern- und Winzerdorf Grenzach, das durch die Entdeckung der Heilquelle sich schon auf dem Weg zu einem Kurort wähnte, eindeutig den Weg in Richtung Industriestandort wiesen. Das bedeutete einen Bevölkerungszuwachs; Katholiken kamen ins Dorf, weshalb man 1905 die erste katholische Kirche gebaut hat. Ein neues Schulhaus war schon 1902 nötig geworden, und Wohnraum für die Fabrikarbeiter musste auch geschaffen werden, damit diese nicht von Basel herkommen mussten.
Gartenstadt-Prinzip wie in Weil am Rhein
So baute Geigy an der Köchlinstraße bereits 1898 Arbeiterhäuser, die Firma Seiler Werkswohnungen im Ortsteil Hörnle, also ebenfalls in Fabriknähe, und 1921 verwirklichte die Hoffmann-La Roche ihre Pläne. Während die Wohnblöcke am Hörnle und die Arbeiterhäuser in der Köchlinstraße inzwischen der Spitzhacke zum Opfer gefallen sind, haben die Roche-Häuser denkmalwürdigen Status. Und das nicht ohne Grund, verkörpern sie doch das Konzept der Gartenstadt, welches zu Beginn des 20. Jahrhunderts, zu einer wegweisenden Idee in der Stadtplanung wurde. Ein klassisches Beispiel dafür ist die ehemalige Eisenbahnersiedlung auf der Leopoldshöhe in Weil am Rhein.
Die Grenzacher Planung von Architekt Hertel aus Badenweiler unterscheidet sich von jener in Weil dadurch, dass man nicht nur Arbeiterhäuser und -wohnungen an der unteren Bärenfelsstraße geplant hat, sondern an der oberen Bärenfelsstraße sogenannte Beamtenhäuser. Und weiter oben, in bester Hanglage, zwei Direktorenvillen. Die Arbeiterhäuser entsprechen mit ihren Gärten ganz der zweckmäßigen Formgebung der 1920er Jahre, die trotz mancher Um- und Anbauten immer noch gut zu erkennen ist.
Erfreulicherweise haben die sogenannten Beamtenhäuser für die leitenden Angestellten an der oberen Bärenfelsstraße und an der Basler Straße ihr ursprüngliches Erscheinungsbild vollständig erhalten. Das gilt auch für Details wie Sprossenfenster, Eckquaderungen, Gestaltung der Eingänge bis hin zu Gartenzäunen und Gärten.
Auch die beiden Direktorenvillen strahlen immer noch im alten Glanz, stehen allerdings nicht mehr alleine wie auf der Postkarte von 1928. Bei allem sozialen Engagement der Hoffmann-La Roche war man jedoch auf eine gewisse hierarische Distanz bedacht. Alte Grenzacher wissen vielleicht noch, dass man den Hang mit den Villen Goldhügel, die obere Bärenfelsstraße mit den Beamtenhäusern Frankenstraße und die untere Bärenfelsstraße mit den Arbeiterhäusern Pfenniggässle genannt hat.
Es bleibt zu hoffen, dass die inzwischen in private Hände übergegangenen Gebäude noch weitere hundert Jahre unverändert an die Frühzeit der Firma Hoffmann-La Roche und ihre Bedeutung für Grenzach erinnern.