Häg-Ehrsberg Der Messias ließ sich nicht blicken

Hans-Jürgen Hege
Eine etwas andere Weihnachtsgeschichte präsentiert das Theater in den Bergen in Ehrsberg. Foto: Hans-Jürgen Hege

Theater in den Bergen: Premiere der Tragikomödie von Patrick Barlow in Ehrsberger Scheune.

Häg-Ehrsberg - Wie Pilze sprießen sie überall aus den Böden, die Geschichten rund um die Geburt des „Messias“, der den Menschen vor 2018 Jahren das Paradies in himmlischen Gefilden verhieß und der gläubigen Christen die endgültige Erlösung nach ihrem Tod in Aussicht stellte. Am Samstag kam nun ein weiterer „Messias“ zur Welt, einer, den die Besucher der Tragikomödie aus der Feder von Patrick Barlow so schnell nicht vergessen werden, obwohl sie ihn in keiner der rund 120 Spielminuten zu Gesicht bekommen hatten.

Für die nachhaltige Wirkung dieser total anders laufenden Weihnachtsgeschichte sorgte das Trio Hermann Tittel, Oliver Dib und Antonia Tittel, die das Stück bei einem Besuch des Basler Theaters so faszinierte, dass sie beschloss, es im „Theater in den Bergen“ in Eigenregie aufzuführen.

Zum dritten Mal also startete in diesem Theater ein kunstvolles „Winter“-Abenteuer. Mit ihr selbst und mit Hermann Tittel unter anderem in der Rolle als „Erzengel Gabriel“, als „Hirte“, als „Maria“, und wie „Josef“ Oliver Dib immer wieder mal einfach nur als Mitglied des Schauspielertrios mit all seinen menschlichen Schwächen, zeigte dieses prächtige Trio bei der Premiere am Samstag in der voll besetzten Scheune vor uriger, zum Thema perfekt passender Kulisse keinerlei Schwächen. Keine Spur von Nervosität oder gar Lampenfieber, dafür imposante, schlagfertige Wortgefechte und Wortspielereien routinierter oder besser erfahrener, exzellenter Schauspieler, die das Publikum sichtlich beeindruckten und ebenso begeisterten wie die Gesänge des Möchtegern-Stars „Timm“ (Antonia Tittel) oder die Geburt des Messias, die Hermann Tittel in der Kurzrolle einer „Hebamme“ als „auf einer Schauspielbühne noch nie dagewesen“ angekündigt hatte.

„Der Messias“ erblickte nach einer locker vom Hocker eingestreuten Lehrstunde über „normale“ Geburten und solchen in Steißlagen in dunkler Häg-Ehrsberger Nacht das flackernde Kerzenlicht in der total verdrehten Welt eines ausgeflippten „König Herodes“ (wieder Tittel). Er erlebte, wie zwei „Schäfer“ – natürlich wieder das Duo Tittel/Dib – an seiner Wiege Wache schoben. Er bekam zumindest theoretisch den Besuch der Könige aus dem Morgenland mit, der fast ein wenig untergegangen wäre, weil der Schauspieler „Theo“ alias Oliver Dib nach ein paar „abfälligen“ Bemerkungen seines kauzigen Kollegen „Bernhard“ (Hermann Tittel) nur mit Mühe und einem von diesem heraufbeschworenen donnernden Applaus des Tränen lachenden Publikums davon abgehalten werden konnte, die Scheune eingeschnappt zu verlassen.

„Wir hoffen, dass es euch bei uns gefallen hat. Wenn nicht, einfach ganz viel trinken und alles vergessen“, hieß es am Ende aus berufenem Munde des Mannes, der während des Stücks im Hintergrund die Fäden zog und die Akteure, eine unsichtbare Katze und einen Messias, den niemand sah oder hörte, ins rechte Scheinwerferlicht rückte, so, wie er das an den Tagen nach der Premiere wieder tun wird.

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