Grenzach-Wyhlen „Wir wollen nur Fußball spielen“

Die Oberbadische
„Schlaglöcher“ als Stolperfallen, aufgerissener Rasen und Lehm: Einer der zwei Sportplätze im Grenzacher Grienboden ist de jure tatsächlich ein „eingesäter Acker“. SG-Vorsitzender Bernd Kemper (links) und Jugendleiter Bernd Maier hoffen auf eine gute Lösung im Sinne des Fußballsports in der Doppelgemeinde. Foto: Tim Nagengast Foto: Die Oberbadische

Kunstrasenplatz: Die SG Grenzach-Wyhlen hofft auf eine langfristige und zukunftsichernde Lösung

Teile des Gemeinderates tun sich inzwischen schwer mit der Idee, im Grenzacher „Grienboden“ einen Kunstrasenplatz zu bauen. Die finale Entscheidung soll das Gremium am 26. November fällen. Seit der jüngsten Gemeinderatssitzung ist die Führungsriege des Fußballvereins SG Grenzach-Wyhlen verunsichert. Auch ist das Thema emotional aufgeladen.

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. „Wir wollen eigentlich bloß Fußball spielen“, sagt Bernd Kemper und legt die Hand fest auf das runde Leder. „Und dazu braucht’s halt auch eine gewisse Infrastruktur.“ Gemeinsam mit Jugendleiter Bernd Maier sieht er im Grenzacher Sportheim gerade nach dem Rechten, als der Autor dieser Zeilen vorbeischaut. Eine gute Gelegenheit für einen Blick hinter die für Nicht-Kicker sonst zumeist geschlossenen Türen.

Sportheim ist ein Totalsanierungsfall

„Das dürfte alles noch original von 1964 sein. Man hat mal was aufgehübscht, aber sonst...“, lacht Maier mit bitterem Unterton, als er auf die beigefarbenen Kacheln in einem der Duschräume deutet. Sofern vorhanden, denn nicht jede Fliese ist noch da. Der Blick wandert durch den Raum: Risse hier und dort, abgeschlagene Seifenablagen, an den Decken Schimmel. Auch in anderen Räumen. „So ist das keinem mehr zumutbar, aber wir kriegen das hin. Vollsanierung!“, sagt Kemper entschlossen.

Denn die SG will – wie vorgesehen – eine halbe Million Euro in die Hand nehmen, um das marode Sportheim zu sanieren. Diese Summe stammt unter anderem aus dem Erlös des SV-Heims („Kickerstüble“) in Wyhlen, welches der Verein – wie von der Kommune im Rahmen des Sportstättenkonzeptes gefordert – veräußert hat. In diesem Zusammenhang will die Gemeinde der SG das in ihrem Besitz befindliche Sportheim im „Grienboden“ auf Erbpachtbasis überlassen. Wenn die Fußballer es sanieren.

„Und das können wir, denn das Geld ist da, und der Bauantrag ist auch schon genehmigt. Aber es geht halt nur, wenn wir wissen, woran wir sind und wie es hier weitergeht“, sagt Kemper. „Wir als SG sind quasi in Vorleistung getreten“, hält der Vorsitzende des rund 460 Mitglieder starken Vereins fest.

Container kosten die SG Monat für Monat Geld

Heißt: Wyhlen ist verkauft und leergeräumt. Die Materialien von dort – sowie etliches Weitere – werden derweil in Containern im „Grienboden“ gelagert, bis das Sportheim saniert und vernünftig nutzbar ist. „Diese Container kosten uns als Verein auch jeden Monat mehrere hundert Euro“, rechnet Kemper vor. Zwar habe der Sportbund eine Fördersumme von 80 000 Euro für die Sportheimsanierung in Aussicht gestellt. „Den Antrag dazu können wir aber nicht stellen, solange wir nicht der Eigentümer des Gebäudes sind“, ergänzt Kemper. Maier und er hoffen nun, dass der Gemeinderat am 26. November Nägel mit Köpfen macht und der SG damit die Marschrichtung vorgibt, was im „Grienboden“ geplant wird.

Dass sie einen Kunstrasenplatz favorisieren, daraus machen Kemper und Maier kein Hehl. Aufgrund der jahrelangen Vorplanungen und mehrfachen Projektvorstellungen im Ratsrund sei der Fußballverein davon ausgegangen, seine Spiele zukünftig auf Kunstrasen auszutragen. Nachdem sich viele Gremiumsmitglieder bei den fast zweistündigen Beratungen aber kritisch geäußert und intensiven Gesprächsbedarf angemeldet hatten, standen am Ende etliche SG-Vertreter mit bedröppelten Gesichtern vor dem Sitzungssaal (wir berichteten).

„Ich kann diesen drohenden Rückzieher wirklich nicht verstehen“, räumt Maier ein. Die Bedarfsanalyse (Stichwort: Platz- und Hallenbelegung) sei klar pro Kunstrasen ausgegangen, bekräftigt der Leiter der 248 Mitglieder starken Jugendabteilung. „Außerdem ist die vorliegende Planung Stand der Technik und berücksichtigt auch die kommende EU-Gesetzgebung“, ergänzt Kemper mit Blick auf die vorgesehen Verwendung von Kork- statt Kunststoffgranulat.

Verein hofft weiterhin auf Kunstrasenplatz

Gespräche führen Maier und er derzeit viele. Und genau deshalb sitzt der Frust tief. „Binzen hat gerade Kunstrasen bekommen, für Weil wurden dieser Tage gleich zwei Plätze beschlossen – und bei uns soll das jetzt kein Thema mehr sein?“, schüttelt Maier den Kopf.

Kemper hat folgenden Eindruck: „Ich vermute, dass einige Ratsmitglieder Angst davor haben, heute etwas zu beschließen, was in zehn oder 15 Jahren womöglich abgebaut werden müsste und dass man ihnen dies dann negativ ankreiden könnte.“ Maier ergänzt: „Aber wer weiß schon, was in 15 Jahren ist? Niemand weiß das.“

Beide sind nach eigenem Bekunden „zuversichtlich, dass der Gemeinderat abwägt und erkennt, was richtig ist, wenn der Fußball in der Doppelgemeinde eine Zukunft haben soll“. Und dazu gehöre eine zeitgemäße Infrastruktur mit Kunstrasen.

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